(4) Bauer

7.6K 356 11
                                    

Ich rappelte mich auf und überlegte mir meinen heutigen Plan. Für's erste sollte ich mir was zu essen besorgen. Und auch trinken konnte nicht schaden. Wenn die Jungs hier eigentlich jagen waren, dann bekam ich vielleicht auch was. Ich schnappte mir einen der Pfeile machte mich auf den Weg, einfach irgendwo rein.

Nix, nix und wieder nix. Ich lebte seit fast einer Woche vegetarisch, dass musste aufhören! Es war nichts so, dass ich es nicht schaffte so ein blödes Kaninchen zu killen. Eher daran, dass mir keines über den Weg lief. Vielleicht gab es hier auch keine.
Ich dachte etwas über meine Mutter nach. Die schreckliche Hexe. Ich wusste nicht einmal aus welchem Märchen sie geflohen war. Aber ich vermutete, aufgrund der Freundschaft die sie mit Regina pflegte, dass sie etwas mit der bösen Königin zutun haben musste. Wäre logisch oder? Naja ob plausibel oder nicht, klar war, dass ich sie und sie mich hasste. Warum hatte sie mich überhaupt zu sich geholt? Im Waisenhaus und auch auf der Fahrt nach Storybrooke war sie so freundlich, glich eher einer guten Fee. Doch kaum hatten wir die Türschwelle betreten, wurde sie zu der alten Hexe, die ich so sehr hasste. Mein Zimmer - eher die Abstellkammer - lag im Keller obwohl oben noch ein Zimmer frei war. Ihre Begründung war, dass sie mich dort nicht hören würde. Ganz toll Mutter. Ich liebe dich auch.
Vor einer Woche war es mir zu viel gewesen. Ich hatte sie wirklich nur gefragt ob es heute nicht etwas anderes zu Essen geben könnte anstatt diesem scheußlichem Grünkohl. Jeden Tag packte sie den Mist auf meinen Teller. Naja jedenfalls ist sie dann total ausgetickt und hat herum geschrien, ich solle froh sein, dass ich überhaupt etwas bekomme. Am liebsten würde sie mich einfach in meinem 'Zimmer' einsperren und verrotten lassen. Auch wenn man seine Mutter hasst. Solche Worte tuen weh. Selbst von einer Hexe. Es ist einfach nur abscheulich. Nach ihren Worten habe ich wortlos meine Sachen gepackt und war verschwunden. Wo mein Rucksack war den ich mir mitgenommen hatte? Oh, den hatte meine Mutter zu sich gezaubert damit ich schneller aufgab. Aber nicht mit mir. Innerhalb von zwei Tagen wurde ich zur Meister Diebin. Niemand hatte mich je erwischt. Aber ich wusste das sie ständig ein Auge auf mich hatte. Sei es durch einen Zauber oder ihrer komischen Kristallkugel. Das Teil war ihr heilig weshalb es mir einmal 'aus versehen' und natürlich ganz ohne Absicht heruntergefallen war. Sie hat sich natürlich tierisch darüber aufgeregt. Ich verstand den Stress nicht. Ein Zauber und das Ding war wieder heil. Sie konnte aber auch echt übertreiben. So wie damals als ich nichts ahnend in ihr Zauberzimmer getreten bin und dadurch der 'magische Rauch' verdampft war. Das hieß ein weiteres Mal: Hausarrest. Aber ich saß sowieso den ganzen Tag im Haus, wenn ich nicht die Schiffe beobachtete. Mit wem hätte ich mich auch treffen sollen? Ich galt schon immer als Außenseiter. Das nur halb magische Mädchen, dass es nicht schaffte, die einfachsten Matheaufgaben zu lösen. Es war nicht so, dass ich es nicht konnte nein eher lag es daran das ich nicht wollte. Vielleicht damit ich meine Mutter damit auf die Palme brachte. Eventuell damit ich keinen Kontakt zu anderen bekam. Aber so war das nicht immer. Früher liebte ich den Mittelpunkt. Doch seit Storybrooke...

Meine Augen leuchtete als ich sie sah. Na endlich! Ich hatte einen Strauch voll von Beeren gefunden. Saftig aussehende rote und nachtblaue daneben. Ich stürzte mich regelrecht auf die Knie und sammelte die Früchte ein.
,,Nimm nicht die Blauen." Vor Schreck ließ ich alle fallen. ,,Die sind giftig", sagte ein Junge hinter mir. Vorsichtig stand ich auf, umklammerte den Pfeil aber noch angriffsbereit. Vorbereitet ihn in seinen Schädel zu schlagen, falls nötig. Er lehnte ganz locker angelehnt mit verschränkten Armen an einem Baum. Seine dunkelblonden Haare lagen zerstrubelt über seinem Kopf. Also ich glaube, dass die diese Farbe haben. Es ist zu dunkel hier drinnen im Dschungel. Hier ist es praktisch immer Nacht. Aber was mir auffiel, waren diese unheimlichen, grünen Augen die mich in ihren Bann zogen. Er sah nicht aus wie ein verlorener Junge. Ich weiß nicht woran ich das ausmache aber irgendwas sagt es mir. Vielleicht seine Kleidung. Aber er hatte die selbe spielerische Leichtigkeit. Und das kotze mich an. ,,Wer bist du?" Er stemmte sich vom Baum ab und trat einen kleinen Schritt grinsend auf mich zu. ,,Oh, habe ich vergessen mich vorzustellen? Ich bin Peter. Peter Pan." Ich weiß nicht was mich dazu geritten hat aber ich schnellte vor und presste ihn mithilfe der Pfeilspitze an seiner Kehle an seinen Baum zurück, wo er bewegungsunfähig, böse zu mir hinab grinste. ,,Mir würde das Lachen jetzt vergehen", zischte ich. ,,Du hast Feuer", sagte er mit kurzzeitig, beinahe psychopathisch aufgerissenen Augen und einem hämischen grinsen. ,,Ich mag Feuer." ,,Ja und jetzt?", fuhr ich ihm dazwischen. ,,Schade das du ein Mädchen bist", säuselte er. ,,Schade das du gleich tot bist", gab ich zurück. ,,Was willst du hier?", fragte ich und drückte ihm die Spitze etwas näher an die Kehle, damit er auch ja antwortete. ,,Das gleiche könnte ich dich fragen. Du bist schliesslich durch das Portal gesprungen. Du warst nicht die, die ich wollte." Wie konnte er bei seiner Situation nur so ruhig bleiben? ,,Hab mich dir auch anders Vorgestellt", gab ich schnippisch zurück. ,,Und ich bleibe hier, ob's dir passt oder nicht." ,,Oh ich habe nichts anderes erwartet." Er erkannte meine Verwirrung sofort und ein siegessicheres Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. ,,Niemand verlässt die Insel ohne meine Erlaubnis" erklärte er mir. ,,Außer man hat eine Zauberbohne, die allerdings nicht für dich bestimmt war." Er musterte mich etwas zu lange. Ich merkte selbst wie meine Hand schwächer wurde und ich den Griff etwas lockerte. Ihm blieb nun wieder etwas Luft zum Atmen. Es waren seine Augen. Smaragdgrün funkelten sie mich belustigt an und fesselten mich geradezu. Zogen mich in einen Bann und ließen mich gehorsam werden. Ich schüttelte die Verwirrung ab und packte nun wieder fester zu, was sein boshaftes Grinsen aber nur verstärkte. Jetzt wurde es mir zu viel. ,,Was machst du da?" ,,Ich versuche herauszufinden welch eine Rolle zu spielst", erläutert er mir säuselnd ohne seine stechenden Augen von mir zu lassen. ,,Na laut deinem Freund in ein paar Tagen dem Tode geweiht. Aber wenn auch nur, weil deine bekloppten Jungen nicht zielen können." ,,Du redest von Felix stimmt's? Ja er hat dich schon mal besucht aber er schaut bloß auf die Fassade. Ich will wirklich wissen mit wem ich es zutun habe. Und meine verlorenen Jungs...lass sie doch einfach etwas spielen. Sie meinen es auch nicht böse." ,,Du spinnst doch", zischte ich wütend. Also mit krank, wahnsinnig und Psychopath hatte ich glaube ich recht. ,,Was hast du vorhin damit gemeint, dass du nichts anderes erwartet hättest. Das ich hier bleibe." Und wieder mustert er mich. ,,Niemand verlässt Neverland ohne meine Erlaubnis." ,,Du wiederholst dich", unterbrach ich ihn. Ich nickte langsam. ,,Ja das tue ich wohl. Ich wollte damit nur nochmal bekräftigen, dass du ohne mich hier nicht wegkommst." Ok, ich denke ich verstand was er mir sagen wollte. Langsam zog ich den Pfeil weg. Er lächelte zufrieden. ,,Ich lasse dich nicht gehen." Ich runzelte verwirrt die Stirn. ,,Und warum? Ich dachte du bist ganz Anti Mädchen, was ich nebenbei nicht so ganz verstehe aber ist ja dein Problem." Er nickte wieder aber sein beschissenes Grinsen verschwand nicht aus seiner Visage. Das schlimmste war, diese höhnische Geste, schüchterte mich ein. ,,Mädchen gehören einfach nicht nach Neverland. Das ist ein Land für verlorene Jungen. Nichts weiter aber dennoch werde ich dich hier behalten. Sieh es als eine Art Spiel an. Ein lustiges Spiel. Ich nenne es überleben." Sofort zog ich wieder den Pfeil. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten? ,,Ich mache dir ein Angebot." ,,Na da freu ich mich aber." ,,Solltest du auch. Ich könnte dich auf der Stelle töten aber wo bleibt denn da der Spaß?" Er legte seinen Kopf schieß und entblößte in einem boshaftem Lächeln seine Zähne. Die Bäume warfen tiefe Schatten in sein Gesicht und das er zu allem Überfluss auch noch größer war, machte die Sache nicht gerade besser. ,,Nein ich gebe dir eine Chance. Du bleibst hier im Dschungel und kämpfst ums überleben. Meine Jungs haben ihren Spaß dich zu ärgern und ich habe mal eine Show. Einem Mädchen habe ich noch nie bei so etwas zugesehen. Ich möchte wissen wie lange ihr wirklich braucht, bis ihr zerbrecht." Seine Finger schnappten sich eine lose Strähne die vor meinem Gesicht baumelte und drehte sie zwischen seinen Fingern hin und her. Ich war wie gelähmt und konnte nichts tun. Rein garnicht's. Ich schloss die Augen und atmete zittrig aus. ,,Und deine Einschätzung?", fragte ich mit geschlossenen Augen. Er schien kurz zu überlegen obwohl ich mir sicher war, dass er das längst wusste. ,,Bauer." Verwirrt schlug ich die Augen auf, doch er war weg. Einfach verschwunden. In Luft ausgelöst. Na schön. Jetzt hieß es wohl: überleben.

Right Moment✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt