100. »Ich habe es Tymian gesagt.«

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»Wie das?« Jetzt war ich neugierig. Trotz aller Zweifel musste ich Al einfach noch eine Chance geben. Wenn sie dann immer noch keine Erklärung brachte, konnte ich mich immer noch an die anderen wenden. Allerdings entwickelte sich das Ganze hier immer mehr zu einer Mauer aus Lügen und Verschweigen zwischen Luke und mir.

Alecya zog mich langsam, aber sicher immer weiter in ihre Schlinge aus Lügen hinein. Blieb zu hoffen, dass sie sich nicht irgendwann zuzog. Ohne mit der Wimper zu zucken erklärte Alecya mir: »Fennus kennt die geheimsten Orte der Darks, darunter auch Lager mit magischen Tränken und anderen Heilmitteln. Er würde alles tun, um Tiana zu helfen.«

Obwohl mich das mit dem alles für Tiana tun sehr wohl interessierte, gab es etwas, das noch viel wichtiger war. »Und woher kennt er diese Orte?« Ich gab mir die Antwort selbst, was mich schaudern ließ. »Sag, dass das nicht wahr ist. Er ist kein Dark, oder?« Meine Stimme wurde schrill. »Er war ein Dark«, bestätigte Alecya ruhig. Fassungslos sah ich sie an.

»Ist das dein Ernst? Und Arya? Wissen die anderen davon?« Am liebsten würde ich sie schütteln, um meine Antworten zu bekommen. »Ich habe es Tymian gesagt. Ob er es den anderen erzählt, ist nicht meine Entscheidung.« Alecya atmete tief ein und aus. Sollte ich meine Entscheidung, ihr noch eine Chance gegeben zu haben, etwa jetzt schon bereuen?

»Oo-kay.« Meine Gefühle waren wie eingefroren. Ich wusste nicht, was ich denken und fühlen sollte, also nickte ich ergeben. Ein ehemaliger Dark sollte uns das Heilmittel für Tiana bringen. Warum nicht? »Lass uns zurück zu den anderen gehen. Tymian wird bestimmt den weiteren Plan für alle erklären«, flüsterte Al und sah mich mit einem unergründlichen Blick aus ihren blaugrauen Augen an.

Ich nickte und folgte ihr wie ferngesteuert. Fennus und Tymian sahen uns entgegen. Irgendwie konnte ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass diejenigen, die an Tianas Krankheit Schuld hatten, ihr jetzt helfen würden. Was, wenn alles eine Falle war? Wie konnte Al so sicher sein? Würde Tymian Fennus wirklich vertrauen?

***
Nach einem schweigsamen Frühstück, nur unterbrochen von den neugierigen oder misstrauischen Blicken der anderen, setzten sich alle unaufgefordert in einen Kreis. Gespannt richtete sich unser aller Aufmerksamkeit auf Ty, unseren unausgesprochenen Anführer. »Wie ihr alle sicher wisst«, begann Ty, »kennen Fennus und Alecya sich bereits. Und das ist auch der Grund, weshalb unser Ablenkungsmanöver sich ein klein wenig verändern wird.«

Ach, stimmte ja. Die Darks waren immer noch da draußen und folgten uns in der Hoffnung, das Versteck der Allianz zu finden... »Fennus kann Alecya helfen, ein Heilmittel für ihre Freundin zu finden, die von den Darks vergiftet wurde und die sie zurückgelassen hat. Das ist der Grund, weshalb sie heute hier sind.« Ich begann mich zu fragen, wie viel Alecya von ihrer Geschichte preisgegeben hatte.

Einen Teil kannte Ty ja bereits... Er fuhr fort. »Diese Chance können wir nicht abschlagen. Die Freunde unserer Freunde sind auch unsere Freunde, und wenn wir damit den Darks eins auswischen können, umso besser.« Attica nickte zufrieden. Eigentlich diente diese Zusammenfassung vor allem ihr. »Ihr solltet wissen, dass Fennus über ein bestimmtes Versteck der Darks Bescheid weiß, wo ein Gegenmittel aufbewahrt wird. Allerdings...«

Tymian sah uns der Reihe nach scharf an. »Ihr solltet wissen, dass Fennus ein ehemaliger Dark ist. Alecya hat mir versichert, dass wir ihm vertrauen können, aber ich lasse euch die Entscheidung selbst treffen, ob ihr mitkommen wollt.« Aufgeregtes Flüstern erhob sich. Connor sah nicht besonders geschockt aus, Luke jedoch war eindeutig wütend, genau wie Attica.

Empört starrte diese zu Fennus hinüber und bedachte ihn mit mörderischen Blicken. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe. Konnte ich Tiana auf diese Art im Stich lassen? Mit ruhiger Entschlossenheit stand ich auf. »Ich bin dabei.« Ich klang viel gelassener, als ich eigentlich war. Mein Blick traf Connors. Er war ebenfalls aufgestanden. Unschlüssig sah Luke zwischen mir und Attica hin und her.

Ich konnte ihn verstehen. Wirklich. Er erhob sich. Erleichtert lächelte ich ihn an und entspannte mich unwillkürlich. Wenig später war es beschlossen: wir würden uns alle Fennus' Plan anschließen. Bevor wir wieder aufbrachen, erklärte er uns das Wichtigste. Wir würden zwei Gruppen brauchen. Die eine würde die Wachen ablenken, die anderen mit ihm im Lager das Gegenmittel holen.

Mithilfe von Tymian waren die Gruppen schnell aufgeteilt und wir flogen los. Die frühe Mittagssonne blendete, aber niemand beschwerte sich. Es gab jetzt Wichtigeres als unser Wohlbefinden. Außerdem waren wir uns alle der Verfolger bewusst, da mussten wir gar nicht viel sehen. Jedenfalls noch nicht. Bis wir sie endgültig abhängen würden, blieb noch etwas Zeit.

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