Epilog || Julé

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Die Zeromine beginnt und ich stehle mich ungesehen aus dem Saal. Nur stoße ich dabei mit Chris zusammen, der sich gerade etwas zu essen geholt hatte. Wahrscheinlich kommt er aber bloß zu spät weil er noch mit einem Flittchen rum geknutscht hat. Wütend deswegen ziehe ich ihn ein Stück mit. "Wo willst du hin?", fragt er mich, doch ich gehe nicht darauf ein.

"Du wirst mir jetzt zuhören, großer Bruder.", sage ich streng und als ich sein Grinsen verschwinden sehe beginne ich zu reden: "Du musst aufhören. Aufhören dir etwas vor zu machen. Wir wissen beide das du Scar liebst und nicht dieses billige -- diese Frauen. Doch Vater wird das nicht sehen und schon seid ihr verlobt. Du hast dein Mädchen verloren, doch statt zu kämpfen, sitzt du herum und brichst ihr das Herz. Sie muss nicht nur dein Traum sein, mach sie zur Realität!", vor meinem Auge spielen sich harmonische Bilder ab. Doch die Glocken der Kirche lassen sie verblassen. Er seufzt und zieht mich in seine Arme, fährt durch meine offenen Haare. "Ich hab dich lieb", flüstert er kaum hörbar. Ich weiß das er mir damit zustimmt, er es aber nicht auszusprechen wagt.

Bestimmend löse ich mich von ihm und sehe ihm streng ins Gesicht. "Kämpfe. Noch hast du die Chance", sage ich entschlossen und auffordernd und warte auf sein nicken, doch ich warte vergebens. Denn er wendet sich bloß ab und geht in den Saal. Ich sehe durch den Spalt der Tür, die er hinter sich nicht zuzieht, um keinen Lärm zu machen. Jace Tony spricht sein Liebesgelöbnis, seine Stimme erfüllt den großen Raum und drängt mich zur Eile, bald ist die Zeremonie vorbei , ich muss jetzt gehen. Schnell hebe ich mein Kleid vom Boden und haste durch die Gänge, zurück in mein Zimmer. Die Gänge sind leer und zum Glück begegne ich niemanden, es würde nur unnötige Komplikationen geben.

Sobald die Tür hinter mir geschlossen ist, ziehe schnell das rote Kleid aus, greife dafür nach Hose und Bluse. Meine Haare binde ich bloß zu einem Zopf zusammen, damit sie nicht beim Reiten stören. Danach setzte ich mich schnell an den Schreibtisch und schreibe zwei Briefe, auch wenn die Zeit drängt und ich mich beeilen muss.

Scarlett, du bist die beste Schwester die ich mir je wünschen konnte. Bitte lass mich nicht suchen. Ich werde glücklich sein.

Chris, du gehörst nicht in ein Schloss. Und ich auch nicht mehr. Ich hoffe du findest mich.

Beide lege ich auf mein Bett, greife nach meinen Sachen und verlasse hastig mein Zimmer. "Prinzessin Julé?", eine fragende Stimme lässt mich bloß noch schneller rennen. Ich werde mich sicher nicht aufhalten lassen, bleibe ich stehen, werde ich nie wieder die Chance bekommen zu gehen. Doch mir scheint erstmal niemand zu folgen, niemand hat mehr Zeit, denn die Hochzeit nimmt alle in Anspruch. Ich schwinge mich auf mein Pferd als ich endlich im Stall bin.

Niemand hält mich aus als ich durch das offene Tor hinaus reite und wenig später im Wald verschwinde. Ich traue mich nicht, zurück zu blicken, ich weiß es war richtig zu gehen, aber mein mir vertrautes Leben lasse ich für immer hinter mir. Trotz meiner Überzeugungen, ist das kein leichter Schritt. Mein Pferd wird unruhig, das Zeichen für mich, das ich richtig bin. Ich rutsche von meinem Pferd und nehme die Zügel enger, rede ihm gut zu. Aber ich teile seine Beunruhigung, ich fühle mich beobachtet, traue mich kaum, mich umzusehen. "Meine Prinzessin", flüstert eine bekannte Stimme und ich grinse sofort glücklich während ich mich zu den grünen Augen umdrehe. "Mr. Leger", meine ich grinsend und er erwidert: "Willkommen bei den Söldnern, mein Name ist Timothy und ich bin dein erster Mann."

Dann schließt er mich fest in seine Arme und ich weiß, dass mein Leben jetzt besser wird.

Unser FluchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt