Kapitel 1

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~~~ Harry ~~~

Seufzend blätterte ich die neuen Verträge durch. Immer wieder diese versteckten Klauseln. Die musste ich vom Anwalt unbedingt raus nehmen lassen. Sonst verdiente ich beinahe weniger als der Künstler und das durfte nicht geschehen. Schließlich war ich der erfolgreichste Musikproduzent New Yorks und verdiente mir mein Geld hart. Dass ich dafür die Musiker ausbeutete und länger als nötig an mich band , wie mein Anwalt betonte, kümmert mich herzlich wenig. Es lief alles legal ab. Wenn die Leute zu blöd waren, das Kleingedruckte zu lesen, waren sie wohl selbst schuld. Ich hatte nie jemanden zu irgendwas gezwungen.

Ein Klopfen an der Türe riss mich aus meinen Gedanken. Ich strich mir meine schulterlangen Haare zurück und zupfte kurz an meinem weißen Hemd. Nur zu gut wusste ich um mein Aussehen und wie ich auf die weiblichen Geschöpfe wirkte. Sie jedoch waren allesamt nur Mittel zum Zweck. Entweder um mit ihnen Geld zu verdienen oder Spaß zu haben für ein paar Stunden. Oder beides. Mehr wollte ich nie.
Auf mein knappes "Herein!" hin öffnete der erwartete drei Uhr Termin die Türe. Die neue Sängerin hatte ich in einer Bar entdeckt. Sie war wirklich talentiert und hübsch und ließ sich bestimmt gut vermarkten.

Die junge Frau war sichtlich nervös und trat unbeholfen ein. Sie trug ein schwarzes neckholder Kleid, High Heels und ihre braunen Haare hatte sie als lange Locken über ihre Schulter fallen lassen. Sie sah sehr hübsch aus, keine Frage. Genau das, worauf die Leute standen. Womit die Kasse klingelte.
"Hallo, Miss Franklin. Setzen Sie sich bitte", begrüßte ich sie so freundlich wie ich es zustande brachte, um sie nicht gleich wieder zu verscheuchen.

Das junge Ding fuhr sich nervös durch die Haare und setzte sich dann, während sie mir eine dünne Mappe übergab." Mein Lebenslauf und so...falls Sie das brauchen", erklärte sie sich leise. Beim Singen schien sie so selbstbewusst, ganz anders als jetzt.
" Danke, doch das wird nicht nötig sein. ", antwortete ich harsch und legte die Dokumente beiseite.

" Ich habe Sie her bestellt, weil mir ihre Stimme aufgefallen ist. Ich möchte Sie gerne unter Vertrag nehmen. Der Anwalt wird einen geeigneten aufsetzen. Sie werden anfangs kleinere Auftritte haben und je nach Erfolg dann auch Konzerte geben, Platten aufnehmen und so weiter. Ihre Bezahlung wird natürlich mehr als angemessen sein. Was sagen Sie?", ratterte ich meinen gewohnten Text herunter, bemüht möglichst freundlich zu klingen. Diesen Text konnte ich mittlerweile im Schlaf.
"Kann ich entscheiden, wo und wann ich auftrete? Ich habe nämlich eine kleine Schwester, auf die ich aufpass - "
" Nein. ", unterbrach ich sie schnell," Ihre Auftritte werden von Styles Musics festgelegt. Wir entscheiden, wo und wann sie auftreten und bestimmen ihre Gage. "

Das wäre ja noch schöner! Die Künstler entscheiden selbst! Ha! Dann hätte ich den Laden gleich schließen können, weil jeder irgendwelche Termine hatte.
Ich bemerkte, wie sie überlegte und unsicher wurde, deswegen beschloss ich, meine Strategie zu ändern.
Ich lächelte leicht und fuhr fort.
"Hören Sie. Ihre Gage wird wahrscheinlich mehr als zehnmal so hoch sein, wie die in der Bar. Sie werden viel Geld haben, berühmt sein und können sich um die beste Betreuung kümmern für Ihre Schwester. Sie können sich Ihre Träume erfüllen. Wer möchte nicht gerne reich und berühmt sein? ", versuchte ich sie zu beruhigen. Dass dabei nur ich reich werden würde, verschwieg ich natürlich. Die Künstler verdienten meiner Meinung nach trotzdem genug.

Ihre Miene hellte sich sichtlich auf und sie lächelte mich an.
" Nennen Sie mich doch Katy. Denken Sie wirklich, ich bin so gut? ", fragte sie unschuldig nach.
Das war mein Stichwort ! Ich hatte sie überzeugt.
" Aber natürlich, Katy. Sie sind hervorragend. Sie singen wie ein Engel. ", schleimte ich.
Ich stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Katy erhob sich ebenfalls.
Lächelnd streckte ich ihr meine Hand hin, die sie sofort ergriff. Ich beugte mich leicht vor und flüsterte in ihr Ohr.
" Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit, Katy. "

Sie reagierte sofort und lief rot an.
Eine normale Reaktion auf mich. Verlegen lächelte sie.

" Der Anwalt wird den Vertrag ausfertigen und sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Dann besprechen wir die Details. In Ordnung? ", erklärte ich sachlich und führte sie zur Türe. Katy nickte, bedankte sich und verließ den Raum.
Wieder ein lukratives Geschäft abgeschlossen.
Und mit Katy würde ich noch sehr viel Spaß haben. Sie war wirklich sexy, wenn sie sich so schüchtern ihre Haare hinters Ohr strich.
Ich benachrichtigte sogleich den Anwalt, um alles weitere zu regeln.

Ein Blick auf die Uhr ließ mich erkennen, dass wir bereits Mittag hatten. Also machte ich mich auf den Weg in mein Stammrestaurant in der Stadtmitte...

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