Unerwartet - A LenKu-Fanfic [LenxMiku]

Chapter II: Musik für's Leben

Als der Pausengong ertönte, beeilten sich alle Schüler, um aus dem stickigen Matheraum zu kommen. Vorne an der Spitze lief Miku. Sie wollte nur raus hier! Weg von Mathematik und Zahlen und Formeln! Zum Glück hatte sie jetzt zwei Freistunden, und die konnte sie sinnvoll im Musikraum verbringen.
Summend stand sie an ihrem Spind und suchte nach ihrem Notenblock. Möglicherweise summte sie zu laut, aber das war ihr egal. Den Spaß an der Musik kann mir niemand nehmen!, dachte sie grinsend und summte weiter.
"Miku-chan!" Rin war plötzlich hinter ihr aufgetaucht.
"Rin-chan? Wo hast du Len gelassen?"
"Er ist schon im Saal und fährt den Laptop hoch!" Rin sah schon so aus, als ob sie es genoss, sich von ihrem älteren Zwillingsbruder entfernen zu können.
Rin stellte sich neben Miku und öffnete ebenfalls ihren Spind. Mit einem geschwungenen Wurf warf sie ihre Schultasche hinein und knallte die Tür zu. Der Basskoffer, der die ganze Zeit auf ihrem Spind lag, wurde von Miku heruntergeholt. Rin war ein wenig kleiner als Miku, daher kam sie auch so schlecht dran.
Weshalb sie den Koffer auch immer dahin tat, war ein Mysterium, genauso wie die Tatsache, dass er noch nie geklaut wurde.
Schnell fischte Miku den Notenblock aus dem Spind und machte die Tür zu. Jetzt beeilte sie sich, zum Musiksaal zu kommen.
Rin hatte zwar Schwierigkeiten, hinterher zu kommen, doch wenn Miku sie zog, konnte sich das leicht ändern. Sie mussten einige Treppen gehen, das heißt, dass Rin quasi quer über die Treppe geschleift wurde.
In der Nähe des Saales konnte man schon ein wenig Musik wahrnehmen. Der Klang von einem Klavier und einer Akustikgitarre waren zu hören.
Die Tür stand speerangelweit offen, und man konnte schon von weitem Len erkennen, der vertieft auf seiner Gitarre spielte. Nebendran saß Luka, die Musik Referendarin, am Klavier und spielte ein kleines Stück.
Rin stürmte in den Saal.
"Luka-nee!" Len wurde brutal aus dem Konzept gerissen und schaute erschrocken auf. Rin war gut darin, Len zu nerven. So gut, dass gerade Len's Mäppchen durch die Luft flog und in ihrem Gesicht landete.
"Hey, was soll das?!"
"Du hast mich aus dem Konzept gebracht!"
"Pech für dich!" Len grummelte genervt, lächelte aber wieder, als er bemerkte, dass Miku ihn anstarrte.
"Hast du einen neuen Song geschrieben?", fragte er neugierig. Luka spielte eisern weiter.
Miku schaute auf ihren Notenblock. Tatsächlich hatte sie einige Noten noch niedergeschrieben, doch sinnvoll sahen sie nicht aus.
"Naja, schon ein bisschen... "
"Darf ich mal?", fragte Luka, die anscheinend fertig war mit dem Spielen.
Miku reichte ihr den Block. Rin und Len schauten sie und Luka abwechselnd an. Sie warteten darauf, was als nächstes geschah. Plötzlich erhob sich die Referendarin. Stumm verließ sie den Saal, mit den Noten in der Hand.
Rin starrte ihr verwirrt hinterher. "Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?"
Len zuckte mit den Schultern. Miku's Herz klopfte unruhig.
Was nun?
Luka betrat wieder den Raum, mit einem kleinen Stapel Blättern. Noch immer schweigend teilte sie diese aus.
Miku starrte ungläubig auf das Blatt. "Aber... Das sind ja meine Noten!" Sie hatte das Blatt kopiert!
Luka nickte und ging zur Tafel, im alles nochmal aufzuschreiben. Rin und Len nickten sich zu und machten sich daran, die Instrumente zu stimmen.
"Ganz perfekt sind sie nicht, aber wir vollenden sie jetzt!", erklärte Luka und holte ein pinkes Metronom heraus.
"Rin! Fang an." Sie erschrak und fing an, unbeholfen zu spielen.
"IM TAKT!" Luka sah zu Miku. "Hast du einen Text?"
"Äh, nein..."
"Dann improvisiere!"
Miku blieb nichts anderes mehr übrig, als im Rythmus von Rin's Bass zu singen und die imaginären Wörte durch "La's" zu ersetzen.
"Mehr aus dem Bauch! Und nicht so hoch!"
Miku versuchte, so gut wie möglich nach Luka's Anweisungen zu singen.
"Len!" Len zuckte zusammen und fing an, zu spielen.
Luka betrachtete ihn kritisch. Man sah ihm an, wie nervös er gerade war.
"Dein Gitarrenhals berührt gleich den Boden! Nimm die Gitarre höher!" Ruckartig zog er die Gitarre hoch und spielte dabei weiter.
Luka sah sie alle lächelnd an. "Weiter so!"
Es war echt angenehm, so Musik zu machen. Len entspannte sich zum Glück wieder, Rin spielte nun (wenn dann nur kurz) im Takt, und Miku sang so, wie es sich gehörte.
Ehe sie es sich versahen, war die erste Stunde vorbei. Luka musste die drei rausjagen, da der Saal für eine andere Klasse reserviert war. Nun machten sie sich auf den Weg zur Mensa, um etwas zu essen. Man musste schon sagen: Musik macht hungrig!
"Mit Luka-nee zu üben ist anstrengend!", stöhnte Rin müde "Es ähnelt schon fast Musikunterricht!"
"... Den du dringend brauchst.", meinte Len und schaute sie herausfordernd an. Rin wollte gerade etwas einwenden, hätte Miku nicht dazwischen gesprochen. "Er hat recht. Du kommst öfters aus dem Takt."
"Ist das denn nicht normal?", fragte Rin verteidigend.
"Es ist normal, wenn es sich in Maßen hält. Du bist ein Extremfall!" Len sagte das so beiläufig, als ob er eben nicht seine Schwester geärgert hätte.
"Aber du- AU!" Miku hatte ihr gegen den Kopf geschlagen, damit sie auch ja nichts sagte. "Kein Streit!", sagte sie laut.
Rin zog beleidigt eine Lippe vor und nuschelte in sich hinein. "Er hat angefangen..." Aus dem Augenwinkel sah Miku, dass Len teuflisch in sich hinein grinste. Für ihn war die Schlacht gewonnen.
In der Mensa war wie immer eine riesige Menschenmenge. Man musste sich hindurchquetschen, um zum Kiosk zu gelangen.
Rin hatte Miku an der Hand gepackt und zog sie sicher durch die Menge. Miku wollte wiederum Len's Hand nehmen, doch er zog seine zurück. Fragend sah sie ihm ins Gesicht, doch Len schaute weg. Miku reichte es und packte ihn einfach an der Hand. Ob er es wollte oder nicht!
Rin zog die drei hinter sich her. Miku lachend, Len eher bezweifelt und unbeholfen. Sie ließ Miku nun los und drängelte sich an der unendlich langen Schlange vor. Einer ihrer guten Seiten (es sei den, man steht selber in der Schlange).
Miku hielt Len's Hand noch immer fest. Er sah sie leicht errötet an. "Du kannst jetzt loslassen." Miku sah ihn an und erschrak. "Ä-äh, ja, entschuldige!" Schnell ließ sie die Hand los. Len schaute wieder weg. Dieser Blick, mit der er sie grade angeschaut hatte! Was war das? Scham? Oder was anderes?
Miku grübelte weiter, als Rin schon längst mit einem überfüllten Tablett herbeigeeilt kam.
"Ihr hättet ruhig mithelfen können!", sagte sie böse und hielt das Tablett hoch, auf dem drei Schalen mit jeweils Reis, Gemüse und Hähnchenfleisch. Dabei waren drei Paar Essstäbchen und Soßetütchen.
"Lecker!", sagte Miku begeistert.
Len sah hin. Seine Augen weiteten sich. Ihm war die Banane aufgefallen, die auf den Stäbchen lag. Miku grinste. "Die gibt's zum Nachtisch!"
Len schaute sie mit einem "Bitte, Miku, ich esse danach auch etwas Richtiges!" - Blick an.
Rin lachte. "Nein, die gibt es erst nach dem Essen!" Er funkelte sie böse an, akzeptierte aber sein Schicksal und lief an ihr vorbei zu einem Tisch. Die anderen beiden folgten ihm und setzten sich dazu.
Stumm aßen sie und schauten nur auf ihre Schalen. Miku schaute auf und schien etwas entdeckt zu haben. Ihre Augen wurden kleiner. Len sah sie verwirrt von der Seite an und folgte ihrem Blick. Rin aß unberührt weiter.
Plötzlich auf die Sekunde spuckten beide gleichzeitig geschockt ihren gesamten Mundinhalt aus - wortwörtlich in Rin's Gesicht.
"IIIH! Was soll das?!"
Miku und Len sprangen auf und zeigten aufgeregt auf ein kleines Plakat.
"DA!" Rin drehte sich genervt herum. Ins Auge stach ihr ein kleines, buntes Plakat, auf dem hervorgehoben die Schriftzeichen für "Musik-Contest" zu sehen waren.
"Oh mein Gott, da müssen wir mitmachen!", rief Miku aufgeregt "Wir müssen üben und teilnehmen!" Rin starrte weiter auf das Plakat.
Len lachte und sagte: "Das ist unsere Chance, zu zeigen, was wir draufhaben!"
Rin drehte sich langsam um. Ihr trauriger Blick ließ die Tatsache vergessen, dass sie noch immer Essensreste im Gesicht kleben hatte.
Len schaute sie besorgt an. "Was ist denn?", fragte er sie.
Rin schaute die beiden niedergeschlagen an. "Der Wettbewerb ist an dem Tag, an dem ich auf der Convention bin..." Len und Miku's Lächeln verschwand abrupt.
"Ihr könnt wegen mir nicht teilnehmen... Es tut mir... Schrecklich leid..."
Miku kam auf die andere Seite des Tisches, um sie in den Arm zu nehmen. Len gab seiner Schwester einen kleinen Stapel Taschentücher, damit sie sich die Essensreste und die Tränen, die gerade über ihre Wangen liefen, wegwischen konnte.
"Ich mache da auf jeden Fall mit. Du musst dich jetzt nicht schuldig fühlen, Rin-chan!", sagte Miku ruhig und drückte sie fest.
"Im Notfall trete ich auch alleine an!"
Len schüttelte den Kopf. "Ich unterstütze dich. Im Namen meiner Schwester und als dein Gitarrist!" Miku lächelte ihn dankend an. Er lächelte zurück.
Rin meldete sich plötzlich zu Wort. "Du kannst mich jetzt loslassen, so kann ich mein Gesicht nicht abwischen."
"A-achso, sorry!" Schnell wich sie zurück.
Rin begann, ihr Gesicht zu säubern und fragte: "Meint ihr, ihr schafft es, ohne die Weltbeste Bassistin zu gewinnen?"
"Das will ich doch hoffen, mit dir hätten wir sonst keine Chance!", antwortete Len grinsend.
"Ach, ihr schafft das scho- hey, warte mal!"
Miku sah dabei zu, wie Rin über den Tisch sprang, um ihren Bruder zu schlagen, während sie sich im Inneren schon auf den Wettbewerb freute.