Kapitel 17

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Lustlos kickte ich einen Kieselstein, der direkt vor meinem Füßen lag, von mir weg.
"Wie lange müssen wir denn hier noch stehen?" Seufzte nun auch Kenzie.
"Solange bis wir ihre Pässe vollständig geprüft und ihre Einreiseerlaubnis bestätigt haben" antwortete daraufhin eine Grenzkontrolleurin, welche sich gerade zu uns gesellt hatte.

Ich persönlich fand es ziemlich albern, dass es für bestimmte Städte Grenzkontrolleure gab und andere wiederum nicht mal eine ausreichende Polizeipräsenz zu bieten hatten. Aber das war es nun mal, unser ach so tolles Demestas.

"Wir können gehen" Matt kam auf uns zu und überreichte uns unsere falschen Pässe. Erleichtert atmete ich auf. Bei der Ewigkeit die wir hier warten mussten, hatte ich bereits angenommen, dass wir kurz vorm auffliegen waren. Aber nun schien ja doch alles wie geplant zu verlaufen.

"Na dann kann's ja weitergehen" triumphierend lächelte Jasper in die Runde ehe er sich seinen Rucksack schnappte und als erster durch das Drehtor spazierte.

"Eigentlich könnten wir ja jetzt shoppen gehen" meinte Kenzie nachdem wir direkt in eine Einkaufsmeile eingebogen waren.

"Ja bestimmt. Ivan und ich brauchen unbedingt ein neues Sommerkleid" witzelte Matt, wohlbedacht nicht Jaspers richtigen Namen zu sagen.
Kenzie schnaubte beleidigt, ging jedoch nicht weiter auf ihn ein.

So liefen wir nebeneinander die Straßen und Gassen entlang und hörten den Witzen von Matt und Jasper zu. Wobei Kenzie noch immer einen Schmollmund zog. Ich würde dieses Mädchen vermutlich nie verstehen...

Irgendwann stoppten die Jungs vor einem der vielen Hochhäuser. Hätte Kenzie sich nicht amüsiert geräuspert, wäre es mir nicht einmal aufgefallen und ich wäre einfach ohne die andern weitergelaufen.

"Sorry" murmelte ich etwas beschämt "ich kenn mich hier halt nicht so aus wie ihr"

Kenzie war kurz davor etwas zu erwidern, als ihr Jasper einen strengen Blick zuwarf und Matt uns durch eine Seitentür in das Gebäude schob.

Verwirrt musterte ich das Treppenhaus in dem wir uns nun befanden. Es war ziemlich klein und sah nicht wirklich aus als würde es zu Wohnungen führen. Zumindest konnte ich auf den Etagen die ich von hier aus sehen konnte keine Tür endecken.

Entgegen meiner Vermutung nahmen wir schließlich die Treppe, die nach unten führte. Ich hatte keine Ahnung was wir in einem Keller machen sollten, folgte den anderen jedoch ohne Widerrede. Sie wussten schließlich was sie taten.

Die Treppe führte uns zu einem relativ großen Raum, von welchem mehrere Holztüren abgingen. Es sah aus wie ein Keller aus einem typischen Wohnhaus- mit der Ausnahme, dass ich keine Ahnung hatte wo eigentlich die Wohnungen waren.

Matt fischte vorsichtig einen kleinen Schlüssel aus seiner hinteren Rucksacktasche, mit welchem er anschließend ein kleines Vorhängeschloss an einer der Türen aufschloss.

Daraufhin trat er ein und deutete uns ihm zu folgen.
"Letztes mal wars hier nicht so dreckig" meckerte Kenzie als sie fast in ein Spinnennetz reingelaufen wäre.
"Hier nicht" stimmte ihr Jasper zu, während er einen Stapel Kisten vor der Wand zur Seite schob. "Aber dafür war es das an dem Ort der gleich kommt umso mehr..."

Hinter den Kisten befand sich eine kleine Eisentür. Nachdem Matt auch diese aufgeschlossen hatte und sich vor uns ein langer Gang erstreckte kam mir auf einmal ein unangenehmer Verdacht ... Der Geruch der uns entgegenkam sprach zumindest stark dafür...

***

"Scheiße" fluchte Kenzie hinter mir.
"Wortwörtlich" gab ihr Jasper Recht.
"Wieso verdammt müssen wir ausgerechnet durch eine stinkende Kanalisation stampfen? Ich wäre sogar lieber über einen Friedhof bei Nacht gelaufen!"
Matt warf mir einen zustimmenden Blick zu, sagte jedoch nichts.

"Immerhin haben wir Gummistiefel" versuchte Jasper unsere momentane Lage zu verschönern. Kenzie jedoch war wie immer eindeutig zu negativ gestimmt.
"Ja Kotzgrüne" maulte sie und stapfte an mir vorbei.

Na das kann ja was werden...ich hoffte inständig, dass wir hier so schnell wie möglich rauskamen. Nicht nur wegen dem unappetitlichen Geruch, sondern auch wegen den geringen Fluchtmöglichkeiten vor einer schlecht gelaunten Blondine, die mich nebenbei bemerkt nicht gerade leiden konnte.

***

Raus kamen wir tatsächlich, allerdings war dort unsere Lage nur um weniges besser.

Ich wusste nicht viel über die Stadt in der wir uns momentan befanden. Eigentlich wusste ich nur das, was die anderen mir auf unserer bisherigen Reise erzählt hatten.
Dazu gehörte auch die Tatsache, dass es hier nur einen einzigen riesigen Milchhof gab, welcher immerhin über die Hälfte der Einwohner versorgte.
Und genau auf dessen Kuhkackekoppel standen wir jetzt.

Wir waren über einen Gullydeckel hinausgelangt, der auf einer kleinen Straße im Norden der Koppel lag. Dumm nur, dass wir genau auf die andere Seite mussten.
Die Tatsache, dass es inzwischen regnete machte die Sache nicht besser.
"Oh man" murmelte Jasper genervt, nachdem sein einer Stiefel fast im Knietiefen Matsch stecken geblieben war. "Heute ist echt nicht unser Tag"

Irgendwann hatten wir zum Glück auch die Koppel hinter uns gelassen und kamen an einer kleinen Baumgruppe an. Diese lag etwas erhöht und war von dichtem Gestrüpp umgeben.

"Wow" staunte ich als wir schließlich auf dem kleinen Hügel standen. Man hatte von hier aus einen hervorragenden Blick über das weit entfernte Stadtzentrum, in welchem sich die ganzen Hochhäuser befanden. Da es langsam  anfing zu dämmern, konnte man die ganzen eingeschalteten Lichter hinter den zahlreichen Fenstern besonders gut erkennen. Alles in einem ergab das ein umwerfendes Bild.

"Es ist jedes Mal aufs neue beeindruckend" Kenzie stellte sich zu mir und lächelte glücklich. Ein Gesichtsausdruck den ich bei ihr lange nicht mehr gesehen hatte.

"Ist das jetzt euer Ernst? Ganze 5 Meter vom Ziel macht ihr eine Pause?! Mädchen!" Kopfschüttelnd sah Matt uns an. Ich dagegen verstand nur Bahnhof.
"Wie jetzt? Hast du gerade was von Ziel gesagt?!" Ich konnte hier weit und breit nichts erkennen, was nach einem Eingang von Trakt A aussah. 

Anstatt zu antworten fing Jasper einfach an auf einen der Bäume zu klettern und von diesem aus zum nächsten zu hüpfen.

"Nicht wieder diese Eichhörnchen Sache" seufzte ich genervt auf, woraufhin mich Matt schmunzelnd ansah.
"Du kannst auch gerne durch das Gestrüpp durch, könnte nur ein bisschen wehtun"

"Wieso gehen wir den nicht einfach außen rum?"

Nun war es Jasper der mich von einem der Bäume belächelte.

"Weil wir in die Mitte müssen."

Kaum hatte er diesen Satz gesagt sprang er hinunter und war augenblicklich zwischen den ganzen Sträuchern verschwunden.
Etwas verwirrt sah ich zu Matt.

"Dort ist ein Loch ins Gestrüpp geschnitten worden. An dieser Stelle befindet sich auch die Falltür, die uns letztendlich zu Trakt A führt" erklärte er fast schon selbstverständlich.

"Und jetzt komm. Ich werde dir von mir aus auch helfen"

Dankend nahm ich seine Hand und ging mit ihm zusammen auf den ersten Baum zu.

Wird schon schiefgehen. Dachte ich noch ehe ich nach dem ersten Ast griff und mich nach oben zog.

It's My Birthday!
Und zur Feier des Tages habe ich mir gedacht, dass ich einfach noch ein Kapitel für euch schreibe :)

An alle noch einen schönen Tag
Euer Hoffnungslicht ;)

Demestas-Es liegt allein an dir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt