Kapitel 6

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Es war inzwischen später Nachmittag. Mum hatte mich und meine Töchter einfach in eine Wohnung in Trakt C verfrachtet. Wir würden ab heute in der 2 Etage wohnen, was mir eigentlich recht war, da wir es so nicht ganz soweit zur Kantine hatten.
Gesehen hatte ich diese zwar noch nicht ,aber der Lageplan neben der Wohnungstür verriet einiges.

Ich war generell schon so geschockt von dem riesigen unterirdischen Trakt-Dings , das mich die Wohnung kaum noch überraschte. Ok vielleicht ein klitzekleines bisschen.... oder mehr...

Wenn man die Wohnung betrat, stand man in einem geräumigen Raum der als Wohn-und Esszimmer mit Küche in einem diente. Letzteres würden wir wohl kaum benutzen, da ich hier noch keinen Supermarkt gesehen hatte und die Kantine garantiert ihren Grund hatte.

Eine elegante weiße Eckcouch und ein riesiger Flachbildschirm waren mit Abstand das Highlight. Rechts gingen dann zwei Zimmer ab, wobei das hintere offensichtlich den Zwillingen galt.
Ich gebe schon zu ,dass "wer auch immer" alles mit viel Liebe und Aufwand eingerichtet hatte, sodass man sich auf Anhieb wohlfühlen musste. Es wurde wirklich kein Detail ausgelassen.

Mein Zimmer war direkt neben dem meiner Töchter. Es war kleiner als meins altes, aber immer noch groß genug um einen riesigen Kleiderschrank reinzustellen.

Auf der linken Seite unseres , ich nenne es jetzt mal 'Aufenthaltszimmers', befand sich einmal ein Bad mit Wc und einmal ein Arbeitszimmer. Dieses war mit einem Schreibtisch , Laptop und Laufband versehen.

Momentan saß ich am Esstisch und versuchte mir jedes noch so kleinste Detail einzuprägen. Die Zwillinge spielten währenddessen in ihrem Zimmer mit den Sachen die sie mitgenommen hatten.

Es klopfte an der Tür, welche wenige Sekunden darauf geöffnet wurde.
Die Rotbraunen Haare meiner Mum und schließlich auch ihr inzwischen mageres Gesicht kamen zum Vorschein.
Hätte ich mir eigentlich gleich denken können - jeder normale Mensch hätte auf ein "herein" gewartet.

"Was willst du ?"

Genervt sah ich meine Mutter an. Diese tat so als hätte ich ihr ein Kompliment gegeben und kam lächelnd auf mich zu.

"Ich habe eine Kinderbetreuung für Liv und Amilia organisiert. Sie wird gleich hier sein. Und du kommst jetzt sofort mit, es seiden du ..."

Sie machte eine Pause und sah mich durchdringend an

"...möchtest keine Antworten"

Sie klatsche in die Hände und tat so als hätte sie mir einen lustigen Witz erzählt. Dann wurde ihre Miene plötzlich wieder Hart und sie griff nach meinem Arm, um mich kurz drauf hinter sich her zu schleifen.

Ich verstand diese Frau nicht mehr!

Langsam machte es mir echt Angst sie so zu sehen. Das war nicht mehr meine Liebe Mum von früher. Die, die mit mir, ihrer kleinen Emy, extra in die nächste Stadt gefahren war um meine Lieblingschokolade zu holen.
Oder mir gute Nacht Geschichten erzählt hatte, während ich in ihren Armen lag und mich an sie kuschelte. Wo war sie? Was war noch von der Frau übrig die ich einmal mit ganzem stolz meine Mutter nannte?!

"Da wären wir."

Mum stoppte plötzlich vor einer großen weißen Flügeltür. Ich hatte ehrlich gesagt kaum auf den Weg geachtet, aber weit von meiner Wohnung konnten wir nicht entfernt sein.

Nachdem sie einen Zahlencode auf dem schwarzen Gerät, welches an der Tür befestigt war, eingegeben hatte, öffnete sich diese.
Hinter ihr kam ein heller Raum zum Vorschein.

Besonders stach einem der große runde Tisch, mit einem mächtigen Kronleuchter, darüber ins Auge.
Er stand, soweit ich das abschätzen konnte, exakt in der Mitte des Zimmers.
Der Raum war gut gefüllt mit Leuten die alle ziemlich schicke Klamotten trugen.
Die meisten standen gerade am Buffet, welches in der linken Raumhälfte aufgebaut war, und starrten mich an.

"Äh Hallo..."

Beschämt senkte ich meinen Blick. Es kam mir irgendwie falsch vor in schmutzigen Klamotten vor Leuten in feinen Gewändern zu erscheinen und gleichzeitig so angestarrt zu werden.

"Da ist ja unsere sechs"

Ein junger Mann, höchstens zwei Jahre älter als ich, kam auf mich zu. Seine dunklen Augen fixierten mich und es wirkte fast als würde er sich über mich lustig machen.

"Herzlich willkommen! Ich bin die 3 , du kannst mich aber auch Jasper nennen."

Er hielt mir seine Hand zur Begrüßung hin, die ich höflich ergriff und meine durchschütteln ließ.

"Jas ich glaube wir sollten uns auch hinsetzen."

Ein Mädchen, vermutlich etwas jünger als ich, stieß meinem gegenüber den Arm in die Seite und deutete auf den runden Tisch. Tatsächlich hatten inzwischen fast alle Platz genommen. Auch meine Mum.

"Ich bin übrigens Maya"

das Mädchen nickte mir freundlich zur Begrüßung zu , ehe sie sich hastig an einen Platz setze. Ich tat es ihr nach.

Als alle saßen erhob sich eine Frau mit Rotbraunen Haaren. Sie hatten nicht die selbe Nuance wie die von meiner Mutter, welche eher stechende hatte. Die der Frau erschienen mir eher ... weich?

"Willkommen"

Sie sah jedem von uns kurz in die Augen ehe sie fortfuhr.

"Wir ihr sicherlich wisst ist heute ein besonderer Tag. Wir alle haben solange auf diesen Tag hingearbeitet, haben nahezu unmögliches geschafft auch wenn wir dafür Opfer bringen mussten. Nun ist endlich unsere Nummer sechs unter uns! Herzlich willkommen Emyla."

Überrascht sah ich auf. Wieso wurde ich Nummer 6 genannt? Und was sollte das ganze? Seit Tagen ... Ok um genau zu sein zwei... wird um alles ein Drama gemacht und ich weiß bis jetzt noch nicht warum! Die Frau schien meine Unsicherheit und vielleicht auch meine leise Wut zu merken und verkündete, dass sich alle vorerst zurück an das Buffet gesellen dürften, ehe wir eine richtige Konferenz abhalten würden. Da Essen die einzige Sache zu sein schien, für die sie sich mehr interessierten als mich, lösten sich augenblicklich die Blicke von mir.

Die Frau schien diese Chance zu nutzen.

"Keine Sorge. Bald werden sie dich nicht mehr ganz so offensichtlich mustern"

Sie lächelte mir aufmunternd zu, während sie von ihrem Platz auf mich zu ging.

"Tut mir leid. Ich hab mich völlig vergessen vorzustellen. Ich bin Miranda Copp und offiziell so etwas wie die Chefin des ganzen. Aber ehe ich dir einen stundenlangen Vortrag darüber halte, wie man meinen Posten genau nennt und ich komische Dinge über mich erzähle, will ihn zuerst deine Fragen beantworten. Ich bin mir nämlich fast sicher das deine Mutter dich noch nicht aufgeklärt hat"

Miranda kam mir sofort sympathisch vor. Aus irgendeinem unbeschreiblichen Grund hatte ich das Gefühl sie bereits zu kennen. Doch ehe ich mir darüber Gedanken machen konnte, ob ich sie schonmal getroffen hatte, machte sich ein ganz anderes Gefühl in mir breit. Freude!
Endlich würde mich jemand aufklären und in dieses ganze Schlamassel Struktur bringen! Endlich würde ich meine Antworten bekommen!

Heute mal ein längeres Kapitel :)
Es war jetzt vielleicht nicht das aufregendste, aber ich wollte euch zuerst einen kleinen Eindruck über Emylas "neues Zuhause" bieten. Ich hoffe euch hat der Teil gefallen und falls nicht so würde ich mich sehr über Verbesserungsvorschläge freuen ;)

Danke fürs lesen!
Euer Hoffnungslicht :p

Demestas-Es liegt allein an dir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt