Die Zugfahrt war recht langweilig. Miku war sogar auf Len's Schulter eingeschlafen, aber er hatte sie wieder weggeschoben. Lieber eine Langweilige Zugfahrt als eine ziemlich unangenehme.
Nach einer Stunde waren sie in Tokio angekommen. Naja, es war ein recht bescheidener Vorort der Hauptstadt, trotzdem war er groß genug für eine Convention.
Len und Miku schlenderten nun die schwach beleuchtete Straße entlang. Miku, noch immer in seiner Jacke vergraben, trug die Tasche und schwenkte sie hin und her.
"Hat sie dir gesagt, wo ihr Hotel steht?", fragte Len und sah sie an. Er musste ziemlich nah neben ihr her laufen. Der Bürgersteig war ziemlich eng, außerdem... Er wollte nicht, das Miku in der Dunkelheit verloren ging.
Sie sah zur Stadt die sich leuchtend am Horizont erstreckte und sich vom dunklen Nachthimmel abhob.
"Ja hat sie. Es ist... Iiiin dieser Richtung!" Sie zeigte auf ein hohes Gebäude. "Oh warte, doch nicht..."
Len schlug sich gegen die Stirn. "Mann bin ich froh, dir gefolgt zu sein... Du kommst ja nichtmal in einem Vorort zurecht!", stöhnte er und zog sein Handy aus der Hosentasche.
Miku sah ihn an. "Was hast du vor?"
Er wählte eine Nummer. "Rin wecken." Er hielt sich das Telefon ans Ohr und wartete, bis Rin abhob.
"Hey, O-nee-chan! - Ja, Miku ist hier bei mir... - Ja, wir sind in der Nähe... - JA MEIKO, HALTS MAUL!" Miku sah ihn an und kicherte. Len musste grinsen und wandte sich wieder ans Telefon.
"Hey Rin, kannst du uns mal verraten, wo dein Hotel steht?...aha....okay...alles klar, wir kommen gleich!" Len legte auf. Miku sah ihn fragend an.
Er zeigte in Richtung Stadtviertel. Er ergriff Miku's Hand.
"Eh?! Was-" "Rin sagte, die Laternen gehen gleich aus!"
"Waaas?!" Len griff ein bisschen fester zu und rannte los. Miku versuchte, hinterherzukommen und rannte mit. Sie musste dauernd auf ihre Hand starren. Len's Hand war so schön warm...
Plötzlich flackerten die Lichter...und gingen aus. Nun war es stockdunkel.
"Ähm, Len...?" Sie drückte ängstlich seine Hand.
"Hier entlang!", sagte er entschlossen und ging weiter. Er schaltete die Taschenlampe seines Handys ein und leuchtete den Weg entlang.
Miku war ihm gerade echt dankbar. Für die Jacke. Dass er bei ihr war. Dass er ihre Hand hielt und sie durch die Dunkelheit lotste. Sie musste die ganze Zeit lächeln.
In der Stadt wurde das Licht ein bisschen besser, sodass Len sein Handy ruhigen Gewissens wieder einstecken konnte.
Er sah sie an und grinste verschmitzt. "Wieso lächelst du?", fragte er. Miku sah ihn ertappt an und wurde rot.
"U-um meine Wangen warm zu halten!" Beste Ausrede ever.
"Ach ja?" Er fasste mit der anderen Hand an ihre Wange.
Schön warm...., dachte Miku, verdrängte den Gedanken aber wieder.
Durch ihre Röte wurde ihre Wange glühend heiß.
Len verzog das Gesicht. "Diese Wärme fühlt sich nicht normal an!", sagte er leise.
"Siehste. Lachen hält schön warm!", meinte Miku entschlossen.
Len musste nun auch lächeln und wandte sich ab.
Einige Minuten später schienen sie am Hotel angekommen zu sein, denn Len steuerte direkt auf die Eingangstür zu.
Er zog Miku ganze vier lange Treppen hoch (Fahrstuhl defekt) und ließ sie vor Zimmer H7 los. Er klopfte an der Tür. Miku musste auf die noch warme Hand starren. Warum eigentlich...?
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Rin die Tür aufriss.
"Nii-chan! Mikuchan!", rief sie und umarmte beide gleichzeitig.
"Hey Schwesterherz, es ist nur ein Tag her, als du uns zuletzt gesehen hast!", meinte Len und wand sich aus ihrem Griff.
"Na und? Ich hab euch halt vermisst!", sagte sie beleidigt und winkte die beiden in die Wohnung.
Miku ging rein, Len steckte nur einen Kopf herein. Rin bemerkte die seltsame Aktion ihres Bruders und fragte: "Was genau machst du da, Nii-chan?"
Er sah sie an. "Ist Meiko da?", flüsterte er leise.
Rin wollte antworten, wurde aber bleich und starrte an ihm vorbei. Vorsichtig drehte er seinen Kopf nach hinten und wurde sofort von Meiko's Ellbogen erwischt.
"Wo bleiben meine Ohren?!", fauchte sie und wollte ihm erneut einen Ellbogenstoß verpassen, hätte Kaito sie nicht zurückgehalten.
"Die kommen ja noch, keine Sorge!", versuchte Len das verrückte Biest zu beruhigen.
"Ich will's mal hoffen, sonst mach ich dich 'nen Kopf kürzer!"
Len nahm einen Sicherheitsabstand ein und ließ sich auf das Bett von Rin plumsen.
Miku stellte die Sporttasche auf den Boden und sah sich im Raum um.
"Ziemlich klein hier.", stellte sie fest. Kaito ließ seine Freundin los und ging zu seiner Schwester.
"Ich weiß, aber dafür ist es richtig billig!", antwortete Rin von der anderen Seite des Raums und kramte in ihren Koffern.
Warte mal... "Hast du nicht gesagt, du hast deinen zweiten Koffer verloren?", fragte Len, dem das eben auch aufgefallen zu sein schien
Rin drehte dich um und sah die beiden mit einem seltsam gruseligen Blick an. Meiko und Kaito hatten den selben drauf.
Miku sah Kaito beunruhigt an. "Nii-chan, was ist los...?", fragte sie ihn und wich zurück.
Rin lief zu ihrem Bruder und reichte ihm etwas. Len hielt es hoch und stockte.
"Ein Cosplay?! Im Ernst?!", sagte er laut. Rin nickte.
"Anziehen. Jetzt. Ihr seid eh viel zu spät!", sagte sie und schubste ihn Richtung Badezimmer.
Miku sah sie fragend an. "Wofür?" Kaito hatte ihr ebenfalls ein Kostüm gereicht, und Miku musterte es nun.
"Ein Cosplayball! Heute Abend!", quietschte sie begeistert. Sie holte nun ebenfalls ihr Cosplay raus, dass sie sich scheinbar heute besorgt hatte.
Miku starrte auf ihr Kostüm. Ein Magierinnen-Outfit. Es war süß. Aber knapp. Genervt warf sie einen Blick auf Kaito, der pfeifend wegsah. "Schau mich nicht so an, das war Meiko's Idee!" Sie sah zu ihr. Diese grinste sie rotzfrech an.
Len, der vor der Badtür wie festgefroren stehen geblieben war, wurde nun gewaltsam ins Bad gestoßen. "Umziehen!! JETZT!"
"Okaaay!", rief Len und schlug gegen die Tür.
Keiko nahm Miku an der Hand. "Komm, du kannst dich in meinem Zimmer umziehen!"
Ich will nicht...!, dachte Miku heimlich, ließ sich trotzdem hinterher ziehen.
"Ihr habt uns nur gelockt!", murmelte Miku leise.
"Eigentlich nur dich, aber dass du gleich Len mitgebracht hast..."
"Er wäre beinahe zuhause geblieben...", sagte sie.
Meiko lachte. "Du hast ihn aber mitgeschleppt!"
"Ne... Er hat mich am Bahnhof abgefangen."
Meiko sah Miku schief an. "So was macht er?"
Miku nickte überrascht.
Meiko lächelte verschmitzt und öffnete ihre Zimmertür. "Interessant."
In den nächsten paar Minuten zogen sich beide um und tauchten später bei Rin's Zimmer auf. Doch dieses war abgeschlossen.
"Sie scheinen schon auf dem Ball zu sein.", vermutete Meiko.
"Gehen wir hin?", fragte Miku.
"Jap."
Sie führte Miku die Treppe runter und auf die andere Straßenseite ins Eventgebäude.
Der riesige Saal war gefüllt mit kostümierten Leuten, die auf einer leuchtenden Tanzfläche zu lauter Musik tanzten.
In der Menge an dem Getränkestand entdeckte Miku die anderen und lief hin.
Rin stand in einem Hexen-Katzen-Mix da, und Len...
Er haute sie fast um. Er sah aus wie ein geflügelter Bote. Er trug eine Umhängetasche, eine kurze, weiße Jacke (mit Hasenohren-Karpuze) und ein Paar kleine Flügelchen.
Er sah einfach so süß aus! Aber was dachte sie da eigentlich...?
Naja, egal.
Miku lief zu ihm. "So sieht dein Cosplay also aus!", sagte sie lachend. Len drehte sich zu ihr und musterte sie ebenfalls und wurde rot.
So schön! Er verdrängte seine Gedanken und lächelte. "Und so sieht deins aus! Richtig niedlich!", sagte er grinsend.
"Deins auch! Ich mag die Hasenohren!" Dieser Smalltalk war echt unangenehm.
Rin bemerkte Len's Gesichtsausdruck (er war ein bisschen rot und schaute verlegen). Sie stupste ihn an.
"Ich suche mir mal einen Tanzpartner! Wir sehen uns!", sagte sie und verschwand in der Menschenmenge. Kaito und Meiko waren schon längst weg.
Miku sah ihn an. "Dann sind wohl nur noch wir beide übrig!", sagte sie laut, um die Musik zu übertönen.
"Ja, scheint so..." Er kaute auf seiner Unterlippe herum.
Die Musik wurde leiser und langsamer.
Dumm rumzustehen ist auch nicht gut. Er streckte seine Hand aus.
"Ein Tanz gefällig?", fragte er höflich. Miku sah ihn an und lächelte.
"Na klar!" Sie nahm seine Hand und ließ sich auf die Tanzfläche führen.
Er legte seine Arme um sie und begann, mit ihr im Takt der Musik zu tanzen.
Miku sah ihm in seine Augen und lächelte. Er war so nah...
Die Musik wechselte zu noch langsamerer Pärchenmusik.
Len sah sie fragend an. "Weitertanzen?"
Miku nickte und schmiegte sich an ihn.
Len's Herz klopfte wie verrückt, und sie schien das zu spüren. Ihr Kopf schoss hoch und sie sah ihn an.
"E-eh, sorry!" Sie riss sich von ihm los und rannte von der Tanzfläche.
Miku... Er sah ihr hinterher - und wurde von einer eisigen Hand erschreckt.
Rin drehte ihn zu sich um. "Willst du reden?", fragte sie besorgt. Len nickte stumm.
Sie führte ihn zu einer einigermaßen ruhigen Ecke des Saals.
Len sah sich heimlich nach Miku um, doch diese war nicht zu sehen.
"Ich weiß glaub ich, was hier los ist.", begann Rin. Len sah sie deprimiert an.
Seine Schwester seufzte. "Wie lange schon?"
Er sah auf den Boden. "Schon etwas länger, denke ich."
Sie verschränkte die Arme. "Wann wirst du es ihr sagen?"
Er schwieg. "Wirst du es ihr sagen?"
Len sah weg. "I-ich weiß es nicht...!"
Rin ging einen Schritt auf sie zu.
"Du weißt hoffentlich, dass sie sehr auf das Alter achtet.", erinnerte sie und suchte den Blick ihres Bruders.
Er nickte stumm und fasste sich an die Brust. "Weißt du, wie sich Herzschmerz anfühlt...?", fragte er und sah auf.
"Ja." Sie ging auf ihn zu und nahm ihn in den Arm. "Ich weiß es, Bruderherz."
Sanft strich sie ihm den Rücken entlang und streifte seine Stoffflügel. Er weinte nicht. Er schluchzte auch nicht. Er versuchte nur, sein Herz unter Kontrolle zu bringen.
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Unerwartet - A LenKu-Fanfic [LenxMiku]
Любовные романы~Eine Fanfiction für VOCALOID-Fangirls, die Len x Miku lieben! ~ Der Alltag von Miku Hatsune ist recht eintönig, doch mit ihren besten Freunden Rin und Len sieht alles gleich wieder besser aus! Vor allem wenn sie nach der Schule wieder singen kann...