39. »Jetzt kommt.«

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Ich hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was da gerade passiert war. Luke packte meine Hand, hielt einen Schild aus Wasser vor uns, und wir rannten los, an Jason vorbei, tiefer in den Gang. Mich verwunderte, wie Jason uns einfach entkommen ließ. Unsere Füße trommelten auf den Boden, der Stein schien das dumpfe Geräusch zu verdoppeln. Mein Atem ging keuchend, aber ich drosselte mein Tempo nicht.

Nur, weil ich nicht Connors Stärke hatte, war ich noch lange nicht schwach. Hinter uns hörten wir schon die Schritte unserer Verfolger. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Wir sprinteten in einen Nebengang, der sich düster vor uns auftat. Bedrohlich folgten uns in stetig gleichem Rhythmus die Dunklen Drachen durch die Gänge. An den Wänden waren immer mal wieder Türen eingelassen oder Vitrinen und Schränke standen herum.

Ich stolperte fast vor Erschöpfung, die Verfolgungsjagd kam mir vor wie stundenlang. Was würden sie tun, wenn sie uns fanden? Wie sollten wir jemals aus diesem Labyrinth herausfinden? Ich hatte schon nach den ersten paar Kurven aufgegeben, mir den Weg zu merken. Mein Orientierungssinn war immer noch nicht wirklich brillant. Es ging weiter, durch dunkle Tunnel, lange Gänge, vorbei an den Räumen, mal rechts abbiegen, mal links.

Und die Verfolger kamen immer näher. Sie waren viel schneller als wir. Ich glaubte schon, meine Lunge würde mich umbringen, als Luke mich mit sich zur Seite riss. Er drückte sich hinter einen Schrank und bedeutete mir, dasselbe zu tun. Wie sollte uns das retten? Wir waren zwar für kurze Zeit nicht zu sehen, aber früher oder später merkten die doch sowieso, dass wir nicht mehr vor ihnen waren.

Das wollte ich Luke zuzischen, aber er hielt sich mit warnendem Blick einen Finger vor die Lippen und schüttelte leicht den Kopf. Schon betraten die Verfolger unseren Gang. Ich machte mich so klein wie möglich und schob mich noch ein Stückchen weiter hinter den Schrank. Ich würde ja gerne die Polizei rufen, aber ich hatte die Energiebälle gesehen, die die Dunklen Drachen auf Lager hatten. Keine Chance.

Außerdem würden die Cops dieses verflixte Tor wahrscheinlich gar nicht erst finden. Außer, sie hatten einen Zauberstern wie Connor. Und soweit ich das richtig verstanden hatte, gab es genau zwei davon. Höchst unwahrscheinlich also. Ich wurde von den Stimmen der Verfolger aus meinen Gedanken gerissen. Eine hohe Mädchenstimme erklang. »Ich habe genau gehört, wie sie hier abgebogen sind!«

Eine andere, tiefe Stimme entgegnete: »Du solltest vielleicht mal deine Ohren waschen! Oder hört hier sonst noch jemand die Schritte der zwei?« »Jetzt höre ich sie ja auch nicht mehr! Aber sie sind hier abgebogen«, beharrte das Mädchen. »Endaria hat Recht«, meinte eine dritte Stimme. »Ich hab's auch gehört. Sie sind hier entlang gelaufen.« Die Dunklen Drachen setzten sich in Bewegung. Ihre Schritte verklangen. Erleichtert atmete ich auf und wir quetschten uns aus unserem Versteck.

»Hoffentlich ist es Alecya und Connor nicht genauso ergangen«, flüsterte ich und spähte den Gang entlang. Leer. Wir liefen in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren. Plötzlich sprang eine Person aus den Schatten und schnellte auf Luke zu. Ehe ich ihn waren konnte, traf mich etwas hart im Rücken und ich fiel nach vorn. »Habt ihr wirklich gedacht, ihr könntet uns überlisten?«, spottete Endaria. Ich sah ihr ins Gesicht.

Sie hatte rabenschwarzes Haar bis zur Taille, ihre Haut war olivfarben und ihre Augen blitzten grau. »Hallo, kleine Drachin«, gluckste sie. Luke neben mir wand sich im Griff eines bulligen Typs mit unglaublich vielen Piercings im rechten Ohr. Endaria gab mir mit ihrer Stiefelspitze einen Tritt in die Seite. »Aufstehen! Ihr kommt erst mal mit zum Schwarzen Lord!« Stöhnend richtete ich mich auf.

Ich hatte nun wirklich keine Lust, einem großen alten Typen in schwarzem Umhang entgegenzutreten, der sich selbst für den mächtigsten und tollsten Weltherrscher hielt. Und anschließen wollte ich mich den Dunklen Drachen erst recht nicht! »Habt ihr nichts Besseres zu tun?«, murmelte ich wütend. »Na komm schon, wehr dich, wenn du kannst!« Endaria stand breitbeinig vor mir mit verschränkten Armen und starrte mich herausfordernd an.

Mit einem Wutschrei schleuderte ich einen Wasserball auf sie. Plötzlich war es ganz leicht, die Wasserkräfte einzusetzen. Ich tat instinktiv das Richtige. Doch Endaria hob nur ihre Hand und ließ das Wasser von einer rötlich schimmernden Kugel abprallen. Der Wasserschwall ergoss sich vor mir auf dem Boden.

»Lächerlich«, spottete sie und packte mich grob am Arm. »Jetzt kommt«, flötete sie, schüttelte graziös ihre schwarze Mähne, und lächelte ein Piranha-Grinsen. Ich mochte sie definitiv nicht.

Dragons-Magische VerwandlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt