Kleine Einblicke

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Josh

Als ich die Lichtung verließ, hüpfte ich beinahe vor lauter positiver Gefühle. Ich war so glücklich. Endlich hatte ich Freunde, nicht nur Ethan und Sarah, sondern nun auch Cody. Dann gab es noch Jacob. Er war einfach nur super und ich wünschte, ich würde mehr wie er sein. Im Moment war mein Leben besser, als ich es mir je hätte erhoffen können. Selbst mein Muskelkater und die Aussicht, dass dieser sich nach der Arbeit auf der Farm heute Nachmittag verschlimmern würde, konnten meine Stimmung nicht dämpfen.

Als ich einen der kleinen Pfade betrat, die zurück zu den besser besuchten Gebieten des Parks führten, sah ich ein Eichhörnchen einen Baumstamm hochklettern. Ich blieb stehen und beobachtete mit einem Lächeln, wie es auf einem der Äste saß und an etwas knabberte. In diesem Moment fühlte ich mein beinahe so frei wie das Eichhörnchen. Als ob ich jedes Hindernis überwinden und von Baum zu Baum springen könnte. Es war so anders, als mein normaler Gefühlszustand.

Schließlich löste ich mich von dem Anblick, weil ich rechtzeitig wieder an Jacobs Schule ankommen musste. Das Eichhörnchen sprang von Ast zu Ast über mir, während ich weiterging. Als ich den Park verließ, überprüfte ich die Uhrzeit auf meinem Handy und sah, dass ich nurnoch ein paar Minuten hatte. Einige Sekunden lang versuchte ich zu rennen, aber meine Muskeln protestierten, also ließ ich mich wieder auf ein langsames Tempo zurückfallen. Da ich auf jeden Fall zu spät kommen würde, zog ich mein Handy wieder hervor und schickte Ethan eine SMS.

Ich komme ein paar Minuten zu spät. Geh schonmal zum Parkplatz und sag, dass ich noch auf Toilette musste. Ich treffe dich dann da.

Ich ging gerade durch das Schultor, als ich Cody auf mich zukommen sah.

"Hey J! Ça va?", rief er, als er mich entdeckte.

"Hey Cody, was geht", rief ich zurück.

Er kam zu mir und grinste. "Hättest du nicht in Französisch sein sollen?"

"Ähm", sagte ich. "Ich schätze ja?"

"Und, was hast du stattdessen gemacht?", fragte er mich mit einem Zwinkern.

"Ähm, war im Park spazieren. Hatte Kopfschmerzen und dachte mir die frische Luft würde mir gut tun", log ich und versuchte dabei lässig zu klingen. Ich kratzte ein nerviges Jucken hinter meinem Ohr.

"Oh, okay", sagte er, aber mit einem Schmunzeln. "Ganz alleine?"

Mein Körper fühlte sich plötzlich zu heiß an und mein Herz schlug schneller. Hatte er Verdacht geschöpft? "Ähm, natürlich alleine", sagte ich.

Er zog eine Augenbraue hoch und grinste mich weiter an. Wusste er etwas? Unterbewusst schob ich meine schwitzigen Hände in meine Taschen. Das hier gefiel mir gar nicht. Je schneller diese Unterhaltung endete, desto besser.

"Bist du dir sicher?", fragte er mit einem weiteren Zwinkern. Er wusste etwas! Warum würde er all diese komischen Fragen stellen, wenn nicht weil er wusste, dass etwas im Busch war.

"Hör auf, so komisch zu sein, Cody", sagte ich, aber mit einem sanften Lachen, sodass es nicht zu direkt herüberkommen würde. "Mit wem würde ich bitte im Park abhängen? Ich habe keine Ahnung, woher du deine Ideen nimmst."

"Och naja, ich hab mich nur gewundert", sagte er lässig, aber ich konnte ihm ansehen, dass er etwas versteckte.

"Wie auch immer", sagte ich. Ich hatte ein starkes Bedürfnis, einfach wegzulaufen. "Ich muss los. Meine Brüder warten auf mich."

"Okay, viel Spaß auf der Farm, wir sehen uns morgen", sagte er und wir stießen unsere Fäuste zusammen.

Ich eilte zum Parkplatz und sah, dass Conrad, Ian, Ethan und Tante Mary bereits neben dem Auto warteten. Conrad und Ethan unterhielten sich angeregt, während Ian gelangweilt einen Basketball dribbelte.

Gemini (Deutsche Version)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt