"Zu Ehren unserer Prinzessin Scarlett Marie geben wir einen Ball zu ihrem 16. Geburtstag." Der Mann schreit über dem überfüllten Marktplatz und ich grinse leicht. Vorsichtig bahne ich mir einen Weg durch die Menschenmenge, den Kopf gesenkt, mit dem Ziel, niemand würde mich erkennen.
"Marie?" Ertönt eine wundervoll tiefe raue Stimme hinter mir. Lächelnd drehe ich mich um und schaue in sein Gesicht.
"Ty." Er hebt mich hoch und wirbelt mich einmal im Kreis bevor er mich sanft küsst.
"Du warst lange fort, Ty", sage ich schmollend und er stellt mich auf meine Füße. Ich streiche meinen Umhang glatt, der mein Kleid verbirgt und er sagt: "Ein paar Verbrecher sind vor dem König geflohen, es ist mein Beruf sie zu verfolgen und zu stellen. Das weißt du, Marie." Er nimmt meine Hände und zieht mich fort von dem Marktplatz. Ich lächle ihn strahlend an als wir am Fuße der alten Turmuhr stehen.Oh, wie habe ich ihn nur vermisst. Diese wunderschönen grünen Augen, die einen zu durchbohren scheinen. Seine kurzen, struppeligen braunen Haare, die so rau in meiner weichen Hand scheinen.
Er in dieser männlichen Uniform unserer Familie, alle Jäger tragen sie, doch Ty steht sie am Besten.Er zieht mich an seine Brust und streicht mir übers Haar.
"Wirst du dort sein?", frage ich ihn nuschelnd, auch wenn Mutter mich dafür tadeln würde.
"Die Prinzessin soll sehr schön sein...", beginnt er und ich knuffe ihn in seinen harten Oberarm. "Autsch."
Dann lachen wir beide und er küsst mich liebevoll.Viel zu schnell schlägt die Turmuhr Vier und ich muss mich von ihm verabschieden.
"Wir sehen uns auf dem Ball, Marie", flüstert er mir ins Ohr und beim Lauschen seiner Stimme kribbelt mein ganzer Körper.
"Ich liebe dich, Ty."
"Ich weiß", erwidert er arrogant und schenkt mir ein selbstgefälliges Lächeln, doch ich weiß er liebt mich auch.
Ich drehe mich um und husche über den Marktplatz zurück ins Schloss. In das Schloss meiner Familie.Die Fahnen hoch oben an den Türmen werden von einem weißem Delfin geziert, der auf hellblauem Grund schwimmt, das Wappen unseres Hauses.
Hastig laufe ich unter dem hohen Bögen hindurch, zu dem Dienstboten Eingang und dort wartet schon meine liebevolle Zofe und Freundin."Scarlett!", zischt sie aufgebracht und wirft einen hektischen Blick auf die große Turmuhr im Stadtzentrum. Ich eile auf sie zu und umarme sie.
"Danke Verá." Sie nickt nur kurz angebunden und zerrt mich nach innen, auf mein Gemach. Durch die hohen Gänge, vorbei an wundervollen Wandteppichen und anderen Dienern. Vorbei an gigantischen Kronleuchtern und wertvollen Vasen.
Erst in meinem Gemach wird sie ruhiger, reißt mir fast meinen Umhang herunter und lässt ihn tief in meinem Schrank verschwinden. Versucht meine Schuhe vom Straßen Dreck zu befreien und meine Frisur zu richten. Sie tut all diese Dinge hektisch aber genau, sie muss alles alleine machen, denn meine Gedanken sind noch immer bei Ty.Tyler Leger. Ein einfacher Jäger meines Vaters. Weit unter meinem Stand, weswegen wir uns heimlich im Dorf treffen müssen, auch wenn mir klar ist, dass das nicht für immer möglich sein würde. Denn jeden Sonntag reist ein neuer Edelmann ein. Sie kommen wegen mir. Denn meine Eltern sind ganz versessen darauf mich zu verheiraten, spätestens jetzt wo mein 16. Geburstag unmittelbar bevor steht.
Verá öffnet meinen Bauernzopf und meine langen dunklen Locken fallen über meine schmalen Schultern. Während Verá versucht meine Locken zu kämmen lasse ich das Blumenwasser meiner Rosen immer wieder gefrieren und auftauen. Es ist wie ein Mechanismus.
"My Lady? Sie müssen los", holt mich Verá zurück in die Wirklichkeit, ich taue das Wasser auf und erhebe mich. Ich streiche mein langes helles Kleid glatt und verlasse mein Gemach.
Ich schreite über den Gang und alle Mägden denen ich begegne machen hastig einen Knicks. Ich deute ein Lächeln an, manchmal neige ich den Kopf. Oft habe ich das Gefühl es wirkt alles einstudiert. Denn genau das ist es auch, es geht nur darum es zu vertuschen.
Kopf nach oben! Gerader Rücken! Lächeln! Höflich sein! Niemals lachen! Haltung bewahren! Keine Schwäche zeigen! Nicht zu viel Stärke zeigen!
Doch in meinen Augen wirken all diese Richtlinien lächerlich. Warum darf ich nicht lachen, ist es so undamenhaft?
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Unser Fluch
Fantasy-Weil wir zum Scheitern verurteilt sind- "Mein Name ist Scarlett Marie Jackson. Ich bin die Prinzessin von Lián." In einer Gesellschaft mit Elementbändigern kommt es öfter zu Kriegen, so darf es auch nicht sein das die Prinzessin vom Wasserkönigreic...