Drei

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Chris sprach kaum ein Wort. Ich hätte sagen können 'manchmal vergaß ich das er da war', aber das wäre gelogen. Ständig wartete ich auf einen Hinterhalt, irgendetwas das mich tötet oder verrät.

"Wir sollten Rast machen.", war das erste das er seid langem sagte. Seine Stimme wie immer kühl, ohne einen Funken Emotion. Verá schaut erschrocken von ihren Händen auf und verschwindet mit der Ausrede Feuerholz zu suchen.

"Warum starrt sie immer auf ihre Hände?", fragt Chris mich und zum ersten Mal klingt seine Stimme nicht vollkommen gleichgültig. "Sie hat sich schlimm verbrannt.", erkläre ich, und erst da fällt mir wieder ein das ich noch immer nicht wusste wie es dazu gekommen ist. Ich setzte mich im Schneidersitz ins Gras und beiße von meinem Brot ab.

"Sie suchen dich, nicht wahr?", frage ich ihn direkt und er schaut kurz verwirrt zu mir. Wahrscheinlich fragt er sich warum ich das weiß.
"Unwichtig. Nur sie suchen dich, warum?", forschend mustert er mich doch ich schüttel den Kopf. Als würde ich reden wenn er den Mund nicht aufmacht. "Unwichtig.", erwidere ich und er beginnt zu grinsen. Verwirrt mustere ich ihn eindringlich. Doch er wendet den Blick ab.

Verá kommt nur wenig später und setzt sich stumm zu mir, sofort nehme ich ihre Hände in meine und beginne sie mit kaltem Wasser zu heilen. Chris setzt das Holz in Brand. "Können das alle Wasserbändiger?", fragt er interessiert und zeigt auf Verás Hände, doch es hört sich eher so an als würde er abwegen wie viel ich auf einem Sklavenmarkt wert wäre, als das er begeistert ist.

"Nur die Frauen.", erkläre ich abwesend. Er legt sich ins Gras und verschränkt die Arme hinter seinem Kopf, seine goldenen Augen starren zum Himmel. Erstaunlicher Weise ist heute der Himmel wolkenlos und die Sonne scheint strahlend. Es heißt, Feuerbändiger verehren sonniges Wetter, weil die Sonne die entscheidenste Quelle der Macht ist. Er wirkt jedoch nicht so, als würde Chris irgendetwas verehren können. "Das beweist das du eine Frau bist.", meint er spöttisch grinsend. Ich unterdrücke meine Wut. Wie konnte er mein Frau sein in Frage stellen?

Um nicht erneut auf ihn los zu gehen, stehe ich auf und streiche meinen Mantel gerade. "In der Nähe ist ein Fluss, ich werde mich waschen gehen.", sage ich klarstellend und mustere ihn. Verá nickt nur stumm und schaut wie gebannt auf ihre Hände. Schon lange schwieg sie und langsam wuchs meine Sorge.

Nur Chris reißt mich davon fort.
"Glaubst du ich würde dir folgen? Diesen Anblick erspare ich mir.", erwidert er nur emotionslos wie immer und schließt die Augen, auf seinen Lippen ein grinsen das nicht zur Stimme zupassen scheint. Verbittert drehe ich mich weg und versuche mir auszureden das ich insgeheim finde das er gut aussieht.

Aber eigentlich belüge ich mich hierbei natürlich nur selbst. Jeder Blinde würde sehen wie gut er aussah. Er ist sehr muskulös und hat ein wunderschönes Gesicht. Anders als Tyler, aber in jedem Fall schön anzusehen. Nur sein Charakter ist eben der eines Rüpels.

Ich ziehe meine Stiefel, meinen Mantel sowie mein Kleid aus und wate vorsichtig ins eiskalte Wasser. Verzweifelt versuche ich den fest sitzenden Dreck zu entfernen, es ist wie ein Kampf. Doch das Wasser heilt nebenbei, wie von allein, meine Füße, die Blasen und Schrammen davon getragen hatten. Erleichtert seufze ich und schaue in den tiefen Wald in den wir wieder geritten waren.

Die Natur schien hier vollkommen im Einklang, alles war auf einander abgestimmt. Die Bäume ragten hoch hinaus, selten konnte man die Baumkrone ausmachen. Viele dunkle Blätter schützen Vögel unbemerkt zu zwitschern, ohne bestimmen zu können woher diese Laute stammen.

Büsche, dicht an dicht, machten es Rehen und Hasen möglich unendeckt durchs Dickicht zu huschen. Am Ufer des Flusses wuchsen wunderschöne fremdartige Blumen, einige davon rochen betörend.

Unser FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt