Kapitel 5.2

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"Naja und Cordelia ist eben meine Cousine. Wir sind ja fast gleich alt und kennen uns also praktisch schon unser ganzes Leben lang. Wir haben als Kinder viel zusammen gespielt, aber irgendwann fand Cordelia Jungs wohl doch interessanter als mich. Sie ist dann lieber mit ihnen ausgegangen, als mit mir etwas zu unternehmen. Da waren wir so ungefähr Vierzehn oder Fünfzehn. Aber ich hab es ihr nachgesehen. Das die Jungs bei ihr Schlange stehen, hat mich zwar ein bisschen gewurmt, aber ab und zu durfte ich dann auch mal mit ins Kino oder so. Thomas war dafür ja nicht so zu haben und alleine durfte ich abends nicht weggehen. Es hatte also manchmal auch Vorteile. Ich hatte sogar mal ein Date mit dem Bruder von einem von Cordelias Freunden, aber das war leider ganz übel. Er hat während des Film dauernd gequatscht und sich darüber lustig gemacht. Sein Lieblingssatz war 'Im Buch war das aber ganz anders'". Kate äffte seine Stimme auf sehr witzige Art und Weise nach. "Außerdem hat er seine Limo auf meinem Rock verschüttet."

"Das klingt wirklich nach einem sehr romantischen Date", sagte Alice und lachte.

"Das Schlimme daran war, dass er sich trotz allem Chancen bei mir ausgerechnet hat und mich wiedersehen wollte. Cordelia hat ihrem Freund dann gesagt, dass er seinem kleinen Bruder nahelegen sollte mich besser zu vergessen. Damals hab ich ihm bestimmt wehgetan. Manchmal glaube ich, dass mein Pech in der Liebe vielleicht die Strafe dafür ist."

"Ach, das ist doch Unsinn", entgegnete Alice.

"Meinst du?", fraget Kate, die wenig überzeugt schien. Alice nickte.

"Viel gemeiner wäre es gewesen, wenn du ihn wieder getroffen hättest, obwohl du ihn nicht mochtest und ihm damit falsche Hoffnungen gemacht hättest." Kate sah aus, als müsse sie über Alices Worte tiefgehend nachdenken.

"Hattest du schon mal ein verkorkstes Date?", fragte sie.

"Nein, ich hatte ehrlich gesagt noch überhaupt kein Date."

"Wirklich? Bist du noch nicht mal mit einem Jungen Eis essen gegangen oder so?"

"Nein, dafür hatte ich ja gar kein Geld."

"Bei einem Date bezahlt aber ja eigentlich auch derjenige, der dazu eingeladen hat. Also in der Regel der Mann", sagte Kate.

"Das wäre mir unangenehm. Ich mag das Gefühl nicht, jemandem etwas schuldig zu sein. Wenn, dann möchte ich meinen Teil auch selbst bezahlen können."

"Aber in dem Fall ist es ja sowas wie ein Geschenk", beharrte Kate.

"Ja, aber wenn ich dabei merken würde, dass es nicht passt, dann würde ich mich schlecht fühlen. So als hätte ich ihn ausgenutzt."

"Ich glaube, du denkst einfach zu viel darüber nach", sagte Kate. "Cordelia hat mal gesagt, man soll die Chancen, die sich einem bieten nutzen. In ihrem Fall bedeutete das, dass sie die Jungs, die ihr praktisch zu Füßen lagen, alle einzeln angetestet und wieder fallen gelassen hat, wenn sie ihr nicht gefielen oder sie ihrer überdrüssig wurde."

"Nur, dass mir die Männer nicht in Scharen nachlaufen", sagte Alice und grinste. Kate grinste zurück.

"Das ist leider wahr", sagte sie und meinte damit mehr sich selbst.

Je länger sie sich mit Kate an diesem Abend unterhielt, desto lockerer und vertrauter fühlte sich die Atmosphäre um sie herum an. Sie war froh in Kate eine Freundin gefunden zu haben. Trotz all der interessanten Geschichten, die sie sich zu erzählen hatten, merkte Alice langsam, wie ihre Lider schwer wurden und sie ein Gähnen nicht mehr unterrücken konnte.

"Entschuldige, aber ich glaube so langsam wird es für mich Zeit fürs Bett", sagte Alice müde.

"Es ist ja auch schon spät", sagte Kate und blickte auf die Uhr. Die Zeiger der großen Wanduhr standen bereits auf halb elf.

The Story of AliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt