Vorher || Königin Elisa

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"Der 6. Geburtstag einer Prinzessin ist sehr bedeutend.", erkläre ich meiner kleiner Scarlett während ich ihre Haare zurück käme.
"Wieso Mama?", will sie wissen und schaut dabei mit ihren großen blauen Augen durch den Spiegel zu mir. Ich lächle gespielt geheimnisvoll und ihre Augen fangen an zu strahlen. Sie ist zuckersüß.
Umso mehr fürchte ich mich um sie.

"An ihrem 6. Geburtstag gibt die Prinzessin zum ersten Mal einen eigenen Ball." Ihre Augen werden noch größer und nervös drückt sie sich ihren Teddy an die Brust. "Kann ich das denn so ganz allein?", fragt sie unsicher und ich gehe langsam vor sie in die Hocke. Da wir nun etwa auf Augenhöhe sind küsse ich sie sanft auf die Wange, daraufhin kichert sie und alle Bedenken scheinen vergessen. "Ich werde dir natürlich helfen und ich denke Verá wird das auch."
"Verá?" Fragend schaut sie mich an und legt leicht den Kopf schief.

"Sie ist dein Geburtstagsgeschenk von Vater." Wie gerne würde ich mich für diesen Satz selbst schlagen, allein es auszusprechen ist eine Schande. "Ich habe doch aber erst morgen..."
Gerade klopf es an der Tür. Lachend drückt mir Scarlett ihren Teddy in die Hand und läuft hüpfend zur Tür. Aufgeregt reißt sie diese auf, der König steht dort. In seiner Hand ein Strick der am Ende um zwei schmale Hände gewickelt ist. Empört schaue ich ihn an, wie kann er unserer kleinen Tochter nur so ein Geschenk machen?

Er schubst das arme Mädchen leicht zur Seite und ich werde ganz blass im Gesicht als ich sie genauer betrachte. Wütend funkel ich meinen Ehemann an, doch dieser hat Scarlett gerade hoch gehoben und wirbelt sie im Kreis. Lachend hält sie sich an seinen großen Händen fest. Wäre er doch nur immer solch ein Vater.

Ich schaue wieder zu dem völlig verängstigten Mädchen. Ihr kurzes Kleid wirkt abgetragen, ihre nackten Füße sind völlig verschmutzt und ihre Haare ungepflegt lang. Ich erhebe mich königlich und gehe dann langsam auf sie zu. "Hallo Kleines, wie heißt du?", frage ich sie leise um sie nicht zu verschrecken, denn das hat mein Mann scheinbar mit Freude getan.
"Verá.", antwortet sie zögerlich. Ich sehe die Ungewissheit in ihren Augen und halte ihr meine Hand hin.
"Wir waschen dich erstmal und dann suchen wir dir etwas zum anziehen." Kurz wirkt sie, als würde sie abschätzen ob sie mir vertrauen kann. Doch dann legt sie ihre Hand in meine und ich führe sie ins Bad. Ein letztes Mal schaue ich zu meiner Tochter, sie ist auf dem Arm meines Mannes und schmiegt sich an ihn.

Unser FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt