Kapitel 3

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"Beeil dich bitte! Ach und nimm die Jacke da!"

Mum stand hinter mir und diktierte mir haargenau was ich alles brauchen würde.
Ehrlich gesagt kam ich mir ziemlich dumm vor. Ist ja nicht so das ich schon 20 bin und auf mich selbst aufpassen kann.

"Nicht die! DIE DA!!!"

Meine Mutter stieß mich zur Seite und machte sich an meinem Kleiderschrank zu schaffen.

"Ich mach das jetzt! Du wirst ja sonst nie fertig!"

Genervt trat ich ein paar Schritte zurück. Wieso will mich eigentlich niemand darüber aufklären was hier gerade los war?!

"Siehst du so schnell geht das"

Mit einem zufriedenem Seufzen schloss meine Mutter den Koffer und warf mir dabei eine Jacke zu.

"Die ziehst du jetzt bitte an"

Mit diesen Worten marschierte sie, den Koffer hinter sich herziehend, an mir vorbei. Ich folgte ihr hastig und zog mir beim gehen die Jacke über.

Maira wartete mit den Kindern und zwei Koffern an der Eingangstür.
Ich gesellte mich zu Ihnen und griff nach den Händen meiner Töchter.
Sie schienen genauso wenig zu wissen wie ich und dennoch spürte glaube ich jeder von uns das wir in Gefahr schwebten.

"Oh nein..." Mum spähte durch die leicht geöffnete Haustür hinaus auf den Vorgarten . "Emyla weißt du ob es einen Hinterausgang in diesem Haus gibt?"

Jetzt spricht sie mich schon mit Emyla an. Früher war ich immer ihre kleine Emy.

"Ja, kommt mit." sagte ich trocken und zog meine Töchter hinter mir her. Maira und Mum folgten uns mit unseren Koffern.

"Wir haben nicht mehr viel Zeit!"

drängelte nun auch meine Schwester. Sie klang wirklich besorgt. Ihr zuliebe versuchte ich etwas schneller zu laufen.

"Wir sind da."

Ich drückte hastig die Klinke herunter und sah mich um. Der Hof sah aus wie immer. Man konnte auf die benachbarten Gärten sehen und die zugezogenen Fensterläden des Hauses gegenüber Mustern. Es schien sich niemand über das relativ gute Wetter zu freuen, da wie eigentlich immer keiner zu sehen war.
Ich wollte gerade einen Schritt nach draußen wagen als Mum mich am Arm packte.

"Komm zurück!"

Ich war überrascht über die Sorge in ihrer Stimme, gehorchte aber reflexartig.
Meine Mutter schmiss die Tür zu.

Keine Sekunde später dann der erste Knall.

"Sie schießen!" Es klang irgendwie erschrocken , verwundert und verzweifelt zugleich.

Noch einer...ein weiterer Schuss.

***

Ich dankte im stillen dem ehemaligen Hausbesitzer über die Eisentüren, die am Eingang und Hinterausgang waren. Dank seinem Sicherheitswahn hatte mich dieser nämlich davor bewahrt eine Kugel durch den Kopf zu bekommen. Durch Holz wäre diese ziemlich leicht durchgekommen.
Zudem dankte ich Ihm für die ehemalige Freundschaft zu den Nachbarn.

Die beiden Keller waren durch eine Tür verbunden , wahrscheinlich um sich schneller besuchen zu können oder so.
Eigentlich war mir der Grund bis jetzt immer so ziemlich egal gewesen. Doch ohne die Tür wären wir spätestens nach ein paar Stunden Tod oder in Geiselnahme.

Ich hatte inzwischen ebenfalls ein gutes Verhältnis zu meinen Nachbarn. Ok gut ist eventuell ein bisschen übertrieben , aber es reichte aus um die Tür nicht verschließen zu müssen.

"Das Haus ist viel größer als unsers!"

Liv sah mich staunend mit ihren Rehaugen an.
Inzwischen befanden wir uns im Flur meiner Nachbarn. Mum telefonierte mit irgendwem und Maira probierte Amilia zu beruhigen.

Ich dagegen versuchte mich zwanghaft zu orientieren. Dieses Haus hatte einen äußerst komplizierten Schnitt und war, so wie es Liv bereits festgestellt hatte,  ziemlich groß. Um es kurz zu fassen: Ich hatte keinen Plan wo wir waren.
Auf gut Glück wählte ich eine Tür und landete schließlich in einem großen Bad.

Ok das mit dem Glück war so eine Sache...

"Was machen Sie denn hier?!"

Eine aufgebrachte Stimme ertönte hinter mir.
Bitte nicht!
Langsam drehte ich mich um. Eine Pummelige Frau mit engem Pferdeschwanz stand im Türrahmen links neben mir und blickte verwirrt zwischen mir und dem Rest meiner Familie hin und her.

"Wie Sie sicherlich wissen hat meine Tochter Geburtstag und wir wollten einen Kurzurlaub Unternehmen"

Versuchte meine Mutter die unangenehme Situation zu retten. Zugleich merkte man ihr an das sie ängstlich und aufgeregt war.
Zurecht! Es würde nicht allzu lange dauern bis -wer auch immer- mein Haus stürmen und die Kellertür entdecken würde und dann...

"Na und?! Was macht 'da dann hier?!"

Ich hasste den Akzent dieser Frau!
Ok ja, ich sagte bereits das unser Verhältnis gut ist ? (Man beachte die Ironie)

"Da war ein böser Mann vor der Tür und dann hatte ich Angst wollte nicht raus. Und hab Mommie gesagt, dass ich nur mitkomme wenn wir durch ihr Haus gehen"

Liv sah unsere Nachbarin mit ihren großen Kulleraugen an. Plötzlich kullerte ihr eine Träne über die Wange.

"Sind sie jetzt böse? Ich wollte nicht, dass jemand böse ist... Tut mir leid"

Spätestens da war es um die Frau geschehen.

"Ich bin nischt sauer klene. Soll isch euch zur Tür bringen?"

Liv nickte zögernd. Sie war schon als Baby eine grandiose Schauspielerin gewesen!

Nun mussten wir uns aber echt beeilen. Diese ganze Aktion hatte wirklich viel Zeit gekostet.

An der Eingangstür angekommen verabschiedeten wir uns höflich und Liv bedankte sich anständig.
Wir liefen zügig die kleine Treppe hinunter zur Straße, immer darauf bedacht unsere Köpfe zu senken, damit uns niemand erkennen konnte.
Es war vermutlich nicht die beste Tarnoption, aber eine der einzigen, die uns zur Verfügung stand.

Hinter dem Gartentor , auf der Straße, (wer hätte es gedacht? :) ) wartete bereits ein weißes Auto mit getönten Scheiben auf uns. Mum schob zuerst die Zwillinge und dann mich und meine Schwester hinein. Sie half dem Fahrer oder eher Chauffeur das Gepäck zu verstauen.

Wenige Sekunden später war ich bereits auf dem Weg in eine neue Heimat. Ich hatte keine Ahnung was es war ,aber das was kommen würde wäre groß. Groß und gefährlich ,da war ich mir sicher.

So das wars für heute. Ich hatte eigentlich vor es spannender zu schreiben aber dann hätte ich zu viel erklären müssen was erst später erklärt werden kann. Ok ich hör lieber auf ehe ich jemanden verwirre ;)
Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen . Und über Feedback freue ich mich natürlich immer noch :))

Euer Hoffnungslicht :p

Demestas-Es liegt allein an dir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt