7. Kapitel

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Sie weinte lange. Wie lange wusste sie nicht. Es hätte sich um Stunden oder aber auch nur eine halbe Stunde oder so handeln können. Doch sie wusste es nicht. Sie hatte komplett das Zeitgefühl verloren. Außerdem fror sie. Sie hätte zurückgehen können und sich zum Feuer setzten können oder sogar ins Bett legen können, aber sie blieb bei dem Entschluss nie wieder zu der Lichtung zurückzukehren. Sie musste stark bleiben. Für sich selbst. Und um den anderen zu beweisen, dass sie nicht so schwach war, wie alle dachten. Also legte sie sich auf den kalten und harten Boden und versuchte etwas zu schlafen. Doch sie brachte kein Auge zu. Eigentlich hatte sie das Weinen komplett fertig gemacht und fast ihre gesamte Energie verbraucht, aber sie war in ihrem inneren total aufgewühlt. Deshalb beschloss sie nach einer Weile, wach zu bleiben. Irgendwann hörte sie in einer Entfernung, wie sich die Wände im Labyrinth verschoben. Sie verstand immer noch nicht, wie sich Wände von einer solchen Größe verschieben konnten. Aber zum Glück verstanden die anderen das genauso wenig wie sie. So stand sie nicht wirklich dumm da. Nach einer Weile wurde ihr langweilig und sie begann nachzudenken. Über all die Fragen, die sie beschäftigt hatten, seitdem sie im Labyrinth war. Wer hatte sie hierher gebracht? Wer war sie wirklich? In der normalen Welt außerhalb des Labyrinths. Hatte sie eine richtige Familie? Wenn sie sich an sie erinnern versucht, starrten sie wie immer nur leere Gesichter an. Irgendetwas in den tiefen ihres Gehirns sagte ihr, dass sie eine Mutter und zwei Brüder hatte. Ihr Vater war schon länger verstorben. Aber an was er gestorben war, wusste sie nicht. Sie wusste nur, dass es sehr schlimm gewesen war. Und was war mit ihren Freunden? Wer waren sie? Wo waren sie? Und vermissten sie sie? Doch je mehr sie darüber nachdachte, desto weiter schienen ihr die Antworten zu entgleiten. Wie kamen die anderen im Labyrinth damit zurecht? Doch als ihre Gedanken zu ihnen schweiften, brach sie das Nachdenken ab. Sie wollte nicht an die anderen Denken. So blieb ihr nichts anderes übrig, als still dazusitzen und nichts zu tun. Plötzlich wurde die Stille von einem knackenden Ast zerstört. Erschrocken fuhr Bella hoch. Sofort sprang sie auf und bewaffnete sich mit Pfeil und Bogen. „Wer ist da?", fragte sie, „Ich bin bewaffnet. Also pass auf.". Sie wusste, dass es nur ein paar Leute gab und dass sie den Großteil von ihnen nicht mit ihrer Waffe einschüchtern konnte. Sie hatte, während sie weinte, akzeptiert, dass ihre Schießkünste miserabel waren. „Warte. Schieß nicht. Ich bin's.", antwortete ihr jemand. „Wer?", fragte Bella. „Ich. Newt. Wer würde sonst kommen?". „Komm raus.", forderte Bella ihn auf. Langsam ließ sie den Bogen sinken und ließ sich entlang der Wand wieder auf den Boden sinken. Diese Aktion hatte gezeigt, wie erschöpft sie war. Alles tat ihr noch mehr weh und ein plötzlicher Anflug von Müdigkeit überkam sie. Doch sie fühlte sich auch fast glücklich, dass er nach ihr gesucht hatte. Aber nur fast. Aber sie erinnerte sich daran (zumindest glaubte sie dass es so war), dass er als einziger nicht über ihre Schießkünste gelacht hatte und sie auch nicht gefordert hatte, dass sie weiter zurückgeht. Aber sie war sich nicht sicher.


Never Stop Running (Maze Runner fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt