18. Kapitel

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Von draußen waren noch ein paar Stimmen zu hören. Dann wurde es ruhig. Bella lauschte gespannt. Sie hatte inzwischen eine Jacke angezogen und eine Decke in der Hand. Kurze Zeit später klopfte es leise. Sie vermutete, dass das ihr Zeichen war. Sie öffnete ganz leise die Tür. Von dem Schlafraum der Jungen konnte sie noch Gespräche hören. Vorsichtig schloss sie die Tür wieder hinter sich und ging quer die Hütte. Die Vordertür stand zum Glück offen. Sie schlüpfte hindurch und trat ins Freie. Alby hatte Recht. Es war kalt. Ziemlich kalt. Bella hatte bemerkt, dass es ziemlich schnell kalt wurde, wenn die Sonne weg war und fragte sich deshalb oft, wo auf der Erde sie waren. Außerdem hatte sie noch nie erlebt, dass es regnete. Das ließ sie daraus schließen, dass sie irgendwo in einer Wüste oder so sein mussten. Das Feuer brannte immer noch. Es spendete ihr Licht. Sonst würde sie sich wahrscheinlich komplett verirren. Am Himmel war kein Mond zu sehen, keine Wolken. Nur Sterne. Aber davon konnte sie eine große Menge sehen. Sie hatte auch noch nie wirklich Wolken über der Lichtung oder dem Labyrinth gesehen. Sie machte sich auf den Weg in den Wald. Dort sah sie überhaupt nichts mehr, weil jetzt auch das Feuer, ihre einzige Lichtquelle, außerhalb ihrer Reichweite war. Aber sie war oft genug im Wald gewesen, um nicht gegen Bäume zu laufen oder zu stolpern. Sie hatte schon eine Ahnung, wo sie ihn finden würde. In der Ecke. Wohin sie sich am Anfang auch immer zurückgezogen hatte. Als sie an der kleinen Lichtung im Wald vorbeikam, wusste sie, dass sie auf dem richtigen Weg war und nicht irgendwie im Kreis herumlief. Es schien fast eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis sie schließlich die Mauer erreichte. Sie folgte ihr wie immer nach rechts und erreichte irgendwann die Ecke. Und wie sie vermutet hatte, war Newt da. Doch irgendwas war anders. Er saß in der Ecke auf dem Boden. Wie sie früher immer. Und er sah hilflos aus. Nicht so, wie sonst immer. Wie sie ihn von der Lichtung und aus dem Labyrinth kannte. Er war wie ausgewechselt. „Hi", sagte Bella vorsichtig. Er hob den Kopf und sah sie an „Ach so. Du bist's.", sagte er. „Wieso. Wen hättest du sonst erwartet?", fragte Bella.

„Niemanden."

„Niemanden?"

„Ja. Niemanden."

„Und wieso?"

„Weil sich keiner richtig um mich sorgt."

„Und warum bin ich dann hier?"

„Ich dachte, du wärst schon im Bett. Alby hat das mir erzählt. Er hat mir außerdem erzählt, dass ihr euch gestritten habt. Über dein Leben."

„Ja. Das stimmt schon. Aber ins Bett gehen heißt nicht automatisch schlafen."

„Was willst du bitte sonst noch im Bett machen?"

„Stimmt. Aber ich wollte ursprünglich sogar schlafen, doch ich konnte nicht. Aber ist ja auch egal. Was ist eigentlich passiert? Ich hab nur irgendwelche Schrei gehört und so eine gruslige Stimme und kurze Zeit später stand Alby in meiner Tür und sagte, ich soll nach dir suchen. Da siehst du, dass ich nicht der einzige Mensch bin, dem du etwas bedeutest."

„Und warum hat das so lange gedauert?"

„Liam. Und dann musste ich dich auch noch suchen. Also nicht suchen. Aber der Wald ist relativ dicht bewachsen und ich konnte nicht wirklich viel sehen."

„Ach so."

„Also. Was ist passiert?"

„Ich...Ich weiß es nicht."

„Wie du weißt es nicht? Aber du warst doch dabei. Alby hat mir gesagt, dass du es mir erklären kannst."

„Ja. Aber ich weiß es nicht genau. Ich habe einfach die Kontrolle über mich verloren."

„Und warum? Muss ich dir jetzt jede Antwort aus der Nase ziehen, oder was?"

„Ok. Wenn du mich nicht ständig unterbrechen würdest, würde ich ja reden."

Bella wollte schon darauf antworten, konnte sich aber noch zurückhalten. Dann begann Newt zu erzählen „Gut. Als ich heute Abend aus dem Labyrinth zurückgekommen bin, ist Alby auf mich zugekommen und wollte mit mir rede. Ich dachte mir schon, dass es etwas schlimmes sein könnte. Aber er erzählte mir nur, dass ihr euch gestritten habt und du bis zum nächsten Tag eine Lösung für das Problem forderst. Ich glaube, du warst ein bisschen zu hart zu ihm. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte."

„Ich doch auch nicht. Ich kann so nicht leben. Überleg du mal. Könntest du das? Dich immer versteckt halten und kaum Leute sehen und mit ihnen reden zu können?"

„Wahrscheinlich nicht. Ist ja jetzt auch nicht so wichtig. Auf jeden Fall haben wir uns dann zum Abendessen ans Feuer gesetzt. Als wir fertig waren, haben wir miteinander geredet. Irgendwann ist dann Liam zu mir gekommen und wollte ein bisschen mit mir reden. Ich mag ihn wirklich nicht. Er ist irgendwie gruselig. Und ich habe immer Angst, dass ich etwas Falsches sage. Gerade als ich dachte, er wäre fertig mit reden, kam er auf dich zurück. Er wollte über dich reden. Ich habe ihm natürlich gesagt, dass ich keine Bella kenne. Und plötzlich wurde er total komisch. Er hatte eine ganz komische Stimme und er sah auch anders aus als sonst. Als wäre er kurz davor zu explodieren. Oder jemanden zu töten. Er hat gesagt..."

„Du lügst. Sie ist hier. Ich weiß es. Warum erzählt ihr alle mir Lügen. Sagt mir die Wahrheit. Sofort."

„Ja. Woher weißt du das?"

„Er hat so laut gesprochen, dass man es nur wirklich schwer überhören konnte."

„Ach ja. Danach habe ich sozusagen die Kontrolle über mich verloren. Ich habe ihn angeschrien und der Rest hat auch völlig durcheinandergebrüllt. Ich bin auf ihn losgegangen. Dann hat Alby gerufen, dass es genug sein und dass alle ins Bett gehen sollten. Es war wie aus einer Trance zu erwachen, als er uns angeschrien hat. Ich hab gesehen, was ich gemacht habe. Ich habe ihn geschlagen. Liam. Ich mag ihn zwar nicht, aber so weit würde ich niemals gehen. Er hat geblutet. Dann habe ich realisiert, dass ich das war. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Also bin ich in den Wald gerannt. Sie haben mir hinterhergerufen, ich sollte zurückkommen. Aber ich konnte nicht. Was haben ich getan?"

„Hey. Es ist alles in Ordnung. Du kannst nichts dafür und keiner ist wirklich richtig zu Schaden gekommen."

„Doch."

„Nein! Du kannst nichts dafür! Verstanden?"

„Aber..."

„Nein!"

„Aber was sollen wir denn jetzt machen?", fragte Newt. Er klang verzweifelt: so, wie Bella sich fühlte.

„Ich weiß es nicht.", antwortete Bella ruhiger, „Aber auf jeden Fall lassen wir uns nicht unterkriegen. Es gibt drei Möglichkeiten. Erstens: Er geht. Zweitens: Ich gehe und drittens: Wir suchen einen Kompromiss. Er muss den Gedanken, mich zu töten, aus seinem Kopf bekommen. Vielleicht verwechselt er mich ja mit jemand anderem."

„Also. Möglichkeit zwei scheidet schon mal aus. Du warst als erstes hier. Du bleibst. Möglichkeit eins ist auch unmöglich, außer wir töten ihn. Und das will glaube ich dann doch wieder keiner."

„Was ist mit der Box?"

„Die fährt solange nicht runter, solange noch jemand oder etwas drinnen ist. Haben wir schon versucht. Und wenn die Box nicht mehr da ist, dann ist da nichts als ein schwarzes Loch. Und wenn man da reinsteigt, dann kommst du nur noch halb wieder raus. Haben wir schon probiert. Unsere einzige Möglichkeit ist der Kompromiss. Aber ich glaube nicht, dass er dich verwechselt mit jemand anderem. Man verwechselt glaube ich nicht sein Mordopfer. Das machen Tiere ja auch nicht."

„Stimmt.". In dem schwachen Licht sah Newt völlig fertig aus. Er tat Bella leid. Deshalb setzte sich Bella neben ihn und gab ihm die Decke. Beide blieben nebeneinander sitzen und schliefen letztendlich ein.



Never Stop Running (Maze Runner fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt