110. »Ich wusste, dass es in dir steckt.«

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Ein paar Sekunden war es ruhig, dann tat es einen lauten, metallischen Schlag. Ich zuckte zu Tode erschrocken zusammen und wirbelte herum. Gut die Hälfte des Raumes war von einem dicken Gitter versperrt. Was passierte hier gerade...?! »Ähm, Dad?« Auch Connor klang extrem verunsichert. »Du bist wohl an den falschen Schalter gekommen und hast uns hier eingesperrt...«

Ein breiter Schatten fiel durch den Türrahmen des kleinen Vorraumes. »An den falschen Schalter gekommen?« Mr Wonders lachte verächtlich. »Hältst du mich für so dumm? Na ja, kannst nichts dafür. Aber vielen Dank, dass du eine der beiden Drachenwandlerin, nach denen Acrain fahndet, genau zu mir bringst. Du bist eben doch mein Sohn, ein echter Nachkomme der Familie Alvyn.« Er lachte wieder.

»Vielleicht kannst du so dein Ansehen bei den Dunklen Drachen wiederherstellen und wir können zurück ins Hauptquartier. Ich wusste, dass es in dir steckt. Dein Verhalten damals...das lag einfach an der Pubertät. Teenager eben.« Mit offenem Mund lauschte ich den Worten von Connors Vater. Was meinte er damit, Connor könne 'sein Ansehen bei den Dunklen Drachen wiederherstellen'?

»Dad, ich...ich hab keine Ahnung, wovon du da redest...« Connors Stimme klang ganz schwach. »Bitte...lass uns einfach hier raus...« Sein Vater sah uns aus funkelnden Augen an. »Ich werde sie herrufen. Das ist unsere Chance, mein Sohn!« Irgendwie fühlte ich mich an den Tag zurückerinnert, als ich Connor besucht hatte. Der wertvolle Bogen in seinem Zimmer, das Bild von ihm und dem Jungen an der Wand...das Bild!

Neben Connor war ein schwarzhaariger Junge mit blasser Haut und diesem durchdringenden Blick abgebildet gewesen. Er war darauf zwar jünger, aber...wenn mich nicht alles täuschte, war das Jason gewesen. Was zum Teufel ging hier vor? Was hatte Connor mit den Dunklen Drachen zu tun? Und wieso konnte er sich an nichts davon erinnern?!

»Hör auf! Wieso tust du das?« Connors Stimme war ganz hoch vor Verzweiflung. »Wenn das ein Scherz sein soll...« »Es ist in Ordnung, mein Junge. Bald wirst du mir dankbar dafür sein. Dafür und für alles, was deine Mutter und ich für dich getan haben. Wir werden unser altes Leben wiederhaben...« »Das reicht.« Lukes Stimme klang kalt und gnadenlos.

»Ich höre mir diese wahnsinnigen Ausführungen nicht länger an. Connie, ruf die Polizei, oder Sie«, er baute sich am Rand der Gitterstäbe auf und fixierte Mr Wonders, »lassen uns auf der Stelle gehen.« Connors Vater zuckte nicht einmal mit der Wimper. »Euch gehen lassen? Ein schlechter Witz. Tut mir leid, Connor, aber in deinem jetzigen Zustand kann ich selbst dich nicht rauslassen, zumindest vorerst. Und versucht ruhig, die Polizei oder sonst wen zu rufen.

Ihr seid hier in einem permanenten Funkloch, was für ein Zufall...« Ich kramte mein Handy hervor und hielt es prüfend hoch. Verdammt, kein Empfang. Mr Wonders sprach die Wahrheit... Kälte kroch in meinen Körper und griff mit eisigen Klauen der Furcht nach meinem Herzen. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Waren wir so weit gekommen, nur um so kurz bevor alles vorbei war wieder von den Darks geschnappt zu werden? Blieb zu hoffen, dass sie nichts von unseren Freunden im Baumhaus wussten...

»Also dann, ich wünsche eine gute Nacht...« Connors Vater wandte sich zum Gehen. »Warte. Hey, Dad! DAD!« Die Rufe seines Sohnes überhörend schloss er die Tür hinter sich und die Dunkelheit hüllte sich wie ein schwerer Mantel um uns. Connor trat auf die Metallstäbe ein. »Vielleicht kann ich sie öffnen«, murmelte er. Doch keine Chance. Sein Vater musste geahnt haben, was Connor versuchen würde und hatte das Gefängnis selbst für Drachenwandler ausbruchssicher gestaltet.

Luke trat wütend gegen die Wand und ließ sich dann zu Boden sinken. »Wir kommen hier raus«, knurrte er. »Und wenn ich Connor dafür umbringen muss.« Auch ich setzte mich jetzt und lehnte mich an die kalte Wand. Erschöpfung übermannte mich und mein Körper fühlte sich bleischwer an. »Lass uns vielleicht erst mal eine andere Lösung suchen...«, meinte ich beschwichtigend und betrachtete das schwarze Nichts der Schatten um uns herum.

Leichter Regen trommelte aufs Dach und schien uns zu verhöhnen. Nun waren wir den Darks also wieder in die Fänge geraten.
Aber wieso das Ganze? Wieso waren sie hinter uns her? Was war ihr Ziel? Frustriert biss ich die Zähne zusammen und schlug mit einer Faust kräftig auf den Boden. Das Blut, das aus den entstehenden Schürfwunden sickerte, bemerkte ich nicht mal. Alles, woran ich noch dachte, war: Wir mussten das Geheimnis um Connors Vergangenheit lüften.

ENDE

Smile-writer habt ihr zu verdanken, dass das Kapitel heute schon rauskommt😊

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