Teil 11

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Eine Weile genoss ich einfach seine Nähe, bevor er sich von mir löste, meinen Arm nahm und anfing, meinen Verband abzuwickeln.

"T- Tim, was-...?!", stotterte ich, brach jedoch ab und er ließ sich auch nicht bei dem stören, was er da tat.

Als der Verband ab und die Taschentücher im Müll waren, begutachtete er erst meinen Arm genau, strich ein Mal vorsichtig darüber und betrachtete dann den Rest meines Körpers.

Ich fühlte mich ziemlich unwohl, so sehr von ihm unter die Lupe genommen zu werden, da ich nicht wirklich gut aussah, eigentlich sogar ziemlich scheiße, auch, wenn ich immer genau das Gegenteil von mir vor anderen behauptete.

"T- Tim...! Schau mich nicht so an... Ich... Bitte...", bat ich ihn und wurde zum Ende hin immer leiser.

"Hey...", flüsterte er jedoch sanft und nahm mein Gesicht gefühlvoll in seine Hände, so dass ich ihn anschauen musste. "Du bist wunderschön, Stegi, auch mit den Wunden und Narben. Aber bitte mach das nicht mehr... Und nimm bitte zu, ich kann dich ja schon fast umpusten."

"Pfe... Ich bin nicht schön... Ich bin ein Lauch ohne Muskeln, hab' total bleiche Haut, dumme Haare und meine Stimme ist viel zu hoch und nervig.", beschwerte ich mich kleinlaut und wandte meinen Blick dem Boden zu, als ich meine Arme vor meiner Brust verschränkte.

"Deine Haut ist hell und unglaublich weich, du brauchst kein Bodybuilder zu sein und ich mag deine Stimme, genauso wie dein Lachen, Delfin.", grinste mich Tim an.

"Ja... 'Delfin'...", wiederholte ich nur niedergeschlagen und drehte mich mit dem Rücken zu ihm.

Ich hörte, dass er leise auflachte und kurz darauf schlangen sich seine Arme von hinten um meinen Bauch.

"Ganz genau, mein kleiner Stegobert.", grinste er und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab. "Ich liebe es, wenn du lachst, dass du kleiner bist als ich und ich liebe es, durch deine Haare zu wuscheln. Es ist egal, was du machst, ob du mich nervst oder nicht, ich liebe dich einfach, genau so wie du eben bist und ich will dich nie wieder verlieren."

"Mann, Tim, hör auf zu schleimen!", grinste ich und mein Gesicht nahm ein leichtes rosa an.

"Ich schleim doch gar nicht!", lachte Tim. "Ich sage nur die Wahrheit."

"Jaja... Kann ich jetzt duschen?", kicherte ich, er gab mir noch einen Kuss auf die Wange und ging aus dem Bad.

Nachdem ich mit duschen und abtrocknen fertig war, zog ich mich wieder an, bemerkte dann allerdings, dass der Verband nicht mehr da war.

Zwar hat er den vorherigen in den Müll geschmissen, aber ich hatte mir einen neuen mitgenommen.

>Hat der den jetzt mitgeh'n lassen oder wie?!<

"TIIIIIMM!", rief ich durch die Wohnung, bekam aber keine Antwort, also entschied ich mich, mir mein T-Shirt über zu ziehen und nachzuschauen, wo er war.

Als erstes führte mein Weg ins Wohnzimmer, wo er auch auf der Couch saß und durch das Fernsehprogramm seppte.

"Du, Tim? Hast du meinen Verband mitgenommen?"

"Jep.", antwortete er schlicht monoton.

"Gibst du ihn mir bitte?", fragte ich und versuchte so gut wie möglich, das mit dem kindischen Unterton und dem Nerven zu lassen.

"Nö."

"Hä? Tim! Ich brauch' den aber!", beschwerte ich mich dann doch, er legte die Fernbedienung weg und stellte sich vor mich.

"Tust du nicht. Du bist hier bei mir, keine Sorge, alles gut. Lass da mal Luft dran, dann heilt das besser und es ist gesünder.", erklärte er mir mehr oder weniger stumpf und ich schaute ihn nur perplex an.

Total überfordert mit der Situation wusste ich nicht, was ich jetzt machen sollte, irgendwie hatte er ja eigentlich recht...

Lächelnd machte er den Fernseher einfach aus, legte die Fernbedienung erneut beiseite und grinste mich an: "Jetzt frühstücken?"

Ich nickte, wir gingen in die Küche und aßen. Tim hatte ja bereits Frühstück gemacht und nur noch auf mich gewartet.

"Du, Stegi?", fragte er mich plötzlich, als wir fertig waren, so dass ich ihn anschaute. "Hast du Lust, auf den Weihnachtsmarkt zu gehen?"

Mein Blick verwandelte sich von interessiert um in einen Gesichtsausdruck, der aus schmollen, Neugierde und ein wenig Angst bestand. "Sicher? Mit den ganzen Menschen um uns herum? Ich würde lieber hier mit dir bleiben und zocken oder Filme anschau'n oder so..."

Meine Bedenken waren, dass er in der Öffentlichkeit so tun würde, als wären wir halt das, was wir auch für die Öffentlichkeit und vor heute waren: Beste Freunde.

Wenn ich schon das unglaubliche Glück hatte, mit ihm zusammen zu sein, dann möchte ich jede einzelne Sekunde genießen, die ich bei ihm bin und ihm so nah wie möglich sein, ich möchte mit ihm kuscheln, in seinen Armen liegen und ihn küssen.

Nur wird das ziemlich schwer werden, wenn Tim in der Öffentlichkeit ein Problem damit hat und wir auf den Weihnachtsmarkt gehen...

"Echt?", meinte er erstaunt, ich stand auf und stellte mein Brettchen neben dir Spüle. "Wenn's dir wieder kalt wird, wärm' ich dich auch."

Zwei Arme schlangen sich um meine Taille und sein Kopf legte sich auf meine Schulter, so dass ich automatisch lächeln musste und mich ein wenig näher an ihn drückte, um diese wundervolle Wärme noch intensiver zu spüren.

Schlussendlich sagte ich dann doch zu.

Es würde ihm Freude bereiten, mit mir dort hin zu gehen und immerhin könnte ich mich an ihn kuscheln, wenn mir kalt werden würde.

Oder ich würde es als Ausrede verwenden und das einfach so machen...

Er löste sich wieder von mir und die kalte Luft, die vorher durch Tims Körper abgeschirmt wurde, kam nun an meine Haut und ich bekam Gänsehaut.

"Beeil dich aber mit dem Anziehen, sonst lohnt es sich nicht mehr und die Stände machen zu.", meinte er noch und verschwand im Bad.

Hastig räumte ich den Tisch noch ab, hetzte in mein Zimmer, um mich anzuziehen und da fiel mir auf, dass ich meinen Verband gar nicht um hatte.

Nach ein wenig Betteln bekam ich ihn von Tim wieder zurück, so dass ich mich weiter anziehen konnte, bin bei dem Versuch, mir meine Hose im Stehen anziehen zu wollen, drei Mal fast hin gefallen und meine Handschuhe hatte ich dieses Mal glücklicherweise auch dabei.

Als ich es dann endlich geschafft hatte, meine ganzen Klamotten an meinen Körper zu bringen, zog ich mir noch meine Schuhe, meine Handschuhe und meine Jacke an und obwohl ich mich so beeilt habe, war Tim bereits fertig und stand grinsend neben mir im Türrahmen der Küche und wartete darauf, dass ich endlich fertig wurde, während er mich die ganze Zeit beobachtete.

Mit geröteten Wangen stand ich wieder vom Boden auf und wir gingen los, fuhren mit dem Bus und kamen schließlich beim Weihnachtsmarkt an.

I just want your heart ~ StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt