Ich lösche die Flammen nur mit einem Wimpernschlag, ich lasse zu das Jace mich an sich drückt und mir sanft über den Rücken streicht. Seine beruhigenden Worte erreichen mich zwar kaum, aber ich nicke einfach.
Tyler Leger, meine erste Liebe. Ein Verräter, ein Mörder und ein Vertrauensbrecher. Er liegt am Boden, mein Eis lässt ihm keine andere Wahl, auch wenn es unbequem aussieht und er entzürnt herum brüllt, verspüre ich nichts weiter als Gleichgültigkeit. Er ist armselig und bemitleidenswert, denn wie kann man Macht über alles andere stellen? Was für eine Art Mensch ist er und wie kann es sein das ich das so übersehen konnte?
Der Geruch von erloschen Flammen sticht in meiner Nase und die Blauenflecke überall auf meinem Körper pochen unangenehm. Nur am Rande bemerke ich wie Wachen herein stürmen und Tyler davon tragen, denn als ich Julé verweint in der Tür sehe, scheint alles andere bedeutungslos. Bestimmend löse ich mich von Jace und laufe auf die junge Prinzessin zu. "Was ist passiert?", frage ich leise und ziehe sie fort in den Flur wo es etwas ruhiger ist.
"Ich konnte ihn nicht sterben lassen. Ich habe dafür gesorgt das er fort kommt, doch was wenn das ein Fehler war und er mich nie geliebt hat?", fragt sie mich völlig aufgelöst. Ich sehe sie vor mir, im Arm von Timothy.
"Ich bin mir sicher er hat Euch geliebt, Prinzessin." Das wäre auch gut so, denn sonst hätte Julé einen gefährlich Mann auf freien Fuß gesetzt. Das ich diese Gedanken nicht vor ihr ausspreche, ist nur meine Angst um ihr Herz. Ich bin zuversichtlich das sie zu ihrer waren Liebe findet und ob Timothy das war, stellt sich dann schon noch heraus.-
Als ich später in mein Zimmer komme wartet eine Zofe auf mich, ein kleines süßes Mädchen, kaum älter als Zwölf. "Prinzessin, es ist mir eine Ehre eure Zofe sein zu dürfen. Eure Begleitung, Zofe und Freundin wurde vor etwa einer Stunde in die Kutsche zu Euren Eltern gesetzt.", sie will noch weiter reden aber ich unterbreche sie mit einer Handbewegung. Ihre Stimme ist monoton und der Text einstudiert, sie redet viel zu schnell durch ihre Nervosität und das geht mir gewaltig auf den Geist. "Wie heißt du?", frage ich einfach und scheine sie allein damit völlig aus dem Konzept zu bringen. Genervt seufze ich auf und ziehe mein zerstörtes Kleid aus, sie will mir direkt zur Hilfe eilen aber ich halte sie auf. "Lass mir einfach ein Bad ein."
Ich sehe zwar wie gestresst sie dadurch wirkt und normalerweise würde ich ihr jetzt sofort alle Angst nehmen wollen, doch jetzt gerade habe ich dazu nicht den Nerv.Ich lasse mich auf den Hocker neben dem Spiegel fallen und fahre durch meine Haare. Verá ist nun fort, ich konnte mich nicht einmal verabschieden und es ist ungewiss wann und ob ich sie jemals wieder sehe. Sie so zu verlieren schmerzt mich. Viel mehr als das mich Tylers Verrat verletzt, meine Gefühle für ihn haben in den letzten Wochen und Monaten deutlich an Menge verloren. Mein Herz gehört Chris und den geringen Platz an Freundschaft den Tyler schlussendlich eingenommen hatte, fehlt mir kaum. Was schmerzt, ist die Tatsache das ich ihn einst lieben konnte, doch diesen Akt voller Naivität kann ich nun auch nicht mehr rückgängig machen.
Ich ziehe mich aus und lege mich in die Badewanne. Meine neue Zofe singt eine leise Melodie und ich lasse sie machen, wahrscheinlich braucht sie das um sich zu beruhigen. Ich höre wie es an der Tür klopft. "Geh und sag' das ich verhindert bin.", sie nickt und eilt davon. Meine Gedanken schweifen wieder ab, landen bei Verá, bei meinen Eltern und schließlich auch bei Chris. Es fällt mir schwer zu verleugnen das ich ihn liebe, wenn mein Herz laut hämmert und es sich anfühlt als wären Schmetterlinge in meinem Bauch. Doch zunehmend fällt es mir leichter, zumindest wenn Chris nicht anwesend ist.
"Prinzessin Scarlett?", meine Zofe sieht mich an, ihre Wangen sind etwas rosa geworden und ich überlege wieso. Ist es weil ich nackt vor ihr liege oder einfach weil sie aufgeregt ist?
"Tyler Leger wurde des Hochverrats angeklagt. Er wird ausgepeitscht und anschließend gehängt.", sie sagt das als wäre das etwas normales, etwas alltägliches. Ich nicke. "Such' mir ein rotes Kleid heraus.", bitte ich und sie nickt bevor sie ins Zimmer eilt. Ich steige aus dem Wasser und schaue in den beschlagenen Spiegel, meine Gefühle sind das reine Chaos, denn was soll ich fühlen? "Miera.", sagt sie auf einmal und steht mit einem meiner roten Kleider in der Tür. Ich sage nichts, sehe sie nur an. "Mein Name ist Miera, meine Eltern starben in den Kriegen. Ich sehe Euch und Prinz Jace Tony als Chance für den Frieden."Überrascht das es sie es mir sagt und vorallem wie sie es sagt kann ich sie nur perplex ansehen. Woher kommt dieser Mut auf einmal? Meine Gedanken schwirren durcheinander und versuchen logische Dinge als Antwort zu formen. "Es ehrt mich das du dieser Ansicht bist.", sage ich ehrlich. Denn es gibt mir die Kraft ihn wirklich zu heiraten. Mein Herz wird wohl auf ewig dagegen sein. Ich trockne mich ab und ziehe mich an, bei der Schnürung des Kleides geht meine Zofe mir zur Hand.
Draußen ertönen die Glocken, es ist soweit. Miera nickt mir zu und geleitet mich zur Tür, dort werde ich von mehreren Wachen im Empfang genommen.Die Gänge wirkten auf mich noch nie so düster, vielleicht vermittelt die traurige Musik aber auch einfach nur den Eindruck. In gewisser Weise ängstigt es mich, dass ich auf eine Veranstaltung gehe wo es nur um den Tod geht. Ich will es nicht verhindern, aber beizuwohnen scheint mir inakzeptabel. Wieso müssen so viele Menschen dabei sein wenn ein anderer getötet wird? Ich streiche meine Haare zurück, ich kann das. Ich muss doch nichts sagen, oder? Ich muss doch nur da sitzten, gehemmt lächeln und warten. Und das kann ich.
Wir treten auf den Innenhof, rund um das Podest in der Mitte wurde Fläche geräumt, viele Bürger aus der Stadt stehen dort versammelt. Ich werde zu Chris und Jace auf einem erhöhten Sitzbereich geführt, die Königin sitzt auf ihrem Thron und gibt ein Handzeichen als nun alle auf ihren Plätzen sind.
Ich schaue ausdruckslos auf das Podest, wende auch nicht den Blick ab als ich bemerke das Tyler her geführt wird. Totenstill ist es als Tyler nun kniet und alle ihn ansehen. Sein Henker direkt neben ihm.
"Tyler Leger, angeklagt des Hochverrats und verurteilt zum schmerzvollen Tod.", die Königin hat ihre mörderische Stimmlage drauf und viele meiden ihren Blick. Ich jedoch schaue sie an, ihre dunkle Ausstrahlung versetzt mich selbst nach so vielen Wochen noch ins zittern. Sie ist wie das Abbild von Dunkelheit. Niemand sagt ein Wort, niemand erhebt Einspruch. Dann nimmt der Henker seine Peitsche und sie knallt auf Tylers nun entblößten Rücken. Das Blut spritzt aus seinem Rücken, passend zu den Schreien aus seinem Mund. Zwanzig mal geht die Peitsche auf seinen Rücken. Und jedesmal wurde es schwerer nicht weg zu sehen.Sein Blick liegt auf mir als sie ihn auf die Beine zerren. Das Bedürfnis zurück zu weichen wird immer größer, Chris scheint es zu merken denn unauffällig tritt er näher zu mir. Ich bin ihm dafür dankbar. Tyler wird der Strick umgelegt und ein unangebrachtes grinsen legt sich auf seine Lippen, es ist als würde er mich verspotten. Auch wenn das in dieser Situation absolut keinen Sinn ergibt. Meine Gedanken verstummen kurz als ich ein knacken höre und Tylers lebloser Körper in der Luft hängt. Seine ausdruckslosen Augen starren mich an. Die Menge jubelt.
~ K
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Unser Fluch
Fantasy-Weil wir zum Scheitern verurteilt sind- "Mein Name ist Scarlett Marie Jackson. Ich bin die Prinzessin von Lián." In einer Gesellschaft mit Elementbändigern kommt es öfter zu Kriegen, so darf es auch nicht sein das die Prinzessin vom Wasserkönigreic...