32. »Leute...«

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»Du hast gedacht, die Jugendherberge wäre ein Portal?!« Aufgebracht fuhr Luke sich durch die Haare. Es war völlig untypisch für ihn, so impulsiv zu sein. Wir waren den ganzen Tag geflogen und schließlich hatte Alecya gemeint, den Berg aus ihrer Vision zu sehen und dass hier das Portal sein musste, das uns zur Dunklen Festung führte. Also waren wir bei dem Ort gelandet, den Alecya in ihrer Vision gesehen hatte: ein altes, hässliches graues Haus, auf dem in kaum noch lesbarer Schrift Jugendherberge stand.

Neben dem Gebäude war ein großer Parkplatz angelegt, auf dem sowohl ein Bus als auch zwei Autos standen. »Ist ja richtig viel los hier«, scherzte Connor. Alecya sah nur gehetzt umher und wusste offenbar nicht, was sie sagen sollte. »Ich...nun ja...ich dachte...« Sie brach ab. »Wie wär's, wenn wir einfach mal da rein gehen?«, fragte ich und nickte auffordernd zur rot bemalten Eingangstür hin.

Mürrisch schlurfte Luke hinter mir, Alecya und Connor, der sich interessiert umsah, her. Wir traten durch den Eingang in ein dämmriges Vorzimmer mit großem Schreibtisch als Empfangstresen, hinter dem eine alte Dame mit dem Rücken zu uns saß. Sie hatte kurzes graues Haar und trug große runde Ohrringe, die golden glänzten. Als sie unsere zaghaften Schritte hörte, drehte sie sich auf ihrem Hocker um und sah mir direkt in die Augen.

Ihr Blick schien bis tief in mich hinein einzudringen und ich sog erschrocken die Luft ein. Die alte Dame wandte kurz ihren Blick von mir ab, vergewisserte sich, dass der Raum leer war - abgesehen von uns - und richtete ihre durchdringenden leuchtend grünen Augen wieder auf uns. »Ich weiß ja nicht, was mir die Ehre verschafft«, sprach sie mit rauchiger Stimme, »Gleich vier junge Krieger auf einmal! Und eure Auren sind stark, so stark...«

Verwirrt sahen wir uns an. »Sie schicken euch, nicht wahr?«, fragte die Frau nun und umklammerte mit ihren faltigen Händen die Aktenmappe vor ihr auf dem Schreibtisch. Da fiel bei mir der Groschen. Diese Frau hielt uns für Abgesandte der Dunklen Drachen! »Also...eigentlich sind wir gerade auf dem Weg zu ihnen«, warf ich schnell ein. »Vielleicht können Sie uns ja helfen...?«

Der Blick der Alten schien sich durch mich zu bohren, sie in mein Innerstes sehen lassen. Nach kurzem Schweigen und prüfenden Blicken auf Alecya, Connor und Luke nickte sie und bedeutete mir, näher zu kommen. Ich trat direkt vor den Empfangstresen. Die Frau nahm, ohne ihren eisernen Blick von mir zu nehmen, meine Hand und drehte meine Handfläche nach oben.

»Verrat«, sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme. Dann packte sie plötzlich fest mein Handgelenk. Ich zuckte erschrocken zusammen. Ihre dünnen, sehnigen Finger umklammerten mich wie ein Schraubstock. »Ihr habt den Schlüssel bereits bei euch«, raunte die Alte und ihre grünen Augen färbten sich dunkel. »Fünf Zacken, fünf Elemente. Fünf Gaben. Fünf Auserwählte. Findet eure Bestimmung, junge Krieger! Findet euer Schicksal und ihr werdet überleben.«

Eine der Türen wurde aufgerissen und mit einer überraschend schnellen Bewegung drehte sie sich zu ihrem Computer um. Ein junger Mann betrat das Zimmer, der Moment war vorbei. Fassungslos und nachdenklich starrte ich auf die Stelle, die die Alte umklammert hatte. »Wer sind die Kinder?«, fragte der Mann unfreundlich. Die Frau sagte, ohne uns eines Blickes zu würdigen: »Sie wollten gerade gehen.« Ich wollte widersprechen, aber Lukes Blick ließ mich lieber schweigen.

»Na dann raus mit euch«, drängte der Typ genervt und schob Connor am Arm in Richtung Tür. »Schon gut«, wehrte dieser ab und trat eilig durch den Eingang nach draußen. Wir folgten rasch. »Das war ja mal ein totaler Reinfall«, sagte Luke böse. Alecya sah betreten zu Boden. »Das kann doch jetzt nicht alles umsonst gewesen sein!«, rief ich enttäuscht. »Wir sind so weit gekommen.« »Leute...«, begann Connor.

»Du brauchst gar nichts dazu zu sagen!«, unterbrach Luke ihn sofort. »So ein Mist«, murmelte Alecya. Connor sagte noch einmal: »Leute...!« »Halt doch endlich mal dein verfluchtes Maul!«, fuhr Luke ihn an. »Luke!«, riefen Alecya und ich erschrocken. »LEUTE!! Würdet ihr mal bitte eure Klappe halten?!« Jetzt schwiegen wir alle und sahen zu Connor, der einen grauen Schimmer in den Augen hatte, wie damals in meinem Zimmer, als er völlig wütend abgehauen war.

Er wartete kurz, um sich auch sicher zu sein, dass alle ruhig blieben. Einzig und allein Luke dachte wahrscheinlich: »Du kannst mich mal!« Dann holte er tief Luft und sagte: »Erinnert ihr euch an die Worte der Frau, dass wir den Schlüssel bereits hätten und etwas mit fünf Zacken? Ich glaube, ich habe das Rätsel gelöst.«

Heute ein besonders langes Kapitel :)

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