Ich war eigentlich ein totaler Morgenmuffel. Daher war es eher untypisch für mich, dass ich um 9 Uhr morgens mit guter Laune aufwachte und gar nicht erwarten konnte, mich auf den Weg zu machen. Ich war entschlossen, all meine Sorgen über meine Eltern, Parker und seine Drohungen zu vergessen. Ich wollte endlich meinen freien Tag im Schwimmbad genießen.
Schnell putzte ich meine Zähne, schnappte mir meinen Rucksack, füllte ihn mit der Karte, die ich am Tag zuvor gedruckt hatte, meiner Badehose und einem Handtuch, und machte mich auf den Weg nach unten. In der Küche schrieb ich einen Zettel für meine Eltern und schmierte ein paar Sandwiches für den Tag, bevor ich mich auf mein Fahrrad schwang und losfuhr.
Selbst mithilfe der Karte brauchte ich etwas Zeit um das Freibad tatsächlich zu finden. Das war aber nicht schlimm, wenigstens sah ich so ein wenig mehr von Albany und außerdem war es ein schöner Samstagmorgen.
Ich schloss mein Fahrrad am Zaun vor dem Freibad an, kaufte ein Tagesticket und zog mich rasch in einer Einzelkabine um. Das Schwimmbecken war zum Glück zu dieser Tageszeit noch relativ leer, was für mich bedeutete, dass es weniger Kinder gab, die mich beim Schwimmen stören konnten. Ich war nur hier um meinen Frieden zu haben und um das Wasser an meinem Körper zu spüren.
Sobald ich ins Becken stieg, fühlte ich mich wohl. Das Wasser trug mein Gewicht und es war fast so, als ob es auch das Gewicht all meine Sorgen und Probleme übernahm. Ich drückte mich von der Wand weg und begann eine Bahn nach der anderen zu schwimmen. Jetzt gab es nur noch mich, die Sonne, das Wasser und die Bewegung. Gelegentlich tauchten Gedanken an Parker in meinem Bewusstsein auf, aber ich unterdrückte diese sofort. Er konnte mich in der Schule terrorisieren, aber hier war ich alleine, ohne ihn. Das bisschen Frieden, das ich hier hatte, würde er mir nicht nehmen.
Ich war beinahe eine Stunde im Wasser, als eine Gruppe von Jugendlichen in meinem Alter ins Schwimmbad kam. Sie mussten von einer anderen Schule sein, weil ich sie nicht kannte. Nachdem sie ihre Handtücher auf dem Rasen abgelegt hatten, spielten sie Beachvolleyball auf dem Feld nahe beim Wasser.
Während ich schwamm schaute ich immer wieder zu ihnen herüber und sah wie sie interagierten. Es war der typische Klamauk den man zwischen jungen Menschen in einem Freibad erwarten würde. Ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen, also war ich sehr vorsichtig mit meinen Blicken und schaute nur, wenn es nicht offensichtlich war.
Die Freundschaft und Wärme zwischen ihnen war einfach zu sehen und es tat mir regelrecht weh. Ich gab gewöhnlich vor, dass ich nichts mit anderen in meinem Alter zu tun haben wollte. Die meisten hatten sowieso nicht die gleichen Interessen wie ich. Aber je länger ich zuschaute, desto mehr sehnte ich mich danach, einer von ihnen zu sein. Nicht nur zu lesen, zu schwimmen und allein zu sein, sondern mit Leuten zusammen zu sein, denen ich etwas bedeutete und die mir etwas bedeuteten.
Aber was sollte ich tun? Sollte ich herübergehen und fragen: 'Hey, kann ich bei euch mitmachen?' Ich denke nicht. Wie peinlich wäre das denn bitte?
Also schwamm ich weiter meine Bahnen, unbemerkt und allein, abgesehen von ein paar Rentnern, die dasselbe taten. Nach einer Weile entschied ich, dass ich genug hatte und verließ das Wasser. Nach einer kurzen Dusche ging ich über die Wiese, breitete mein Handtuch aus und setzte mich, weit weg von all den Jugendlichen, Familien und Rentnern. Ich verschmierte etwas Sonnencreme auf meinem Körper, lehnte mich zurück und schloss meine Augen.
Meine Haut war eher bleich und obwohl es gewöhnlich nicht viel brachte, wenn ich mich sonnte, hoffte ich, dass ich wenigstens etwas Bräune in diesem Sommer bekommen würde. Das Wetter im Frühling war überwiegend schlecht gewesen, sodass ich bisher kaum Gelegenheiten dazu gehabt hatte.
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Gemini (Deutsche Version)
Fiksi RemajaJoshs Leben lässt so einiges zu wünschen übrig. Zwischen seinen konservativen Eltern und Mobbing in der Schule fühlt er sich verzweifelt und allein. Sein einziges Ventil ist das Schwimmen. Als er im Freibad in Schwierigkeiten gerät, wird sein bisher...