Kapitel 3

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Während sich meine Mom und Monica darüber aufregen, dass Toni zu wenig Pfannkuchen gemacht hat, stelle ich meinen Teller in die Spüle und setze mich auf die Bank draußen auf der Veranda.

Die weiße Farbe des Pfeilers vor mir ist schon leicht abgeblättert und hat kleine Luftblasen gebildet.
Verträumt fahre ich mit den Fingern über die "Kanten" des Lacks und stelle mir vor wie sich ein kleines Stück von ihm löst, sich in einen Schmetterling verwandet und davonfliegt. Solvei müsste gleich hier sein. Ich werfe einen Blick auf meine....keine Uhr.

Ich sollte mir wirklich mal eine zulegen.

Aber wozu gibt es Handys?
Ich ziehe es aus der Tasche meiner Shorts und.......mein Akku ist leer.

War ja klar.

Schulterzuckend schiebe ich dieses nützliche kleine Ding zurück an seinen Platz und richte meinen Blick wieder auf die schotterige Landstraße vor mir. Durch das warme, leicht grünliche Licht, das durch die Blätter der hoch gewachsenen Kastanien fällt, sieht es fast so aus als wäre sie nichts anderes als ein matschiger Trampelpfad, aber spätestens, wenn sich die kleinen, spitzen Steinchen des lockeren Asphalts in deine nackten Füße bohren, erkennst du, dass es nicht so ist.

Ich höre ein Geräusch und richte mich auf.
Es ist ein leises Rauschen, das langsam immer lauter wird und in ein starkes Trommeln übergeht.
Erst als ich sehe, das sich auf der Straße kleine Pfützen bilden, erkenne ich, dass es regnet.
Ich will gerade aufstehen und wieder ins Haus gehen, weil es aufeinmal deutlich kühler geworden ist, als ich jemanden auf mich zu rennen sehe.

Es ist Solvei.

"Hey...",sie ist völlig außer Atem und stützt sich kurz auf ihren Oberschenkeln ab,"Hi...ich..",sie schluckt,"Es regnet."

Das habe ich gemerkt.

Sie lächelt mich an.
"Also nur falls du es noch nicht bemerkt hast."
Ich lache. Ich kenne sie gerade mal zwei bis vielleicht drei Stunden und habe sie jetzt schon gern.
Ihre klaren Meerblauen Augen wirken aufrichtig und ehrlich und nicht willig irgendetwas zu verpassen.
"Ja, jetzt wo dus sagst..."
Sie zieht eine kleine Dose aus der Tasche ihrer Jeansjacke und steckt sich kurz darauf einen kleinen Bonbon in den Mund.
Sie hält mir die Dose hin.
"Gerne."
Er schmeckt nach Sonne und Kirschen und erinnert mich ein bisschen an den Kirschsaft den meine Nachbarin immer für mich gekocht hat bis sie vor ein paar Monaten weggezogen ist.
Ich vermisse Mrs.Hendrickson.
Ohne sie und ihren Mann ist das Haus, das unserem direkt gegenüber liegt, so leer und ausgestorben, dass kaum jemand auf die Idee kommen würde es hätte je jemand dort gewohnt.

"Tut mir leid, ich bin ein bisschen spät dran, aber ich habe meinen Bruder nicht gefunden und er muss immerhin auf unsere kleine Schwester aufpassen."
Ich nicke nur.
"Schon okay, wollen wir reingehen?", ohne wirklich eine Antwort zu erwarten drehe ich mich um, öffne die Tür und gehe in die Küche.
Solvei folgt mir.
Meine Mutter steht an der Spüle und ist damit beschäftigt das Geschirr abzuspülen. Monica trocknet ab.

Als wir über die Türschwelle treten, drehen sie sich gleichzeitig um.
"Hey Solvei, wie gehts deiner Mom?"
Monica hat ihr Handtuch zur Seite gelegt und lehnt sich jetzt an den Küchentisch.
"Ist immernoch am kochen wegen morgen", sie wendet sich zu mir,
"Meine Mutter möchte morgen die halbe Nachbarschaft zum Essen einladen, weil wir ja wegziehen", erklärt sie.
"Und dann fängt sie heute an zu kochen?", frage ich ungläubisch.
"Sie hat gestern angefangen.",säuftst sie und fügt dann grinsend hinzu,"Du hast ja keine Ahnung."
Monica lacht.
"Na, vielleicht schau ich nachher mal bei ihr vorbei. Vielleicht kann ich ihr ja ein bisschen helfen."
Solvei zieht bedeutend langsam ihre Augenbrauen in die Höhe.
"Sag später nicht ich hätte dich nicht gewarnt, okay? Beim Kochen kann Mom richtig zum Tier werden."
Ich nehme eine Flasche Saft und zwei Gläser aus dem Schrank und bedeute Solvei mir zu folgen.
"Wir gehen dann mal in mein Zimmer ja?"
Meine Mom nickt.
"Tut das,...aber lass dein Fenster besser zu. Wenn euch zu warm ist könnt ihr euch auch die Ventilator holen."

Never Saw HeavenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt