Chapter XI: Bento und Sakura

178 6 14
                                    

Am nächsten Morgen wurde Miku durch ein sanftes Licht in Len's Schlafzimmer geweckt.
Sie grummelte verschlafen und schlug die Augen auf.
Das Zimmer sah chaotisch aus, so, wie sie es gestern Abend hinterlassen hatte. Aber das war nicht das erste, was ihr auffiel.
Sie lag alleine in Len's Bett. Die gesamte Decke hatte er ihr hingeschoben und war aufgestanden. Leider.
Miku gähnte und rollte sich auf seine Seite. Sie war noch warm, das heißt, er war noch nicht lange weg.
Sie drehte sich auf den Rücken und starrte an die Decke.
Irgendwie schoss ihr nur der Gedanke durch den Kopf, dass sie ihn am liebsten weitergeknuddelt hätte. Warum? Weil er so schön warm war. Und er so verständnisvoll, dass er garantiert zurückknuddeln würde.
Wo war er jetzt gerade? In der Küche? Boah ja, ich hab Hunger!
Sie warf die Decke von sich runter und sprang auf. Vorsichtig tapste sie in die Küche, einen Len am Herd erwartend, doch... Er war nicht da. Verwundert blieb sie stehen. Wo war er nur? Ein seltsames Gefühl machte es sich in ihrer Brust breit. Enttäuschung.
Aber warum? War sie etwa enttäuscht, weil es noch kein Essen gab (jedenfalls war das ihr Knurrender Magen)? Nein. Es war, weil sie Len nicht finden konnte.
"Wo steckst du nu-" ihr Blick blieb an dem Küchenfenster hängen, oder besser dem, was sich außerhalb befand.
"Wooooow!", rutschte es ihr aus und sie riss das Fenster auf. Die Kirschblüten erstrahlten romantisch in einem zarten blassrosa und streuten sanft ihre Blütenblätter in die warme Frühlingsbrise. Es war einfach so wunderschön! Deswegen liebte sie diese Jahreszeit so... es war einfach herrlich!
 "Sie sind gestern aufgegangen und wir haben rein garnichts bemerkt!" Miku erschrak und drehte sich um. Len stand grinsend hinter ihr und wandte seinen Blick von den Kirschblüten zu ihr.
 "Wo warst du??"; fragte sie überrascht. Er nickte zu einer vollen Einkaufstüte, die er scheinbar unbemerkt auf die Theke gestellt hatte.
 "Wir haben gestern Abend die gesamten Vorräte aufgebraucht.", erklärte er "Und du hast geschlafen, da hab ich mir gedacht, ich geh schnell was einkaufen."
 Miku lächelte sanft und seufzte erleichtert.
 "Ich dachte schon, du haust ab..."
"Ich doch nicht!", grinste er und stellte sich neben sie, um den Ausblick ebenfalls zu genießen.
Sie sah ihn an und ihr Herz begann sofort wie verrückt zu klopfen. Sie versuchte gar nicht erst sich zu beruhigen. Ihr Herz hörte schon lange nicht mehr auf sie.
 Die Sonne schien durch das Fenster und ließ warmes, von den Kirschblüten zartrosa gefärbtes Lich in den dunklen Raum. Es war so beruhigend dass sogar ihr verrücktgewordenes Herz sich ein wenig beruhigte. Die Betonung liegt auf wenig. Sie hielt es gerade irgendwie nicht aus, in seiner Nähe zu sein. Wieso Herz, verdammt, wieso?
 Sie schluckte den Schmerz herunter und überwand sich dazu, Len ins Gesicht zu lächeln (auch, wenn dieses Lächeln gefälscht). Nur war Len nicht blöd. "Alles okay?"; fragte er mit besorgter Mine.
"J-ja, ich bin nur ein wenig... verschlafen, mehr nicht!" Er musterte sie kritisch, wandte sich aber wieder an das Fenster. Er lehnte sich mit dem Oberkörper hinaus, und Miku sah ihm dabei zu, wie er die warme Frühlingsluft inhalierte und strahlte.
 Das brachte sie automatisch zum Grinsen. Vielleicht... hat mein Herz sogar recht...
Sie lehnte sich nun ebenfalls aus dem Fenster und kuschelte sich leicht an ihn (was bei diesem engen Fensterrahmen dringend nötig war).
 Len lächelte zufrieden und sah sie an. Ja... mein Herz hat wirklich recht.
Miku starrte zu den Kirschblüten und grübelte ein wenig. Es war eh ein riesiges Mysterium. Warum fühlte sie sich urplötzlich so... anders, wenn sie ihn ansah oder bloß in seiner Nähe war? Vorher war das doch noch nie gewesen! Seit wann genau war das denn so? Anfang.... hmm, ach ja, so gegen Anfang der Golden Week, also genau an dem Tag, an dem Rin  gegangen ist! Oder auch schon vorher...?
 "Wie wäre es wenn wir das Frühstück nach draußen verlegen?", fragte Len plötzlich und riss Miku aus ihren Gedanken.
 "...eh, nach draußen? Also sp#o wie ein Picknick?"
 Er nickte und grinste. "Wie nutzen einfach das gute Wetter aus und essen in der freien Natur, damit wie die Zeit des Sakura besser genießen können!" Er nickte so begeistert und unbesonnen. Das steckte einfach an.
 "Ja, lass uns das machen!", sagte Miku fröhlich und zog ihren Kopf nach drinnen, genauso wie Len.
 Er schnappte sich seine Einkaustasche und holte ihr fertiges Frühstück heraus, bestehend aus zwei kleinen Schachteln Bento, jeweils einem Onigiri und einer mysteriösen kleinen Schachtel. Dieses packte er in eine einfache weiße Plastiktüte und stellte diese zurück auf die Theke.
 Miku sah ihn verwirrt an, Len erwiderte mit einem belustigten und gleichzeitig geduldig wartenden Blick. Sie sah noch verwirrter aus, merkte aber plötzlich, dass er fertig angezogen war und sie noch im Schlafanzug herumstand und dumm in der Gegend rumguckte.
 "W-warte kurz!" Sie flitze an Len vorbei ins Schlafzimmer und riss Rin's Schranktür auf.
"Irgendwo... Ah, da!" Sie zog ein grünes, kurzes Sommerkleid heraus., Die Notfallreserve, die Rin extra für sie hier versteckt hatte. Danke Rin-chan!
 
Miku zog sich blitzschnell um und kam fertig angezogen in die Küche getapst.
 Len drehte sich zu ihr um und grinste.
 "Wo hast du denn das her?", fragte er verwundert, aber immer noch lächelnd und musterte sie. Sie konnte einen Deut Röte auf seinen Wangen erkennen.
 "Rin-chan's Notfall-Spezialreserve! Lagert sie in ihrem Kleiderschrank extra für mich!"
 Er überlegte. "Das wusste ich gar nicht!"
 Miku grinste frech. "Zwillinge haben auch Geheimnisse!" Len schmunzelte und hob die Plastiktüte mit dem Zeigefinger hoch, dabei schwenkte er sie ein wenig.
 "Komm schon, die Kirschblüten bleiben leider nicht ewig!"
 Miku nickte und eilte zur Tür hinaus. Len ging ihr hinterher und bekam noch immer nicht das Grinsen aus seinem Gesicht.

Unerwartet - A LenKu-Fanfic [LenxMiku] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt