Teil 7

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Das erste, was ich am nächsten Morgen im Halbschlaf wahr nahm, war ein warmer Körper, der dicht an meinen gedrückt war und starke Arme, die sich um mich geschlungen hatten und mich sanft, aber bestimmt fest hielten.

Ohne weiter darüber nachzudenken, genoss ich diese Wärme und kuschelte mich näher an die Quelle heran.

Die Tatsache, dass das Tim war, kam mir gar nicht erst in den Sinn, bis es mir jedoch schlagartig klar wurde und sofort öffnete ich meine Augen vor Schreck.

Bewegen konnte ich mich nicht, da er mich noch immer in seinen Armen hielt, als wäre ich sein Kuscheltier, doch ich versuchte trotzdem, mich zu befreien und mich herum zu drehen oder aufzustehen.

Vergebens natürlich.

Geweckt hatte ich ihn zwar nicht, aber er hat mich noch näher an sich heran gezogen.

>Na ganz toll...<

Ich versuchte, mich wieder zu beruhigen.

Wenn ich schon so Probleme hatte, wenn ich nur mit ihm redete, kann man sich ja vorstellen, was für Probleme ich jetzt hatte...

>Wenn er wüsste... dass ich ihn...<

Wieder spürte ich, dass Tränen in meine Augen stiegen, doch Tims Anwesenheit und Nähe schaffte es irgendwie, sie wieder weg zu zaubern und ich musste leicht lächeln.

Niemals hätte ich auch nur ansatzweise gedacht, dass ich mich jemals in dieser Situation befinden würde...

"Stegi...", nuschelte Tim verschlafen, woraufhin er sich dichter an mich kuschelte und ich zuckte zusammen.

Auf meinem Körper breitete sich eine Gänsehaut aus, wie so oft, seitdem ich hier bin.

"Tim?", flüsterte ich zurück, danach etwas lauter: "Ähm... Tim?"

Keine Antwort.

"Tim!", rief ich noch lauter, doch er rührte sich noch immer nicht und auch, wenn ich mich mittlerweile nicht mehr wirklich aus dieser Umarmung lösen wollte, hatte ich Hunger.

"TIM!", brüllte ich nun schon und endlich fing er an, sich zu bewegen.

"Mann, Stegi... Musst du so brüllen...? Was ist denn los?", murmelte er verschlafen und rieb sich mit einer Hand durch seine Augen, mit der anderen ließ er mich jedoch nicht los.

Ich lachte. "Was kann ich dafür, wenn du nicht aufwachst?"

"Warum hast du mich denn geweckt...?", fragte er nun mit offenen Augen.

Seine Stimme war noch tiefer, als sie ohnehin schon war und es hörte sich einfach nur heiß an.

>Ey, Stegi! Reiß dich gefälligst zusammen!<

"Tim?", fing ich an, drehte mich mit meinem Gesicht zu seinem und er schaute mir mit seinen braunen Augen in meine blau-grünen. "Ich hab Hunger."

Genervt stöhnte er.

>JETZT REIß DICH GEFÄLLIGST ZUSAMMEN, STEGI!<

"Ok, dann komm...", hauchte er verschlafen, stand auf und ich starrte ihn wie gestern Abend an.

>Warum muss der auch so gut gebaut sein?! Is' doch nicht meine Schuld!<

Dieses Mal schaffte ich es allerdings relativ schnell, meinen Blick abzuwenden und selber aufzustehen, meinen Schlafanzug zurecht zu rücken und ihm hinterher in die Küche zu folgen.

Er deckte den Tisch und ich setzte mich einfach schon hin.

Nachdem er fertig war, setzte er sich zu mir und wir frühstückten gemeinsam, wobei wir wieder nichts sagten, bis wir schließlich fertig waren und er aufräumte.

"Tim?"

"Ja?"

"Was machen wir jetzt?", fragte ich mit meinem kindischen Unterton.

"Keine Ahnung... Spazieren gehen?", schlug er vor und sofort kam ein: "Bei der Kälte?! Tim, es ist WINTER!" leicht geschockt gequängelt von mir.

"Das ist mir wohl bewusst.", antwortete er monoton. "Aber es hat die Nacht geschneit, vielleicht willst du im Schnee spielen?"

"Tim, ich bin kein kleines Kind mehr!", nörgelte ich und eigentlich hätte ich gerne noch im Schnee gespielt, aber mir wäre viel zu kalt und ich Dummkopf hatte natürlich meine Handschuhe zu Hause vergessen.

Genervt verdrehte er seine Augen und mir wurde bewusst, dass ich mal wieder etwas falsches gesagt habe und sagte schließlich zu, doch mit ihm spazieren zu gehen, weswegen wir uns anzogen und uns nach draußen begaben.

Bereits nach einer Viertelstunde begann ich zu frieren und gab mein Bestes, das Zittern zu unterdrücken.

>Mein Immunsystem is' so im Arsch, ich werd' bestimmt krank...<

Nach fünf weiteren Minuten fing meine Nase an zu laufen und es wurde von Minute zu Minute schwerer, das Zittern zu unterdrücken, weswegen Tim es nach einer halben Stunde, nachdem wir raus gegangen waren, doch bemerkte: "Huh? Du zitterst ja richtig!"

Ich senkte meinen Blick und schaute auf den Boden, als er mir plötzlich seine Handschuhe unter meine Nase hielt und gerade, als ich ihn anmotzen wollte, was denn seine Handschuhe gegen diese beschissene Kälte bringen sollten, nahm ich sie doch lieber einfach nur danken an und stülpte sie mir über meine Hände, nachdem ich mir meine Nase geputzt hatte.

Taschentücher hatte ich Gott sei dank eigentlich immer in meiner Jackentasche.

Nach zwei weiteren Schritten spürte ich, dass er seinen Arm um meine Schulter legte und mich mit den Worten: "Komm, ich wärm' dich'n bisschen." an ihn heran zog und mein Gesicht die Farbe einer Kirsche annahm.

Als wir ein ein einhalb Stunden draußen herum gegangen sind, machten wir uns auf den Weg zurück zu seiner Wohnung und ich war echt mehr als dankbar dafür, jedoch schnappte ich mir lediglich meine Sachen und er brachte mich zum Bahnhof, wo er noch mit mir auf den Zug wartete und ich schließlich nach hause fuhr.

Zum Abschied hat er mich noch einmal ganz fest umarmt und mir gesagt, dass wir das gerne wiederholen könnten.

Die Rückfahrt nach hause tat ich nichts anderes als auf der Hinfahrt und zu Hause zog ich meine Klamotten aus und schmiss mich erschöpft auf mein Bett.

Lange konnte ich mich jedoch nicht ausruhen, da es zu kalt in der Wohnung war, ich aufstand, um die Heizung an zu machen und dann schrieb ich Tim noch eine Nachricht, dass ich angekommen war, bevor ich mich schon bettfertig machte, mich unter meine Decke kuschelte und schnell einschlief.

Fast wäre ich wieder bei meinem Arm hängen geblieben, als ich mich im Spiegel im Badezimmer gesehen habe, doch ich ging so schnell wie möglich wieder zurück in mein Schlafzimmer.

I just want your heart ~ StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt