36. »Partytime!«

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Man hätte denken können, das hier wäre eine ganz harmlose Situation - vier Teenager, die über eine paradiesische Frühlingswiese hinüber zu einem Gebäude spazierten. Nur waren diese vier Jugendlichen Drachenwandler und das Gebäude, auf das sie zuhielten, die Festung der Dunklen Drachen.
Ich dachte schon, der Wachposten würde uns herauspicken, aber er sah uns lediglich schräg an als wären wir Topmodels, die einen heruntergekommenen Pub betreten. Als würden wir nicht hierherpassen eben.

Luke neben mir zappelte nervös herum, aber das schien nicht weiter aufzufallen. Ein paar Meter hinter uns liefen Alecya und Connor. Wir hatten uns getrennt, ebenfalls um nicht weiter aufzufallen. Jetzt durchquerten Luke und ich den gepflasterten Vorhof mit den gepflegten Buchsbaumbüschen und steuerten auf den Eingang der Festung zu. Schwarz wie ein geöffnetes Maul ragte es vor uns auf.

Wir traten hindurch. Niemand hielt uns auf. Die Menschen um uns herum hasteten vorbei, kamen ihren Aufgaben nach. Das mussten alle Dunkle Drachen sein. Himmel, waren das viele! Hatten wir da überhaupt eine Chance? Wir wollten doch nur eine kleine Phiole mit Medizin oder so etwas! Wir gingen den mittleren, hohen Gang entlang, den die meisten Ankünftler mieden. Ein paar Minuten liefen wir schweigend vor uns hin. Dann fragte Luke: »Hörst du das...?«
Eine weitere Minute später hatten wir Gewissheit.

Laute Musik dröhnte uns entgegen. Die feierten jetzt nicht ernsthaft eine Party?! Überall flackerten Discolichter in Neonfarben von der hohen Decke hinab. Viele Partygäste drängten sich auf der Tanzfläche oder standen an den Tischen nahe der grob in den Fels gehauenen Wand. Wäre da nicht diese ausgelassene Stimmung gewesen, hätte der Ort ultragruselig gewirkt. Luke packte meinen Arm, als wir von den Tänzern umschwirrt wurden wie von Mücken.

Wir wurden eins mit der Menge, passten uns der Bewegung an, verschmolzen mit den anderen. Plötzlich wurde ich herumgewirbelt. Luke wurde mein Arm aus der Hand gerissen und ich sah gerade noch, wie er von den Tänzern weggedrängt wurde. Der Typ, der mich ergriffen hatte, hatte ein brutales Gesicht mit flacher Nase und kleinen Augen. Er war offensichtlich ziemlich betrunken und schrie irgendetwas das ich nicht verstand.

Mein Herz klopfte wie wild und das Blut schoss mir glühend durch den Körper. Auf uns allein gestellt hatten wir doch keine Chance! Die Verzweiflung kroch mir langsam über den Nacken. Ich wurde aus der kurzen Schockstarre gerissen, als der flachnasige Typ mich noch fester packte und schwankend hin und her torkelte, mich im Gepäck. Er stank nach Alkohol und war echt kräftig.

Ich zog und zerrte an meinem Arm, um ihn freizubekommen. »Lass mich los!«, schrie ich angstvoll über die Musik hinweg. So plötzlich, wie er mich gepackt hatte, ließ er wieder los. Von dem plötzlichen Loslassen ließ der Schwung mich nach hinten taumeln.

Ich prallte gegen jemanden unmittelbar hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um und blickte ganz langsam nach oben. Muskulöser, schlanker Körperbau, anderthalb Köpfe größer als ich - was an sich ja kein Kunststück war - , blasse Haut, zerfetzte Jeans und schwarzes Shirt. Dann blickte ich schüchtern in das Gesicht des Fremden. Oh mein Gott. Er war wohl ähnlich alt wie ich, wahrscheinlich etwas älter.

Seine Haare waren pechschwarz, kurz und nach vorne Richtung Gesicht etwas länger, sodass einige Strähnen sein kantiges Gesicht mit den beunruhigenden dunklen Augen umrahmten. Er sah entgegen der allgegenwärtigen fröhlichen Stimmung ernst aus, fast ein bisschen grimmig. Was allerdings auch daran liegen konnte, dass ich ihn gerade sehr unsanft gerammt hatte. Und er sah verdammt gut aus.

Was denke ich da! Er ist einer der Bösen, verdammt! Der Typ kniff die Augen zusammen und kurz dachte ich, er wolle mich schlagen. Dann nahm sein Gesicht einen weichen Zug an und er sagte: »Ups!« Ich konnte erst nichts sagen und starrte nur dümmlich. Sind meine Haare verwuschelt? Wann habe ich eigentlich zuletzt meine Zähne geputzt??

»Oh - äh - Entschuldigung...«, brachte ich heraus. »Macht doch nichts«, rief er über den Lärm der Musik hinweg. »In dem Gewühl passiert so etwas schneller mal.« Mit diesen Worten legte er eine Hand auf meinen Rücken und schob mich in Richtung Wand, wo die Menschen nicht ganz so eng standen. »Du bist neu hier«, sagte er mit seiner überraschend tief klingenden Stimme. »Äh - ja.« Ich lachte nervös. »Verrätst du mir deinen Namen?«, fragte er und zeigte auf sich. »Ich bin Jason.«

»Connie«, antwortete ich und wusste nicht, wohin ich sehen sollte. Seine verwirrenden dunklen Augen behielten mich fest im Blick und er musterte mich forschend. »Also, Connie«, schmunzelte Jason, »wie wäre es mit einem Tanz?«

Hier das erste der Bonuskapitel für die Votes für Kapi 35! :D

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