Kapitel 7.1

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Beim Frühstück am kommenden Morgen war Cordelia auffallend still und ihre Augen wirkten ein wenig gerötet. Stumm trank sie ihren Tee, den Thomas ihr aufgedrängt hatte. Heute war es eine Mischung aus Vanille und Zimt. Kate hingegen aß mit ungemindertem Appetit. Der Einzige, der mal wieder fehlte, war Shiki.

"Sag mal Cordelia, geht es dir heute irgendwie nicht gut?", fragte Kate.
"Nein, alles bestens", sagte Cordelia knapp.
"Aber du siehst ein bisschen mitgenommen aus."
"Ich hab gesagt, es ist alles in Ordnung", fuhr sie Kate an und setzte ihre Tasse ab.
"Ist ja gut", sagte Kate leicht verschreckt.
"Nein, es ist gar nichts gut", sagte Cordelia.
"Könntet ihr euren Streit vielleicht draußen vor der Tür austragen? Ich möchte meinen Morgen gerne in Frieden verbringen", sagte Thomas ärgerlich und blitzte Cordelia und Kate böse an.
"Dann sag deiner Schwester, sie soll nicht so indiskret sein!", entgegnete sie. Kate sah sie entsetzt an.
"Das kannst du mir auch direkt sagen", sagte Kate ärgerlich. "Außerdem bin ich nicht nur Thomas Schwester, sondern auch deine Cousine. Da darf ich mir doch wohl mal Sorgen machen." Es war das erste Mal, dass Alice sah, wie sich Kate aufregte. Sonst war sie immer die gute Laune in Person.
"Ich brauche aber niemanden, der sich um mich sorgt. Kümmer dich lieber um deinen eigenen Kram." Alice beobachtete die beiden mit wachsender Besorgnis.
"Was ist?", fauchte sie Alice plötzlich an.
"Nichts", entgegnete Alice, erschrocken über die Feindseligkeit in Cordelias Stimme.
"Ich sehe dir doch an, dass du etwas sagen willst. Also spuck es aus!", forderte sie.
"Ich... ich dachte nur, dass ihr euch nicht streiten solltet, weil..."
"Das reicht jetzt!", unterbrach Thomas sie und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass das Geschirr nur so klapperte. Mit einem Schlag war es still und alle Aufmerksamkeit lag auf ihm.
"Was ist denn hier los?", fragte Shiki, der gerade zur Tür hereinkam.
"Nichts, alles in Ordnung", sagte Kate und funkelte dabei Cordelia an.
"Okay", sagte er gedehnt und öffnete den Kühlschrank. Offenbar hielt er es für besser, sich nicht weiter einzumischen.
Alice beobachtete ihn dabei, wie er sich einen Joghurt herausnahm und dann wieder aus der Küche verschwand. Jedoch nicht, ohne ihr vorher ein kleines mitfühlendes Lächeln zu schenken. Alice wäre es lieber gewesen, er hätte sich zu ihr gesetzt. In seiner Gegenwart hätte sie sich etwas wohler gefühlt. Cordelia hingegen sah aus, als hätte man ihr Salz, statt Zucker in den Tee gemischt. Sie zog eine bittere Miene und rührte gleichgültig in ihrer halb vollen Tasse.
"Ich hoffe, du hast die heutige Ausfahrt nicht vergessen", sagte Thomas an Cordelia gewandt.
"Natürlich nicht", antwortete sie spitz.
"Eine Ausfahrt? Fahrt ihr etwa in die Stadt?", fragte Kate neugierig. Plötzlich war ihr Ärger wie weggeblasen.
"Es geht dich zwar nichts an, aber ja", entgegnete Cordelia.
"Hach, ich würde so gerne auch mal mit in die Stadt fahren", seufzte Kate. "Es ist schon so lange her, dass ich einkaufen war."
"Wir fahren nicht zum Einkaufen", sagte Cordelia. "Mrs. Red macht einen Besuch und ich werde sie begleiten."
"Oh, ach so...", sagte Kate.
"Du hast heute also genügend Zeit, die Familiengemächer zu säubern", sagte Thomas.
"Manchmal bist du ein echter Spielverderber!", sagte Kate.
"Wie dem auch sei, ich habe zu tun, also entschuldigt mich bitte. Cordelia, um 11 Uhr fährt der Wagen vor dem Haus vor", sagte Thomas.
"Das weiß ich", entgegnete sie.
"Ich würde dir empfehlen, deine Laune bis dahin unter Kontrolle zu bringen", sagte er mit Nachdruck und ein gefährlicher Unterton lag in seiner Stimme.
Nun saß Alice allein mit Kate und Cordelia in der Küche. Die Stimmung, die in der Luft lag, war noch immer angespannt.

"Ich werde mich jetzt für die Ausfahrt zurecht machen. Seht zu, dass ihr die Küche aufräumt, wenn ihr geht", sagte Cordelia und stand auf.
Als sie an Alice vorbei lief, musterte sie sie mit einem argwöhnischen Blick.
"Sag mal, was hast du da eigentlich in den Haaren? Das stört mich schon die ganze Zeit", fragte sie leicht provozierend und zupfte Alice etwas aus den Haaren. Cordelia hielt ein kleines weißes Blütenblatt zwischen ihren eleganten Fingern und betrachtete es verwundert. Der Blick mit dem sie Alice bedachte war eine Mischung aus Ärger und Traurigkeit.
"Interessant", sagte sie und ihre Lippen verzogen sich zu einem dünnen Strich. Achtlos ließ sie das Blatt auf den Boden fallen. Dann marschierte sie aus der Küche.
"Was hat sie denn jetzt schon wieder?", fragte Kate, die nur die Hälfte mitbekommen hatte, weil sie gerade damit beschäftigt gewesen war, sich etwas von dem heißen Tee nachzuschenken.

The Story of AliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt