14. Einsam

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"Wer war der Mann?"

"Mein Verlobter."

Stille.

Ich fühlte mich auf einmal so leer. So einsam und irgendwie verraten.

"Dean, es tut mir leid. Mir bleibt keine Wahl. Ich habe nichts, wirklich nichts, für diesen Mann übrig als Hass. Ich weiß nicht was ich tun soll..." Er brach zusammen und seine Augen waren nicht mehr in der Lage den Schmerz zu verstecken. Zum ersten Mal war es mir ermöglicht seine Mauer zu stürmen und sein Herz zu berühren. Ich nahm ihn fest in die Arme und meine Lippen verschwanden in seinen Haaren. "Es ist okay zu weinen." Er keuchte in meine Brust und klammerte sich wie ein Ertrinkender an mich. Wie ein Damm der gerade gebrochen wurde, flossen seine Tränen. Nicht mehr aufzuhalten. Ich presste seinen nackten Körper an meinen. So lagen wir den restlichen Tag bis der Abend anbrach. "Hat er dich so verunstaltet?" Stellte ich die Frage, auf die ich die Antwort bereits wusste. Wir waren gerade dabei unsere Klamotten ausfindig zu machen und zogen uns an. Logan nickte. "Warum?" Sein Blick verfinsterte sich. "Er ist ein Mann, der ein gewisses Machtgefühl braucht. Hat er dieses nicht, fühlt er sich ehrenlos und geschwächt. Er ist ein Mann und das muss er jeden spüren lassen. Und ich bin sein perfektes Opfer." Er hielt inne. Ich zog ihn mit einer Hand zu mir und presste erneut seinen schwachen Körper an mich. "Warum lässt du jemanden wie ihn sowas tun?" Er schniefte einmal kurz, bevor er zu sprechen begann. "Weil mir keine Wahl bleibt. Meine Familie ist auf die Zusammenarbeit mit seiner Familie angewiesen. Unsere Firma ist kurz davor Pleite zu gehen. Die Bedingung wäre ihren Sohn, Goerge Millard, zum Mann zu nehmen. Ich weiß selber nicht warum." Er löste sich von mir und wisch sich mit dem Handrücken über's Gesicht. "Ich sehe das nicht ein. Ich werde das nicht zulassen. Auf keinen Fall." Logan sah mir ernst, etwas zu ernst, in die Augen. "Du wirst nichts dran ändern können." Er verunsicherte mich. Warum versuchte er nicht eine Lösung zu finden und gegen seinen Verlobten anzukämpfen? "Und was ist dann mit mir? Was passiert mit uns?" In seine ernste Miene schlich sich etwas unerklärliches. Etwas, dass verloren und einsam aussah. "Es gibt kein dich in meiner Zukunft. Das mit uns wird enden." Und da geschah es. Etwas das niemals geschehen durfte. Eine Träne. Eine verzweifelte Träne, die erfolglos gegen die Realität ankämpfte. "Sag das nicht." Eine weitere Träne stahl sich aus meinem Auge. Mein Mund war nicht mehr in der Lage zu sprechen. Ich versuchte etwas zu sagen, aber es kamen nichts als leere Worte, in Form von Tränen. Und wieder kam ich an dem Punkt an, in dem ich diese schreckliche Einsamkeit spürte. Wieder einmal verließ mich jemand, der mir mehr als wichtig war. Ich rannte aus der Hütte, nachdem mir Logan's Blick mit Traurigkeit lebe wohl sagte. Ich sprang hastig auf meinen Motorrad und raste davon. Wollte weg von diesem Ort und nie wieder dorthin zurück. Logan ließ ich dort. Er würde schon zurecktkommen. Denn er hatte die Realität akzeptiert. Ich nicht, würde ich auch nie. Ich kam auf die Hauptstraße und wurde mehrmals angehupt. Ich fuhr zu schnell, doch hatte nicht vor langsamer zu werden. Die Wut nahm mich vollkommen ein und machte mich blind. Mein Verstand ist von einem dichten zornigen Schleier ummantelt worden. Es war hoffnungslos gegen anzukämpfen. Ich ließ mich einfach fallen. Vergaß alles und jeden. Nur er randalierte wild in meinem Kopf herum. Logan. Warum konnte er nicht mir gehören? Mir ganz allein? Ich beschleunigte mein Tempo. Und dann ging alles so schnell. Die rote Ampel, das LKW und ich der nicht fähig war zu bremsen.

Ich wusste nicht wo ich war. Ein komisches Gefühl umgab mich. Es war als wäre ich im Nichts. War ich Tod? Unwahrscheinlich. Aber am Leben war ich auch nicht. Wo war Logan. Warum war er nicht bei mir? Ich wollte ihn sehen. So sehr sehnte ich mich nach ihm. Ein Lied ertönte und durchbrach die Stille. Die Stimme meiner Mutter, die beruhigende Klänge von sich gab. Und dann war sie wieder weg. Ich fühlte mich allein. Genauso wie früher. An dem Tag als mein Vater weg ging. Ich war einsam.

Erneut.

Red Nails (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt