29. »Dann war alles umsonst.«

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Später landeten wir auf einem breiten Feldstreifen abseits der wenigen Dörfer, wo wir ein kleines Picknick veranstalteten. Luke überraschte mich damit, dass er an unsere Bögen gedacht hatte, aber im Grunde war es ein kluger Schachzug. »Wonach suchen wir eigentlich?«, sprach ich den Gedanken aus, über den wir uns wahrscheinlich alle den Kopf zur Genüge zerbrochen hatten.

»Ein Zeichen, andere Drachenwandler, das Symbol der Dunklen Drachen und im schlechtesten Fall darauf, dass uns jemand angreift«, antwortete Alecya wie aus der Pistole geschossen. Offenbar hatte sie sich einige Gedanken darüber gemacht, aber sie hatte wahrscheinlich die meiste Erfahrung in Sachen Dunkle Drachen.
»Wow. Das sind ja wahrhaft erfolgversprechende Aussichten«, sagte Connor trocken, was ihm einen tödlichen Blick von Luke einfing.

»Wir werden - müssen - es schaffen. Egal, wie groß unsere Chancen sind«, ging Alecya rasch dazwischen. »Ich werde versuchen, eine Vision zu bekommen, die uns den Weg weist.« »Das geht?«, fragte ich verblüfft. »Keine Ahnung«, gab sie zu. »Ich habe es noch nie versucht.« Mit einem Satz sprang sie auf. »Lasst mir kurz Zeit. Allein.« Dann lief sie mitten ins Weizenfeld und verschwand nach wenigen Sekunden aus unserem Blickfeld.

»Ich hab kein gutes Gefühl, sie allein zu lassen«, sagte Connor. Darauf sagte niemand etwas. Wir schwiegen einige Minuten, aber Alecya kam nicht zurück. »Vielleicht sollten wir nach ihr sehen«, warf Luke ein. Als niemand etwas antwortete, schlug er sich kurzerhand in die Büsche. »Warte!«, rief Connor und wir liefen ihm eilig hinterher. »Ich glaube, sie ist da entlang gegangen«, meinte Connor und zeigte auf einen schmalen Pfad aus abgebrochenen Weizenstängeln, der tiefer ins Feld verlief.

Blöd, dass der Weizen mannshoch stand, sonst hätte man das Feld gut überblicken können. Andererseits konnte sich auch einer von uns verwandeln und das Feld abfliegen, aber darauf hatte wohl keiner von uns große Lust.
So bahnten wir uns einen Weg, immer weiter den abgebrochenen Stängeln nach. Plötzlich blitzte Alecyas schwarze Jacke durch die Halme und wir blieben unwillkürlich stehen.

»Da ist sie ja«, flüsterte ich, auch wenn ich keine Ahnung hatte, warum ich flüsterte. »Gut«, meinte Connor laut, stieg über die letzten Pflanzen und legte seine Hand auf Alecyas Schulter. Diese zuckte zusammen, sprang auf und drehte sich zu uns um. Die Wut stand ihr geradezu ins Gesicht geschrieben und ihre Augen funkelten blattgrün. »Mann, Leute! Musste das jetzt echt sein?! Ich hatte es gerade geschafft!« Ihre Stimme überschlug sich vor Frustration.

»Ich hatte den Anfang der Vision, habe erste Bilder gesehen, und dann...« Sie warf Connor einen bösen Blick zu. »Wenn ihr so weitermacht, finden wir das Gegenmittel von Ryans Fluch für Tiana nie und sie...« Alecya sprach nicht weiter. Sie wurde von lautlosen Schluchzern geschüttelt. »Dann war alles umsonst.« Da hielt ich es nicht länger aus, ging auf sie zu und nahm sie in die Arme. »Wir schaffen das«, sagte ich mit fester Stimme.

»Danke, Connie«, flüsterte sie und klang dabei unendlich traurig. »Aber wir haben nun mal keine Ahnung, wo diese verfluchte Festung überhaupt liegt. Was sollen wir da schaffen?« Sie befreite sich und sah uns alle ernst an. »Bevor ihr mich aus der Trance geholt habt, konnte ich etwas erkennen. Es war das Bild von einem Fluss mit einem goldenen Wegweiser in Richtung flussaufwärts. Ich denke, wir sollten diesen Fluss finden und ihm folgen!«

***

Wenig später saßen wir kreisrund um eine meiner Landkarten herum und checkten alle Flüsse der Umgebung. Ich deutete auf eine blaue Schlangenlinie. »Da, die Erika. Ein breiter Fluss, das passt doch?« »Ja, schon. Aber die Erika fließt aus den Bergen heraus! Die Berge sind total unwegsames Gebiet!« Ich legte den Kopf schief. »Willst du Tiana wirklich helfen?« »Ja«, antwortete sie verwirrt. »Dann werden wir das Risiko eingehen müssen.«

***

Wir hatten beschlossen, auf den Feld gleich zu übernachten. Vor fremden Blicken waren wir ausreichend geschützt dank dem Weizen, und hier in der Nähe war keine Menschenseele. Connor und Alecya kümmerten sich um die Zelte, Luke half mir mit dem Abendessen. Seine Mutter hatte ihm eine große Schüssel Nudelsalat mitgegeben, die wir alle hungrig leer aßen. Das Fliegen war ganz schön anstrengend!

Als ich dann müde neben Alecya in unserem Zelt lag, horchte ich ihren Atemzügen, bis das monotone Geräusch auch mich in den Schlaf zog.
Kurz darauf erwachte ich mitten in der Nacht an einem entsetzlichen Schrei.

Leute, wir haben die 3k Reads geknackt! :D
Dankeschön! Eure FantasyWriting14

Dragons-Magische VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt