Josh

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Viel Spaß beim Lesen!

"Hey Arschloch!"

Ich festigte meinen Griff um den Träger meines Rucksacks und ging schneller.

'Dreh dich nicht um, geh weiter. Es sind nur ein paar Meter bis zur Tür und dann bist du auf dem Schulhof', dachte ich panisch.

Er packte mich von hinten an der Schulter. Es war ein lautes Scheppern zu hören, als ich gegen die Schließfächer zu meiner Linken geworfen wurde. Ich ließ es widerstandslos geschehen und glitt zu Boden. Als ich hochschaute, wurde mein Blick von einem Paar wütender Augen erwidert. 'Was ist dein Problem, Parker?', wollte ich fragen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken bevor ich sie aussprechen konnte.

Jap, das bin ich. Joshua Abraham Adams, fünfzehn Jahre alt, ein Schwächling und ein Feigling obendrein. Besonders beliebt war ich offensichtlich auch nicht gerade. Vor einem Jahr waren die Dinge schon nicht optimal, aber seit wir nach Albany gezogen waren, war es schrecklich.

Ich wusste von Anfang an, dass dieser Umzug eine schlechte Idee war, aber meine Meinung interessierte meine Eltern sowieso nicht. 'Albany wird dir gefallen', hatten sie gesagt. 'Wir haben da gelebt, als du ein Baby warst. Es ist eine schöne Stadt.' Aber seit dem ersten Schultag, an dem Parker mich zu seinem neuen Lieblingsopfer ernannt hatte, hasste ich diese Stadt.

"Was guckst du so blöd, Arschloch?", blaffte Parker mich an. Vor einem Jahr hatten die wenigen Freunde, die ich hatte, mich Josh oder J genannt. Hier war ich nur Arschloch oder, wenn ich Glück hatte, Adams. Es war selten, dass mich überhaupt jemand ansprach. Seit Parker es auf mich abgesehen hatte, wollte niemand riskieren, etwas mit mir zu tun zu haben. Parker war stark und groß, genaugenommen mehr als einen Kopf größer als ich. Und er war ein unvorhersehbarer Scheißkerl.

Ein starker Schmerz in meiner Schulter riss mich aus meinen Gedanken. "Wenn ich dich rufe, Arschloch, dann solltest du besser hören." Er hob die Faust um mich noch einmal zu schlagen. Ich schloss meine Augen und versuchte mich auf das Unausweichliche vorzubereiten. Dann hörte ich wie sich eine Tür öffnete und jemand begann die Treppe herabzusteigen.

"Heute ist dein Glückstag, Adams, aber ich bin nicht mit dir fertig. Ich will mein Geld." Parker griff mich noch einmal, zog mich hoch und knallte mich mit einem weiteren lauten Scheppern in die Schließfächer hinter mir. Danach drehte er sich um und entfernte sich lockeren Schrittes, als ob nichts gewesen wäre.

Ich schob mich mit meinem Rücken an den Metalltüren hinter mir hoch, griff meinen Rucksack, der zur Seite geschleudert worden war, und versuchte mein T-Shirt zu glätten Ich war immer noch dabei, den Schock abzuschütteln, als Mr. Fisher von den Treppen in den Flur kam.

"Josh, was machst du denn hier? Hast du nicht schon längst Schluss?" Er lächelte mich an. Mr. Fisher war einer der wenigen Leute in dieser Schule, die mich zu mögen schienen. Die meisten der anderen Lehrer bevorzugten es, ihre Distanz zu den Schülern zu halten.

Mr. Fisher war mein Geschichtslehrer und ich war gut in Geschichte, weil die Unterrichtsthemen mich meistens ernsthaft interessierten. Vielleicht war das der Grund, dass er mir immer ein Lächeln schenkte, wenn er an mir vorbeiging.

"Oh, ich war einfach nur in Gedanken versunken, und dann stand ich hier und naja...." Ich verstummte und hoffte dass er nicht bemerken würde wie aufgewühlt ich war.

Ich hätte ihm erzählen können, was passiert war, in der Hoffnung, dass es helfen würde. Oder ich hätte ihn fragen können, ob er nichts gehört hatte, aber er war Geschichtslehrer und er war komisch. Er war vermutlich irgendwo zwischen der Unabhängigkeitserklärung und dem Bürgerkrieg stecken geblieben. Er war ein Genie, wenn es um Geschichtsunterricht ging, aber er nahm nicht viel von dem wahr, was um ihn herum passierte und die meisten Schüler nahmen ihn nicht besonders ernst.

Gemini (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt