Chapter VI: Die Nachricht

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Der Rest des Tages verlief eigentlich locker. Entspannt hatten sie ein bisschen geübt und an ihrem Lied getüftelt. Sie mussten erst ein Lied covern und dann ein eigenes singen (laut Veranstalter).
Miku hatte Len außerdem dazu genötigt, selbst mitzusingen. Ihre Überzeugungskraft siegte erneut und verhalf letztendlich dazu, dass er mit ihr ein Duett sang. Die Frage war nur: wo bekamen sie jetzt ein Lied her?!
Len rätselte. "Ein neues Lied zu schreiben dauert wahrscheinlich Wochen."
"Zu zweit nur ein-zwei Tage."
"Ja. Im Hypertempo vielleicht."
Miku stöhnte. "Kleiner Miesepeter."
Er sah sie beleidigt an. "Bin ich nicht...."
"Doch. Gerade hört es sich so an." Er lächelte sarkastisch.
"Okay. Nächster Versuch, Herr Kagamine."
Len schüttelte sich bei dem Klang seines Nachnamen.
"Sag das nicht. Das klingt übel. Seeehr übel."
"Was? Kagamine-san?"
Er schüttelte sich erneut. "Das klingt so seltsam!"
"Achwas, find ich nicht!", meinte Miku "außerdem wirst du später öfters mit diesem Namen angesprochen werden!"
"Das graut mir jetzt schon!"
Miku lachte und tätschelte ihn auf den Kopf. "Armer Len..."
"Toll.", sagte er und fuhr bei Miku's Berührung zusammen "Jetzt fühle ich mich klein."
"Aww...!"
"Nein, kein awww.!!"
"Doch, du bist einfach so knuffig, wenn du dich schämst!"
Er wurde ein bisschen rot. Sag so was nicht....
Zum Glück klingelte das Telefon und er ging ran. Es war Rin.
"Hey, O-nee-chan!", sagte er fröhlich, und Miku fuhr herum.
"Ist Rin dran?" - "Ne weißte, der Nikolaus!"
"Lass den Hörer mal rüherwachsen!"
"No, erst i- Rin?" Er unterbrach hektisch die Diskussion und stellte auf laut.
"Was ist los?", fragte Miku besorgt. Sie wusste nicht, was hier gerade los war.
"Es ist so schrecklich hier! Alles stinkt, jeder grapscht mich an...!", schluchzte Rin in den Hörer. Len starrte auf das Telefon.
"U-und wo bist du gerade?", fragte er schockiert. Miku hatte ihn noch nie so gesehen. Nie.
"Draussen vor der Con... Es ist so schlimm... Ich wäre beinahe...!"
Len sprang auf.
"Was wärst du?!", ruft er.
Es war Stille in der Leitung. Man hörte nur eine dunkle Stimme kichern. Eine bekannte Stimme.
"R-rin?", fragte Miku leise.
Plötzlich war ein lautes Lachen zu hören.
"Verarscht!", rief Rin in die Leitung, und zwei andere im Hintergrund kicherten in sich hinein.
Miku sah Len erleichtert an, setzte aber sofort ihr Pokerface auf. Ihr war klar: Gäbe es die Möglichkeit, jemanden durchs Telefon zu töten, hätte Len von dieser Fähigkeit Gebrauch gemacht.
Er setzte sich wieder hin und sah zum Telefon.
"Okay, O-nee-chan... Wie ist es wirklich?", fragte er (mit unterdrückten Hass).
Rin seufzte. "Es ist richtig toll hier! Überall sind Leute in richtig tollen Cosplays! Ich habe sogar einen- HEY LEN, BIST DU SCHON DABEI, DIE KATZENOHREN ZU MACHEN?!" Jup. Meiko war auch da. Len zuckte zusammen. "Ä-äh ja...."
"WEHE, DU LÜGST!", schrie Meiko, und man hörte, wie man ihr das Telefon aus der Hand zu reissen versuchte.
Es war jetzt eine neue Stimme zu tun. "Hey Len, ich würde mal anfangen, sonst killt sie dich. Mich hasst sie schon." Es war Kaito.
"Hey Kaito!", sagte Len fröhlich. Man könnte hier meinen, sie wären beste Freunde. Waren sie auch irgendwie, nur mit dem Unterschied, dass Len 14 war und auf die Schule ging und Kaito ein 21- jähriger selbstverdienender Mann.
"Sag mal, tut dich Miku ärgern? Wenn ja, dann rette dich!", rief Kaito lachend ins Telefon.
Miku sah genervt aufs Telefon. "Halt die Fresse, Nii-chan!", fauchte sie mit verschränkten Armen und drehte sich beleidigt weg. Len grinste und antwortete: "Ne, sie ist eigentlich ganz nett." Miku sah ihn lächelnd an.
"Naja...", fügte er hinzu "Man kann es aushalten..."
Miku's Miene verfinsterte sich. Durch das Telefon konnte Kaito wahrscheinlich nur noch ein AU! Hören.
Len hielt sich seinen Kopf. "Also was wolltest du sagen, Rin?", fragte Miku grinstend und schob ihn beiseite.
Das Telefon wurde scheinbar weitergereicht.
"Nun ja, was ich sagen wollte, war..." Rin fing an, fröhlich von ihren Erlebnissen zu erzählen.
Len -den das so gut wie gar nicht interessierte- schnappte sich sein Handy, steckte ein Paar Kopfhörer rein und setzte sich diese auf. Er hatte keinen Bock auf Zickentratsch.
Er lehnte sich zurück und wippte mit seinem Kopf zum Takt der Musik. Er musste sich mal wieder zurückhalten, nicht laut mitzusingen.
Unraveling the wooorld wurde ihm gerade ins Ohr geschrien.
Nicht. Mitsingen...
Plötzlich wurde er an der Schulter angetippt. Er streifte sich die Kopfhörer ab und sah Miku erwartend an.
Sie hielt den Hörer zu und sagte: "Ich müsste nachher mal rüber zu Rin fahren, wäre das schlimm?"
Len überlegte kurz. "...und warum?"
"Die Hälfte von Rin's Gepäck ist weg, ich bring ihr neues."
Er sah zur Uhr. Es war bereits Acht. Die Zeit war ja wie im Flug vergangen. Aber es war bereits dunkel.
Er sah sie erst verneinende an, zuckte aber mit den Schultern.
"Mach." Er setzte sich die Kopfhörer auf. Er sah in den Augenwinkeln, wie Miku ihn noch eine Weile ansah, ehe sie sich wieder dem Telefon zuwandte.
Natürlich hab ich was dagegen, dumme Nuss.
In den nächsten Minuten war Miku damit beschäftigt, mit dem Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt, Rin's Sachen in eine Sporttasche zu packen.
Len setzte erneut die Kopfhörer ab, als er Miku bis nach draussen begleitete. Stumm sah er ihr hinterher. Sie verschwand in der Nacht. Auf dem Weg zum Bahnhof.
Er lief zurück in die Wohnung und musste wieder auf die Uhr schauen.
Zwanzig nach Acht. Miku würde ca. 7 Minuten bis zum Bahnhof brauchen, und weitere 30 Minuten warten, bis der Zug kommt.
Len war ganz unruhig. Immer wieder erwischte er sich dabei, wie er auf die Uhr sah. Auf seine Musik konnte er sich auch nicht konzentrieren.
Er grummelte. Wieso musste es nur so dunkel sein?
Weitere zwei Minuten vergingen.
Len fasste einen Entschluss.
Eilig schnappte er sich seine Schlüssel, seine Jacke mit Geldbeutel und sein Handy und rannte aus der Wohnung. Er lief zum Bahnhof und suchte auf den Bahnsteigen nach Miku.
Da war sie auch! Ihr blaues Haar war das komplette Gegenteil von dezent und unauffällig.
Lautlos schlich Len zu ihr. Sie zitterte von der abendlichen Kälte. Na gut, sie hatte auch noch immer das an, was Len ihr gegeben hatte.
Leise zog er sich die Jacke aus und warf sie ihr über. Miku zuckte zusammen und sah ihn erschrocken an. "Len! Was machst du denn hier...?", fragte sie leise.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. "Ich lass dich doch nicht alleine." Er hob zur Bestätigung sein Ticket hoch, was er zuvor noch gekauft hatte.
Miku lächelte ihn zart an und mummelte sich in die Jacke.
Len setzte sich neben sie und sah sie an. Sie war rot. Wahrscheinlich wegen der Kälte. Trotzdem sah sie verlegen aus.
Er räusperte sich. "Hast du auch daran gedacht, dass du was zu Abend essen musst?", fragte Len.
Miku sah ihn erschrocken an. "A-ach ja...."
Er lächelte verschmitzt. "Wir holen uns dann einfach was."
"Mit welchem Geld?"
"...mit meinem?"
Miku schüttelte den Kopf. "Das kann ich doch nicht..."
"Das hast du auch beim Shirt gesagt und trägst es jetzt. Wenn ich dich einladen frisst du es gefälligst auch."
Sie schmollte.
"Du Bedienst dich ja auch aus unserem Kühlschrank, das ist eh das selbe."
Miku sah ihn an. Er hob auffordernd eine Braue.
"...jaaaok.", murmelten Miku, wurde aber von ihrem Zittern gestört. Len hatte instinktiv seinen Arm um sie gelegt und an sich gedrückt. Sie sah ihn überrascht an, lächelte aber und schmiegte sich an ihren warmen Freund.
"Danke."

Unerwartet - A LenKu-Fanfic [LenxMiku] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt