(5) Planlos

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,,So. Was machen wir denn jetzt?" Jetzt rede ich echt mit mir selber. Unfassbar. Aber Pan's Besuch hatte mich ein klein wenig verstört. Wenn sein Spiel aufging, dann war ich so oder so tot. Felix hatte recht gehabt. Ich war von Anfang an dem Tode geweiht. Aber kampflos würde ich nicht aufgeben. Das kam nicht in Frage. Doch wie überlebt man in einem Dschungel voller Magie der zu allem Überfluss von einem Geisteskranke und spielsüchtigen Psychopathen gelenkt wurde? Das galt es jetzt herauszufinden. Und seine Jungen würde mir garantiert ziemlich auf die Nerven gehen. Das war sicher. Ich verstand nur noch immer nicht weshalb er so gegen Mädchen war. Was war mit Tinkerbell oder Wendy? Wo waren die? Seufzten drehte ich mich um, um mir wieder ein paar Beeren zu pflücken. Natürlich nur die roten. Ich zupfte jeden einzeln vom Strauch da die Äste ziemliche Dornen besaßen. Es dauerte zwar eine halbe Ewigkeit aber irgendwann hatte ich den kompletten Busch leer gerupft und seine Früchte verspeist.

Jetzt stand Langeweile auf dem Program. Ein Tier zu fangen hatte ich schon längst aufgegeben. Den Pfeil hatte ich in meinem Gürtel verstaut. Seltsamerweise hielt er dort auch tatsächlich. Ok, ab und zu stach ich mich selber aber naja. Ihn die ganze Zeit herumzutragen war ich zu faul also musste das sein. Was aber schnell hermusste war eindeutig Wasser. Nur wo findet man sowas? Eher gesagt wie?
Alte Strategie. Suchen. Eine andere Wahl hatte ich wohl nicht. Aber das war nicht das was Pan wollte. Ich musste es spannend gestallten, sonst würde er mich einfach töten wenn ich ihm zu langweilig wurde. Ich bräuchte einen Überblick. Vielleicht könnte ich auf einen Baum klettern. Noch besser war der Berg dort vorne. Einen Kilometer Fußmarsch von mir entfernt entsprang ein Berg dem Boden.

Es dauerte auch nicht lange bis ich anfing zu klettern. Was die Zeit in Anspruch nahm war eindeutig das besteigen. Nach einer Stunde gab ich es einfach auf und schaute mich um. Das müsste jetzt einfach reichen. Meine Hände waren wund und aufgerieben. Ich schwitze wie ein Schwein und alles tat mir weh. Meine Muskeln fühlten sich an, als ob sie zerreißen würden.
Ich ließ meinen Blick schweifen. Und tatsächlich entdeckte ich einen Fluss der sich durch die gesamte Insel zog. Wo er entsprang konnte ich nicht sehen aber das war mir auch so ziemlich egal.

Ich genoss es endlich wieder etwas getrunken zu haben. Meine Kehle brannte wie Feuer, als das kalte, klare Flusswasser meinen Hals hinunter lief. Eigentlich hätte ich es ja abkochen müssen aber erstens mit was und zweitens wie macht man das? Also habe ich es bleiben lassen und gehofft das Neverland Wasser so etwas derartiges nicht brauchte. Allerdings, jetzt schon fing ich mir an Sorgen zu machen. Ich hatte jetzt zwar Wasser aber alleine von Beeren konnte ich mich nun wirklich nicht ernähren. Eine Lösung musste her.

Schon seit Stunden lief ich planlos herum. Eigentlich irrte ich eher als alles andere. Mein Ziel waren die verlorenen Jungs. Nur wie findet man die? Doch dann die Erlösung. Die Äste raschelten und zwei, mit Armbrüsten bewaffneten, Jungen gingen an mir vorbei. Unauffällig folgte ich Ihnen bis hin zu ihrem Lager. Jetzt hieß es warten, warten und nochmals warten.

Ich platzierte mich einige Meter vom Eingang entfernt hinter einem Busch. Alles klar im Blick. Ein großes Lagerfeuer brannte in der Mitte des Platzes. Es tauchte alles in ein unbeschreiblich rot-schimmerndes Licht. Die verlorenen Jungs tanzten, schrieen und sprangen drum herum. Sie sahen so glücklich aus. So unbeschwert. So wie ich es immer sein wollte. In der Mitte ihres Kreises stand Pan mit einer Flöte in der Hand. Ihre Töne drängen sogar bis zu mir rüber. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und genoss es einfach. Es war wie ein Zauber, der mich in seine, Bann gefangen hielt. Und dann erstarrte ich. Etwas abseits vom Getümmel saß ein gelangweilt aussehender Henry. Was auch immer Pan von ihm wollte, es schien wichtig zu sein. Warum ist ihm dieser kleine Junge denn so wichtig? Ich schaute wieder zu Pan. Er selbst sah zwar nicht mehr böse aus aber eine gewisse geheimnisvolle Art hatte er immer noch. Wie er da so steht, den Schein des Feuers am Körper... Ich muss schon sagen, schlecht sieht er jedenfalls nicht aus. Seine stechenden Augen wichen keine Sekunde von Henry. Der kleine sah ziemlich verloren in mitten diesem Chaos aus. Er tat mir schon etwas leid.

Müde schlug ich die Augen auf. Ich war wohl eingeschlafen. Vorsichtig richtete ich mich auf und schaute mich um. Nichts. Niemand war da. Erleichtert sprang ich auf. Mich wunderte es, dass sie mich nicht gefunden hatten. Oder vielleicht hatten sie es und beachteten mich einfach nicht weiter. Wie auch immer. Ich wollte mir nur schnell etwas zu Essen holen und dann verschwinden. Kurze Zeit später hatte ich was ich wollte und war schon im Begriff zu gehen als...

,,Na sowas", hallte Pan's Stimme in meinen Ohren wieder. Er tauchte zwei Meter vor mir einfach aus dem nichts auf. Sein Blick vermittelte mir etwas wie: Enttäuschung. ,,Du brichst die Regeln." Mit einem einem Blick deutete er auf das Essen in meiner Hand. ,,Das ist nicht fair", säuselte er wieder. ,,Wusstest du nicht das Schumler niemals gewinnen?" ,,Wie soll man eine unmögliche Aufgabe gewinnen?" Pan zuckte mit den Schultern. ,,Das gilt es heraus zu finden Aurelia. Ich dachte du liebst Glücksspiele." Bei der Erwähnung meines Namens zuckte ich zusammen. Woher kannte er ihn? ,,Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass ich so einen Regelverstoß nicht einfach hinnehmen kann oder? Ich denke, hier ist das Spiel zu Ende." Gott was hat der jetzt schon wieder vor? Er zückte einen Dolch aus seinem Gürtel und streckte ihn Schwungvoll in die Luft. ,,Kommt raus Jungs!", rief er. Und da war es wieder. Sein böses Lächeln. ,,Last uns spielen."

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