Kapitel 4.1

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Als es am nächsten Morgen an ihrer Tür klopfte, war Alice bereits wach. Sie hatte nicht lange geschlafen und war schon recht früh am Morgen aufgestanden, als alle anderen noch schliefen. Zu dieser frühen Stunde hatte sie das Badezimmer ganz für sich allein gehabt.

Als Kate ihr Zimmer betrat, fühlte sie sich gleich viel weniger nervös.

"Guten Morgen", sagte Kate. "Hast du gut geschlafen?"

"Ja, ein wenig", entgegnete Alice. "Ich glaube es liegt daran, dass ich ein bisschen nervös bin."

"Das musst du nicht sein. Wir sind ja die ganze Zeit zusammen unterwegs. Und wenn irgendwas schief läuft, helfe ich dir." Alice lächelte dankbar.

"Das hier ist deine Uniform", sagte Kate und hielt Alice ihr Arbeitskleid hin.

Vorsichtig entfaltete sie es und betrachtete es von allen Seiten.

"Das ist hübsch", sagte Alice. Das Kleid war dunkelgrau und etwa knielang. Am Ausschnitt hatte es mehrere kleine Knöpfe und über dem Rock lag eine weiße Schürze, die im Rücken zu einer Schleife gebunden wurde. An Kate, die diese Uniform bereits trug, sah es sehr niedlich aus.

"Los, zieh es schnell an. Ich will sehen, wie du darin aussiehst", drängte Kate. Alice beeilte sich, die Kleidung zu wechseln.

"Das steht dir wirklich gut", sagte Kate. Gerne hätte Alice ihr Outfit selbst betrachtet, doch in ihrem Zimmer gab es keinen Spiegel.

"Wirklich?", fragte sie deshalb unsicher.

"Ja, wirklich", versicherte Kate und lächelte. "Irgendwie auch ein bisschen sexy."

"Sexy?!" Alice erschrak ein wenig über diese Feststellung. Noch nie hatte sie jemand als sexy bezeichnet.

"Ja, aber nur dezent. Keine Angst, es sieht nicht unanständig aus. Außerdem haben die Männer hier im Haus Anstand." Sie zwinkerte versöhnlich. Alice blieb nichts anderes übrig, als ihr zu glauben.

"Na, dann. Bist du bereit?", fragte Kate.

"Ja." Alice nickte.

"Gut, dann los!" Kate schnappte sich Alices Hand und zog sie mit sich in den Flur hinaus. Sie schien gut gelaunt zu sein.

"Erst mal frühstücken", sagte Kate und streckte sich dabei.

Alice war etwas erstaunt, als sie die Küche betrat. Der Tisch war bereits gedeckt und es standen Brötchen, verschiedene Käse- und Obstsorten, mehrere Gläser Marmelade sowie eine große Kanne bereit. Kate nahm sich eines der Brötchen und bestrich es mit Erdbeermarmelade. Dann goss sie sich eine herrlich duftende Tasse Tee aus der dampfenden Kanne ein.

"Möchtest du auch Tee?", fragte sie. "Ich glaube heute ist es eine Fruchtmischung."

"Ja gerne", entgegnete Alice.

"Hat Shiki das alles vorbereitet?", fragte Alice. Kate schüttelte den Kopf.

"Nein, für das Frühstück ist Thomas zuständig." Alice verschluckte sich vor Schreck an ihrem Tee. Das hatte sie nicht erwartet.

"Shiki kann gut kochen, aber im Tee zubereiten ist er eine Niete. Da lässt Thomas ihn nicht mehr ran. Tee ist nämlich sein Spezialgebiet. Frag ihn aber bloß nie, ob du da Milch oder Zucker rein machen kannst. Da wird er wirklich unausstehlich", sagte sie amüsiert. Unausstehlicher als bisher? Alice mochte sich gar nicht vorstellen, was das bedeutete.

"Ich werde es mir merken", entgegnete sie und nippte erneut an ihrem Tee. Er schmeckte ausgezeichnet. Gerne hätte sie gewusst, welche Früchte er enthielt. Doch Thomas das zu fragen, traute sie sich nicht. Wahrscheinlich würde er es sogar eher als Beleidigung empfinden, weil sie nicht in der Lage war die einzelnen Aromen herauszuschmecken und sie konnte es sich wahrlich nicht leisten noch weiter in seiner Achtung zu sinken.

The Story of AliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt