Chapter V: Morgendliches Chaos

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"Len!" Len wälzte sich herum. "Len!"
Er murmelte:" Was ist denn, Rin?" Miku sah ihn verwundert an. "Ich bins, Miku, du Idiot!"
Len öffnete ein Auge. "Was willst du?"
Sie stemmte ihre Hände in die Seiten und sagte: "Es gibt Frühstück!"
Er drehte sich weg. "Lass mich pennen, ich bin müde..."
"Komm, aufstehen!", trällerte sie "Wir müssen noch ü-beeen!"
"Wir können nachher noch ü-beeen!"
"Nein, können wir nicht!"
Miku schloss ihre Arme um seinen Bauch und zog ihn aus dem Bett. Aaah!
"Jetzt bist du wenigstens aus den Federn!", sagte Miku zufrieden. Len stöhnte.
"Ooh Miku... Du nervst!"
"Du hast es mir versprochen!"
Len schaute sie an. Miku sah auf ihn herab. "Was ist, kommst du?" Er grummelte. "Jaaa..."
Sie lächelte. "Okay!"
Miku lief in die Küche. Len gähnte verschlafen und rappelte sich auf. Er sah sich im Zimmer um. Im Spiegel von Rin's Schminktisch sah er sein müdes Ich. Verwuscheltes Haar, ein weißes Shirt und hellblaue Boxershorts. So sah er jeden Morgen aus.
Er fuhr sich durchs Haar und tastete an den Hinterkopf. Über Nacht hat er den Pferdeschwanz drin gelassen! Wahrscheinlich hatte er jetzt dutzende Knoten in den Haaren.
Vorsichtig zog Len am Haargummi. Ein kleiner Schmerz durchfuhr ihn. Mit einem Ruck zog er den Haargummi heraus und riss einzelne Haare mit raus. Autsch. Genervt warf er das Zopfband in die Ecke und verließ das Zimmer.
Miku stand in der Küche und bereitete mit den letzten Eiern im Haus Rührei zu. Sie drehte sich zu ihm und musterte ihn.
"Na? Heute offene Haare?", fragte sie grinsend.
"Nur bis nach der Dusche."
Erneut musterte sie ihn und wandte sich gleich wieder zum Herd.
"Setz dich schonmal hin, das Frühstück ist gleich fertig!"
Seine Miene verfinsterte sich. "Du blöde Kuh! Hast mich mit fertigem Frühstück gelockt und am Ende bist du immernoch am Kochen!", maulte Len beleidigt und setzte sich hin. Miku warf ihm einen bösen Seitenblick zu, während sie das zweite Rührei auf einen Teller häufte.
"Möchtest du einen Kaffee?", fragte sie Len und stellte ihm einen Teller hin.
"Ist dir aufgefallen, dass wir keine Kaffeemaschine haben?"
"Lieber Tee?", fragte sie unberührt weiter.
"Ja, gern!" Miku stellte den Wasserkocher an und bereitete zwei Tassen vor.
Sie sagte: "Eigentlich wollte ich dich mit dem Duft vom Rührei wecken, aber ich bin nicht dazu gekommen, es dir unter die Nase zu kleben."
Er schob sich eine beladene Gabel in den Mund. "Warum, was war denn?"
"Rin hat angerufen." Miku setzte sich hin.
"Warum hast du mich dann nicht geweckt?!", fragte er fast schon fassungslos.
Sie sah ihn an. "Hab ich. Du hast sogar geantwortet.", sagte sie verschmitzt "Das war wahrscheinlich im Halbschlaf."
"Ah." Len nahm den nächsten Bissen. "Was sagt sie so?"
"Sie sich erzählte, dass sie Meiko's Freund getroffen haben." Len schaute sie ungläubig an. "Kaito?!" Miku nickte.
"Wollte der nicht irgendwie erst am Mittwoch bei ihr aufkreuzen?"
"Ja, eigentlich schon. Meiko war auch sauer deswegen. Am schlimmsten aber war: Er ist mit einer anderen aufgetaucht."
Len verschluckte sich fast. "Ernsthaft?!" Miku nickte wieder. "Er hatte zwar versichert, dass es nur eine Bekannte war, trotzdem hat sie sich aufgeregt und ihm die Hölle heiß gemacht."
"Wenn es nur eine Bekannte war, warum waren sue dann zusammen auf einer Con? Warum ist Kaito dann nicht cht mit Meiko hingegangen?"
"Genau das hat Meiko ihn auch gegen den Kopf geworfen. Er tut mir schon ein bisschen leid."
"Wieso? Kaito ist selber Schuld.", sagte Len eisig.
"Trotzdem... Wenn er die Wahrheit gesagt hat.?", meinte sie leise.
Len grinste. "Vielleicht hat Kaito ihr einfach nur das Ticket ausspannen wollen?"
Miku zuckte mit den Schultern. "Vielleicht."
Auch sie aß nun. Len war schon lange fertig. Ihm machte es nämlich nichts aus, mit vollem Mund zu sprechen.
In der Zwischenzeit beschloss er, duschen zu gehen. Unter der Dusche konnte er prima über die Sachen nachdenken, über die er während den Rest des Tages nicht nachdenken konnte. Da er eh damit rechnete, dass Miku noch ein bisschen brauchte, hatte er mit Sicherheit Ruhe.
Noch immer müde zog er sich aus, drehte das Wasser auf und stellte sich unter die Dusche.
Er summte leise vor sich hin. Er musste daran denken, wie er und Miku hestern zusammen gesungen hatten. Er hatte sich von der Musik mitreißen lassen und mit ein gestimmt. Doch am Ende... Dieser Tanz - dieses Duett! Das war doch nicht freundschaftlich! Er wusste nicht, ob Miku sich da was gedacht hatte. Halt! Hatte er sich vielleicht was gedacht? Er hatte instinktiv nach ihrer Hand gegriffen, weil er es für richtig hielt. Aber was war denn überhaupt richtig? Was war falsch?!
Verwirrt ging Len seinen gesamten Gedankengang zurück und schamponierte dabei sein Haar.
In letzter Zeit war eh alles seltsam. Und alles hatte etwas mit Miku zu tun. Zum Beispiel wurde er immer unruhig, wenn er in ihrer Nähe war.
Es war kein "Hey-wir-sind-Freunde-ich-freu-mich-dich-zu-sehen" Unruhig, sondern ein "Ich-bin-unruhig-weil-ich-verdammt-nochmal-in-deiner-Nähe-sein-möchte" - Unruhig. Noch ein Halt! Was dachte er sich da gerade?! WAS war das?!
Plötzlich klopfte es an der Tür. Miku! Auch das noch! Hatte sie etwa seine Gedanken gelesen?!
"Len!" , rief sie und machte die Tür einen Millimeter auf, damit man sie besser hören konnte.
Lass die Tür zu!, wollte Len schreien, tat es aber nicht.
"Was ist?", fragte er und stellte das Wasser ab.
"Der Tee ist fertig! Wenn du dich beeilst, kannst du ihn noch warm trinken!", sagte sie, und Len hörte, wie nah sie der Tür war. Verdammt, geh von der Tür weg, bevor sie aufspringt! Das Schlimmste an der ganzen Sache war: Er stand splitternackt in einer Glasdusche, und sobald die Tür aufging war er Miku's Blick ausgeliefert!
"Ä-äh, ja danke!", sagte er laut, in der Hoffnung, dass die Tür nicht urplötzlich aufsprang. Zum Glück schloss sie die Tür gleich wieder.
Uuund schon war diese Unruhe wieder da. Sein Herz bettelte, dass sie wieder zurückkommen soll, obwohl die Dusche nicht der günstigste Platz war, so etwas zu denken.
Len taufte sich die Haare. Was zum Teufel war das? Dieses Gefühl? Das hatte er noch nie gehabt! Bei niemandem... Nur bei... Er schüttelte den Kopf. Nein. Es konnte einfach nicht sein! Wütend auf sich selbst schlug er sich diese Gedanken aus dem Kopf.
Schnell wusch er sich das restliche Shampoo aus dem Haar und stieg aus der Dusche. Er trocknete sich gründlich ab und zog sich frische Klamotten an. Dann verließ er(mit einem Handtuch auf dem Kopf) das Badezimmer.
In der Küche angekommen, blieb er am Kühlschrank lehnen stehen und beobachtete Miku. Sie weichte die Pfanne ein und schrubbte sie, um sie von den hartnäckigen Resten des Rühreis zu befreien.
"Miku", sagte er "ich mach das schon. Geh ins Bad."
"Nein. Ich habs dreckig gemacht, also spüle ich die Pfanne auch!"
Er beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: "Das Wasser ist noch warm!"
"Mehr!"
"Dampfend warm!"
Sie zögerte. Sie fragte sich gerade wahrscheinlich, was er da gerade machte und why the fuck Len ihr ins Ohr flüsterte.
"Warum sagst du das so, als ob du davon provitieren könntest?", fragte sie grinsend.
"Naja... Wenn du weg bist, kann ich die Pfanne spülen!", antwortete er.
"Gibs zu! Du bist froh, dass ich hier den Abwasch mache!" Len grummelte. Miku drehte sich blitzschnell um und schaute ihm triumphierend in die Augen. "Hah!"
"Es wäre unhöflich, dir das zuzumuten!", erwiderte er schnell.
"Wieso unhöflich? Ich sollte-" Len unterbrach sie.
"Geh dich jetzt duschen! Du sagtest doch, wir müssen üben!"
"Wir müssen dafür geduscht sein?", fragte Miku spöttisch.
"Klar! Ist doch schließlich unangenehm, stinkend zu singen!" Len grinste sie frech an "Jedenfalls für mich."
Empört drehte sie den Kopf weg. "Ich stinke nicht!"
"Meinst du?" Er beugte sich vor und schnupperte an ihrem Hals.
Len!, dachte er, was machst du da?!
"Ich finde, duften tust du auch nicht!"
Sie sah ihn schief an. Hatte er gerade wirklich...?
Er schubste sie leicht Richtung Badezimmer. "Die Dusche wartet."
"Ist ja gut!", lachte sie "Aber wehe, die Pfanne ist nicht sauber, wenn ich zurückkomme!"
"Jaja!", malte er.
Eilig huschte Miku ins Bad und schloss ab.
Geschockt fasste Len sich an die Stirn. Was ist bloß in ihn gefahren?! Hatte sein Körper die Kontrolle übernommen oder was ging da gerade ab?
Er tastete sich zu seiner Tasse und schaute hinein.
Heißer Dampf kam ihm entgegen. Genießend trank Len vom Tee und lehnte sich an die Theke. Wenn das so weiterging, würde er Miku bald Angst ein jagen! Das wollte er nicht!
Er seufzte tief.
Wenn er mit Miku befreundet sein will, sollte er ein bisschen Abstand einhalten. Damit das...ALLES endlich ein Ende nahm. Zumindest bis er wusste, was alles war.
Ein letztes mal trank Len am Tee, bevor er sich ans Saubermachen der Pfanne machte.
Eine Viertelstunde später stand er da. In der Küche. Alleine mit einer Langeweile, die der eines Baumes glich.
Er hatte schon den Tisch und die Stühle in die Besenkammer geräumt, die Küche ein wenig saubergemacht, und alles, was in die Spülmaschine passte, eingeräumt. Len bedauerte gerade die Fähigkeit, schnell zu sein.
Denkend saß er nun auf dem Sofa. Er suchte nach der Fernbedienung, doch die war wie vom Erdboden verschluckt.
Ein Seitenblick ins Schlafzimmer verriet ihm, was er tun könnte.
Len stand auf und eilte zu seiner Gitarre. Nebenan hörte er Miku unter der Dusche singen. Er wusste zwar genau, welches Lied das war (nämlich Suki Kirai), trotzdem unterließ er das Mitsingen.
Wieder im Wohnzimmer packte er seine Gitarre aus und fing an, sie zu stimmen.
Was spiele ich denn...?, dachte er sich, irgendwas?
Nach Inspiration suchend sah er sich im Wohnzimmer um.
Ach scheiss drauf, ich spiele irgendetwas eigenes!
Langsam spielte er eine Melodie an. Das war die nächstbeste, die er finden konnte. Diese wiederholte er, bis er die nächste erfand. Kaum war er eingespielt, legte er los: Aggressiv "schlug" erin die Saiten ein, spielte mal schnell und hart, mal langsam und sachte.
Singen tat Len nicht. Im Gegensatz zu Rin oder Miku konnte er nicht so gut improvisieren. Es würde wahrscheinlich nur so ein Romantik-Schrott rauskommen.
Obwohl... Im Moment hatte er richtig gute Ideen für sowas! Er wusste zwar nicht, woran das lag...
Leise, fast schon flüsternd, sang er einen spontanen Text über Herzklopfen, Unruhe und Vertrauen.
Er sang über eine Person mit duftenden Haar, mit einem frechen Lächeln und einer Märchenstimme. Er bemerkte nicht einmal die Welt um ihn herum. Die Musik verschlang ihn und zwang ihn geradezu, weiter zu spielen
Len erzählte sogar von ein paar Erlebnissen. Seine gesamten Emotionen flossen in dieses Lied. Leise spielte Len das Ende des Stücks an und hauchte einen Namen in den leeren Raum.
...korrigieren: in den vermeindlich leeren Raum.
"Das war ein schönes Lied!
Miku erschrak ihn gerade so sehr, Len erlitt wahrscheinlich gerade den Schock des Lebens.
Er fuhr geschockt herum. "M-miku?! Wie lange stehst du schon da?!", fragte er nervös. Hatte sie das eben gehört?!
"Seit du von dem schönen Duft sangst.", antwortete sie. Ihre Stimme zitterte. Len sah sie besorgt an.
"Miku?", fragte er "Alles okay?" Sie sah ihn so... Seltsam an.
"W-was? Was denn?" Hatte sie ihn wirklich gehört?
"Naja, deine Stimme zittert."
"Ich komme gerade aus der Dusche, was denkst du denn? Mir ist kalt!" O-oh, achso. Len musterte sie und musste überrascht feststellen, wie dünn sie eigentlich bekleidet war. Nur ein Top und ein Rock (darunter Unterwäsche, natürlich...)! Ja klar, im Mai war es schon warm! Aber nicht heute! Und erst recht nicht morgens!
"Ja kein Wunder bei deinem Aufzug!", sagte er und legte die Gitarre beiseite.
Miku sah auf sich herab. "Ich habe gerade nichts anderes da.. "
Len stand wortlos auf und eilte ins Badezimmer. "Eh?!"
Sie sah zu, wie er in dem riesigen Kleiderhaufen auf dem Tisch neben dem Waschbecken (der ausschließlich ihm gehörte!) herumwühlte.
Eine Minute später hielt er ihr eine seiner Shorts und ein Shirt hin.
"Was soll ich damit?", fragte Miku verwirrt
"Anziehen.", antwortete Len knapp.
"A-aber das kann ich doch nicht... Das ist viel zu groß!"
"Du sollst es auch drüberziehen!"
Miku starrte auf das T-Shirt. Das Shirt war viel zu groß. Außerdem... Es war das Shirt eines 2 Jahre jüngeren Jungen! Wie konnte ihm das nur passen?!
Zögerlich schlüpfte sie in das Oberteil. Es war überraschend bequem.
Er sah sie durchschauen an. Dieser stechende Blick war neu.
"Und die Hose?"
"Eh?" "Willst du tatsächlich so herumlaufen damit ich dir perfekt unter den Rock schauen kann?"
Miku sah ihn erschrocken an. "So was machst du?!"
"Nein, natürlich nicht, ich meinte nur- ach vergiss es!"
Len stand auf.
"Wohin gehst du?", fragte Miku verwundert.
"Pinkeln.", sagte er mürrisch.
Kurz bevor er die Tür öffnete, sagte Miku: "Ach ja... Danke übrigens."
Er sah sie an. "Für was?"
Sie zeigte zwar auf's Shirt, sagte aber: "...für alles."
Len wurde ein bisschen rot und grinste. "Ach, kein Problem!"
Danach verschwand er im Bad.

Unerwartet - A LenKu-Fanfic [LenxMiku] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt