Chapter XIV: Der Contest [1]

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  Es war wie in einem Traum... die restlichen Stunden vor dem Contest vergingen so schnell, als hätte man den Vorspulknopf des Lebens gedrückt. Das vierstündige Training fühlte sich wie vier Minuten an, das Mittag- und Abendessen kaum länger als eine Sekunde. Und so ging es immer weiter, bis sich Miku hinter dem Vorhang der großen Contestbühne vorfand. Allein der große schwarze Umhang trenne sie von der Bühne und dem gigantischen Publikum, vor dem sie so riesige Angst hatte. War es wirklich so eine gute Idee gewesen, beim Contest teilzunehmen? Oh mann...
 Sie starrte den schweren Vorhang an und lauschte dem Teilnehmer, der vor ihr und Len drankam (und auch unheimlich gut singen konnte...) Ihr Herz hämmerte wie Verrückt gegen ihre Brust.
"Ich glaube, ich halte diese Nervosität nicht aus...", sagte sie fast flüsternd nach einer Weile. Len sah von seiner Gitarre auf,, die er gerade stimmte, und lächelte sie liebevoll und aufmunternd an.
"Lampenfieber ist überwindbar!", flüsterte er mit ruhiger Stimme "Du bist ja nicht allein! Ich bin ja bei dir. Die Choreo von deinem Song weißt du doch noch, oder?"
"Ja..." Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. In ihnen spiegelten sich eine leichte Spur Angst. Er...
Len sah schnell wieder auf seine Gitarre und stimmte unauffällig weiter. 
"...du hast auch Bammel, nicht wahr?", stellte sie fest.
"Mhmmm...", bestätigte er leise grummelnd und stellte schließlich seine Gitarre neben sich ab "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass das Publikum mich wie ein riesiges Monster verschlingen wird."
Sie zog beleidigt die Lippe vor. "Und was ist mit mir? Ich werde hier als erstes gefressen!"
Er grinste. "Du bist nur die Vorspeise! Ne Spaß, ich weiß dass dieser Gedanke lächerlich ist, daran solltest du auch denken!"
"Er ist ja auch lächerlich... aber ich hab trotzdem Angst... ich bin mir nicht sicher, aber..."
"Aber...?", hakte er ernst nach.
"...aber ich spiele mit dem Gedanken, abzuhauen und gar nicht erst anzutreten." Len starrte sie ungläubig an. "Du willst was?!"
Miku senkte den Kopf und murmelte: "Ich mache es ja nicht wirklich."
Er schnaufte und senkte ebenfalls den Kopf. "Gut so. Ich habe keinen Bock, dich mit meiner Gitarre zu verprügeln."
"Würdest du das tun, wenn ich abhauen würde?", grinste sie.
"Wenn ich dich finde, natürlich. Meine Gitarre ist gestimmt und bereit zum Verprügel-natürlich verhau' ich dich nicht, du baka!!" Miku kicherte und sah wieder auf. Von der anderen Seite des Vorhangs ertönte ein lauter Applaus und der vorherige Teilnehmer trat heraus. Das blonde Mädchen lächelte Miku und Len freundlich an und setzte sich zu ihnen. "Hi! Nehmt ihr auch teil?"
"E-eh ja. Man konnte dich hören, und du kannst echt gut singen!", sagte Miku leise. Len zog sich aus der Konversation heraus und ergriff wieder seine Gitarre.
"Meinst du? Danke!" Sie streckte ihr die Hand entgegen. "Ich bin übrigens Lily!"
Miku schüttelte Lily's Hand und sagte: "Ich bin Miku, und er - alter, stell deine Gitarre hin!" Lily kicherte.
"Nehmt ihr zu zweit teil?", fragte sie einfach weiter und schielte an Miku's Kopf vorbei, um den mysteriösen Jungen an der Gitarre zu mustern. Dieser starrte nur auf seine Gitarre. Miku hätte das wissen müssen, bei fremden Leuten mutierte Len von einem frechen Jungen zu einer schüchternen Kawaii-Kartoffel mit Pferdeschwanz.
 "J-ja! Wir-" "-ich bin sozusagen ihr Gitarrist.", funkte Len zwischenrein und sah auf.
"Oh, der Junge kann ja auch sprechen!", scherzte Lily und streckte nun auch Len die Hand entgegen "Und wie heißt du?"
Er ergriff die Hand und stammelte: "Le-Len!"
"Lenlen?", fragte sie verwirrt und sah ihn schief an. Er stockte und sah Miku hilflos an. Diese war allerdings keine gute Hilfe, denn sie brach wenige Sekunden später in großem Gelächter aus. 
"Lenlen, ich kannichmehr hilfeee...!", lachte sie und rollte sich vor Lachen zusammen. 
Len versuchte verzweifelt die Situation zu retten und wedelte mit den Händen vor seinem Gesicht herum. "LEN! Ich heiße Len, mehr nicht!"
 Lily lachte nun auch. "Achsoo! Naja, dir macht es doch nichts aus, wenn ich dich trotzdem Lenlen nenne, oder?"
Es sah so aus, als wäre er kurz vorm Heulen, so beschissen war die Idee. Niedergeschlagen senkte er den Kopf. "N-nagut..."
Miku atmete tief ein und biss sich auf die Backen, um nicht geradewegs wieder loszulachen. Das Ergebnis war zwar ein Mädchen mit fragwürdigen Gesichtsausdruck, aber immer noch besser, als die Kartoffel zum weinen zu bringen. Sie tippte die Gitarre an, die noch immer auf seinem Schoß lag, und sagte: "Guck nicht so traurig, Lenlen ist immernoch besser als die Namen, die Rin-chan dir immer gibt."
"Oder Meiko.", stimmte er zu.
"Erraten, Bananaboy." Ne, oder? Len und Miku's Kopf schoß hoch und erblickten vier Personen, die sie nur zu gut kannten.
"Hey Bruderherz!!!", rief Rin beim Entgegenlaufen und warf sich auf ihn (ob sie überhaupt die Gitarre spürte...?).
"He- AUA!" Miku sah Meiko verwirrt an und ließ Len einfach mal kurz Len sein.
"Warum seid ihr hier? Ich dachte, ihr wärt die ganze Woche in Tokio."
Kaito grinste. "Wir lassen uns doch diese Show nicht entgehen!"
Gumi trat hinter Meiko hervor, mit - wie sollte es denn sonst sein? - laufender Kamera.
"Einmal bitte Lächeln für die Kameraaa!" "Neeeein, Gumi! Mach die Kamera aus!!", quietschte sie und hielt ihre Hand vors Gesicht.
"Ach komm schon, dieses Video wird mal Millionen wert sein!"
"Aber dieses Video enthält noch immer unsere Privatsphäre!"
"Welche Privatsphäre denn? Mit denen ist nichts privat!", seufzte Len und schob Rin von sich herunter.
Gumi hielt auf Len. "Also, du weltbekannter Gitarrist, wie fühlst du dich vor deinem Auftritt?" " - weltbekannt?!" "-shhht und jetzt beantworte meine Frage!" - "Mach erstmal dIE KAMERA AUS!!"
Sie lief kichernd und rückwärtslaufend weg, die Kamera noch immer auf Len gerichtet. "Höhöhö, NOPE!"
Len wollte sich gerade auf machen, um das wildgewordene grünhaarige Biest einzufangen, hätte ihn nicht der Ansager unterbrochen, der seinen Kopf durch den Vorhang streckte.
"Seid ihr die nächsten Teilnehmer?" 
Miku sah ihn an und wurde sofort wieder nervös. "E-eh ja!"
Der Mann lächelte freundlich. "Ihr seid gleich dran! In zehn Minuten geht's los!"
Sie schluckte. "O-okay, vielen Dank!" Der Mann lächelte weiter und verschwand wieder.
Meiko legte ihre Hand auf Miku's Schultern und lächelte. "Wir gehen jetzt in den Zuschauersaal, du weißt ja, dann kann Gumi besser filmen und so. Außerdem wollt ihr euch bestimmt noch umziehen, oder?"
Miku nickte und lächelte ebenfalls. Kaito wuschelte ihr schnell durch das Haar und sagte: "Du schaffst das schon Schwesterherz! Lass dir keine Angst einjagen!"
Len zog beleidigt die Lippe vor. "Und was ist mit mir? Muss ich mir jetzt vor Angst in die Hose schiffen oder krieg ich auch noch was?"
Meiko fuhr herum. "Du kriegst höchstens einen Tritt in die besondere Stellen, weil ich noch immer keine Katzenohren habe!!"
"Wenn das so weitergeht kriegst du überhaupt keine!!"
"Ich kriege welche, sonst-" "- komm schon, Mei-chan, lass uns gehen bevor wir keine Plätze mehr haben!", stöhnte Kaito und schleifte Meiko hinter sich her. Diese schnappte die Spitze von seinem hellblauen Schal, den er trug, und zog kräftig daran. 
"MeiiiiichaaaargghhHH ICH ERSTICKÖ!", presste er hervor und ließ sie los. Meiko grinste, stellte sich aufrecht hin und zeigte auf Len (der gerade ziemlich verdattert aussah). "DU! Wehe dir und Miku-chan verliert wegen dir!!!"
Len wollte wieder was einwenden im Sinne von warum ich???. Er ließ es aber sein und sah zu Miku, die ihn fröhlich anlächelte und strahlte. Lächelnd (und mal wieder mit einem leicht verträumten Gesicht) antwortete er: "Sie wird nicht verlieren, da bin ich mir sicher." Er sagte das eher zu Miku als zu Meiko, denn er konnte noch immer nicht seinen Blick von ihr abwenden.
Miku lief rot an. W-was hat er denn, warum- mein Herz...
Len grinste einfach nur und wandte seinen Blick ab. 
 Die anderen eilten aus dem Backstagebereich, inklusive Lily. Nun waren Miku und Len allein.
Miku fummelte nervös an dem Saum ihres Kleides herum. Len starrte unauffällig in der Gegend herum.
 Plötzlich ergriff er das Wort. "E-eh Miku?", fragte er leise und sah zu Boden. So sehr du es auch versuchst, deine rote Rübe kannst du nicht vor mir verbergen.
"Ja?" Er kramte in seiner Hosentasche und zog ein kleines Päckchen heraus. Warte... dieses Päckchen kenne ich! Das hatte er damals schon beim Picknick dabei!!
Er streckte er es ihr entgegen und lächelte sie an. "Das wollte ich dir schon lange überreichen, aber ich habe es total verpeilt... wie dem auch sei, das ist ein Glücksbringer für dich!", strahlte er.
Sie nahm das kleine Päckchen entgegen und löste die Schleife. Das zarte Papier fiel herunter und zum Vorschein kam eine kleine türkise Katzenfigur mit einem Lauch in den Pfoten.
"Kawaii!!", raunte sie und bestaunte die Figur von allen Seiten "Wo hast du die gekauft, die ist der Hammer!!" Len grinste und kam ein bisschen näher.
"Naja, ehm... ich habe sie selber gemacht, also... -" "- wAS?! Oh mein.. vielen Dank!!", quietschte sie und umarmte ihn stürmisch. Len schloss unbeholfen die Arme um sie. "K-kein Problem!"
Miku schmiegte sich an ihn und drückte ihn fast die Luft aus seinen Lungen, und trotzdem ließ er sie nicht los. Er genoss es einfach zu sehr. 
 "Ich hab mir nur gedacht, ich schenke dir einfach mal was!"
"Warum?" Sie löste sich von der Umarmung und sah ihn fragend an. Er zuckte nur mit den Schultern und grinste. "Einfach so!" Er bekam heute einfach nicht das Grinsen aus dem Gesicht, oder?
 Sie betrachtete lächelnd die Katze und hatte wie immer diesen zartrosanen Hauch auf der Haut. Werde ich es ihm sagen?
 Er schaute auf die Uhr und zuckte zusammen. "E-eh, wir müssen uns langsam mal umziehen!"
Miku's Augen weiteten sich und flitzte direkt in die Umkleide. Len zog sich auf die Schnelle an Ort und Stelle um (versteckte sich aber hinter einem Kleiderständer, um nicht von den vorbeigehenden Mädchen entdeckt zu werden).
 Eineinhalb Sekunden später (ihr persönlicher Weltrekord) standen die beiden fertig umgezogen und bereit vor dem Vorhang. Die Miniaturkatze war sorgfältig versteckt in einer kleinen Tasche in Miku's schwarzem Faltenrock und steht ihr hoffentlich während dem Auftritt bei. Sie sah Len lächelnd an und beobachtete ihn dabei, wir er seine Gitarre hochnahm und sie sich umhängte. 
Sie war sich sicher. Der einzige der ihr beistand, war er. Und deshalb wird sie es ihm sagen.
 Der Ansager streckte seinen Kopf durch den Vorhang. "Bereit?", fragte er. Miku und Len nickten synchron.
Er verschwand wieder auf der Bühne und kündigte die Beiden mit einem großen Applaus an.
Herzklopfend betrat sie die Bühne. Ich schaffe das!

Unerwartet - A LenKu-Fanfic [LenxMiku] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt