Josh
»Bist du dir wirklich sicher?«
»Nun geh' schon.« Ethan drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Das hier ist euer Ding, nicht meins.«
Ich zog meinen Mund zu einer Schnute zusammen, tat so als ob ich schmollte, doch Ethan strecke mir nur die Zunge heraus.
»Okay, okay«, gab ich nach. Ich drückte Ethan einen Abschiedskuss auf die Wange und wandte mich Jacob zu, der uns beiden augenrollend zugeschaut hatte.
»Was?« verlangte ich lachend. »Tu nicht so, als ob du und Sarah besser wären.«
»Ja, ja«, erwiderte er grinsend. »Wollen wir?«
»Jop.« Ich ging los, während Jacob sich mit Handschlag von Ethan verabschiedete und sich mir dann anschloss. Inzwischen war dies alles schon vollkommen normal, aber manchmal musste ich unwillkürlich zurückdenken und konnte es immer noch kaum fassen, dass Jacob und auch Ian meine Beziehung mit Ethan aufgenommen hatten, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Conrad hatte ein wenig länger gebraucht, aber auch er war letzten Endes damit klargekommen und seit er auf dem College in Boston war, sahen wir ihn sowieso kaum noch. Nur Jacobs Eltern und meiner Großmutter hatten wir noch nichts gesagt, aber ihren Blicken nach zu urteilen vermuteten sie es bereits.
Apropos, Jacobs Familie war in ein viel größeres, viel besseres Haus gezogen, in dem nun auch ich ein Zimmer hatte. Es hatte eine Weile gedauert, aber so langsam fühlte ich mich dort so richtig zuhause.
Jacobs Vater hatte vollkommen unerwartet ein unglaublich gutes Jobangebot als Abteilungsleiter in einer großen Fabrik erhalten. Er habe doch so gute Erfahrung aus der Zeit, als er seine eigene Firma geleitet hatte und jemandem der trotz Behinderung so hart arbeite, den brauche man, als Mitarbeiter und als Vorbild. Das Gehalt war überdurchschnittlich und er hatte einen großen Bonus direkt zur Einstellung bekommen. Anders als ich wusste er nicht, dass diese Fabrik ein Subunternehmen des Firmenimperiums meiner Großeltern war, und falls er etwas vermutete, so hatte er zu mindestens nichts dazu gesagt.
Meine Eltern hatten sich getrennt und mein Vater lebte wieder in Washington DC. Manchmal besuchten wir meine Großeltern, aber bisher hatten wir immer erfolgreich vermieden, ihn dort zu treffen. Das letzte Mal hatten wir sogar Cody mitgenommen. Die Interaktion zwischen meinem Großvater und ihm zu beobachten, war äußerst unterhaltsam. Mein Großvater legte zwar sehr großen Wert auf Gastfreundschaft, wusste aber nicht so recht, wie er sich gegenüber jemandem verhalten sollte, der so offensichtlich schwul war.
»Worüber denkst du nach?« wollte Jacob wissen.
»Ach, dies und das«, erwiderte ich, und musste dabei unwillkürlich lächeln. »Was halt alles so passiert ist.«
»Hm«, summte Jacob zustimmend. Er schien ähnlich in Gedanken versunken zu sein wie ich.
»Wir sind gleich da.« Ich zeigte auf das große, rote Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Endlich war es so weit. Monatelang hatten wir versucht, herauszufinden, wer unsere leiblichen Eltern waren und warum wir getrennt adoptiert worden waren.
Jacobs Mutter hatte uns gesagt, bei welcher Organisation sie Jacob adoptiert hatten. Von da an mussten wir zahllose Briefe schreiben und Anträge stellen. Am Ende war herausgekommen das unsere Trennung durch einen Fehler in der Bürokratie entstanden war. Zudem waren unsere leiblichen Eltern unbekannt. Immerhin konnte die Organisation uns sagen, dass wir vor dieser Feuerwache gefunden worden waren. Wir blieben einen Moment stehen und schauten uns die Umgebung an. Hier hatte also alles angefangen.
»Ihr müsst Josh und Jacob sein«, stellte der Feuerwehrmann grinsend fest, der uns die Tür öffnete. »Das letzte Mal, als ich euch gesehen habe, wart ihr noch so klein.« Er hielt seine Hände ein Stück auseinander und ich konnte mir kaum vorstellen, dass ein Mensch überhaupt so winzig sein konnte. Jacob und ich grinsten uns gegenseitig an und folgten ihm in das Gebäude.
Während der Feuerwehrmann davon erzählte, wie er uns gefunden hatte, und von unserer Zeit auf der Feuerwache, wurde mir ein wenig melancholisch zumute. Erst da realisierte ich endgültig, dass wir nie herausfinden würden, wer unsere Mutter war. Immerhin wussten wir aber, wo alles angefangen hatte. Vielleicht war das nicht perfekt, aber zufrieden war ich damit trotzdem. Ich hatte meinen Zwillingsbruder wiedergefunden, ich hatte eine Familie und Ethan war das Beste, was mir je passiert war. Mehr brauchte ich nicht, um glücklich zu sein.
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Ich hoffe euch hat meine Geschichte gefallen! Lasst mir doch einen Review da, und sagt mir eure Meinung.
Vielen Dank fürs Lesen!
Sammy
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Gemini (Deutsche Version)
Ficção AdolescenteJoshs Leben lässt so einiges zu wünschen übrig. Zwischen seinen konservativen Eltern und Mobbing in der Schule fühlt er sich verzweifelt und allein. Sein einziges Ventil ist das Schwimmen. Als er im Freibad in Schwierigkeiten gerät, wird sein bisher...