Brüderlichkeit

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Jacob

"Cody weiß Bescheid", sagte Josh, als er sich neben mich auf die Wiese setzte.

"Verdammt. Wie hat er das bitte herausgefunden?", fragte ich überrascht.

"Er hat einen von uns hier im Park in meinen Klamotten gesehen", erklärte Josh. "Deswegen hat er mich in der Schule wohl genauer beobachtet und letzten Endes ein Gespräch zwischen Ethan und mir mitgehört. Wir dachten es wäre besser ihm alles zu erzählen, anstatt irgendetwas zu riskieren. Er hat versprochen, es für sich zu behalten."

"Und du vertraust ihm genug, um dir sicher zu sein, dass er das auch tut?", fragte ich.

Josh zuckte mit den Achseln. "Sieht nicht so aus, als ob wir eine Wahl hätten. Ich habe ihn eingeladen, heute Nachmittag mit hierher zu kommen."

Ich nickte. "Da hast du wohl Recht. Können wir jetzt auch nicht mehr ändern." Dann blickte ich auf meine Handyuhr. "Okay, wollen wir Klamotten tauschen? Wir haben nur ein paar Minuten Zeit, wenn wir pünktlich wieder in der Schule sein wollen."

"Okay", antwortete er und nachdem wir uns vergewissert hatten, dass wirklich niemand in der Nähe war, begannen wir uns auszuziehen. "Hast du dein Deo dabei?", fragte er.

"Ja, hier drin", antwortete ich, und reichte ihm meinen, oder eigentlich seinen, Rucksack.

"Danke", sagte er und gab mir seinen im Tausch. Nachdem er seine Kleidung gefaltet und auf die Schuhe gelegt hatte, stellte er sich vor mir hin, etwa anderthalb Meter entfernt. Er schob seine Daumen unter den Gummizug seiner Boxershorts und grinste mich an. "Tauschen wir die auch?"

Ich schaute an mir herunter und zögerte einen Moment. Dann grinste ich zurück. "Du willst mich doch nur nackt sehen."

Er lachte. "Ich kann dich nackt sehen, wann immer ich will", sagte er, zog seine Boxershorts ein Stück von seinem Körper weg und schaute hinein. "Jup, du bist hervorragend ausgestattet, Jacob. Damit wirst du noch viele Mädchen glücklich machen."

Das brachte mich zum Lachen. "Du bist verrückt."

Er ließ den Gummizug seiner Boxer gegen seinen Bauch klatschen und griff seine Klamotten. "Dann halt nicht. Wir müssen das nicht machen, wenn du Angst hast, den Kürzeren zu ziehen", stichelte er mich. Ich schüttelte grinsend meinen Kopf und begann, mich anzuziehen.

Sobald wir fertig waren, schaute er auf seine Handyuhr. "Okay, ich sollte los. Ich kann mit diesem Muskelkater nicht laufen und ich will nicht zu spät sein."

"Okay, bis später", erwiderte ich. "Ach ja Josh? Sei vorsichtig, wenn du in Parkers Nähe bist, okay? Achte darauf, dass du möglichst selbstbewusst aussiehst. Das ist wichtig."

Er guckte mich plötzlich sehr besorgt an. "Warum?"

"Ähm", sagte ich. Warum hatte ich ihm das nicht schon längst erzählt? "Ich hab ihn... naja überzeugt, dich in Ruhe zu lassen, aber du kannst es dir nicht leisten Schwäche zu zeigen. Ansonsten wird er das Risiko eingehen und schauen, ob ich nur leere Drohungen gemacht habe."

"Was?", fragte er. "Was zum Teufel hast du getan? Ich meine, was auch immer du getan hast, um dich zu verteidigen, ist eigentlich okay, aber das klingt gar nicht gut. Hast du ihn etwa irgendwie herausgefordert?"

"Äh", brachte ich hervor. Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das Richtige getan hatte. "Ich hab ihm in die Eier getreten. Dann hab ich ihm gesagt, dass wenn er es je wieder wagt, mich zu berühren, dein Vater ihn verklagen würde. Ich habe auch gesagt, dass ich einen Zeugen bestechen und ihn wegen sexueller Belästigung anzeigen würde. Ich war mir ziemlich sicher, dass er so eine Anschuldigung weder seinen Eltern noch seinen Freunden erklären wollen würde. Bisher scheint's zu funktionieren."

Gemini (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt