Weihnachtsfeier und Winterwanderung

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Die Weihnachtsfeier der Bergrettung Ramsau ist schon im vollen Gange. Draußen ist es schon dunkel und es herrscht leichtes Schneetreiben. Einige der Bergretter sind schon leicht beschwipst und singen lustige Ständchen. Ben und Tobias unterhalten sich gerade über eine Bergung, die schon vor einigen Jahren stattfand. „Ach kommt schon Jungs! Wollt ihr heute wirklich darüber reden?", fragte Markus und klopfte Tobias freundschaftlich über die Schulter. „Frank Wieser wurde bis heute nicht gefunden", raunte Tobias Ben zu. Ben machte große Augen. „Ja, weil niemand mehr nach ihm sucht. Er wird im Schneetreiben erfroren sein", sagte Markus und verdrehte genervt die Augen. „Wieso ist er dann im Frühling nicht aufgetaucht?", fragte Ben herausfordernd. „Na weil ihn da keiner mehr suchte. Oder die Tiere haben ihn gefressen", sagte Markus und nahm einen Schluck von seinem Bier. „Markus!", sagte Katharina streng. „Was denn? Ist doch wahr." „Der Frank Wieser wurde lange gesucht. Er hatte Familie und eine riesen Firma", schaltete sich Michi ein. „Ach kommt schon. Müssen wir jetzt wirklich über den Fall von vor acht Jahren reden?", fragte Markus genervt. „Wenn's dich nicht interessiert, dann hörst halt weg", sagte Tobias. Ben nickte zustimmend. „Sag mal, Markus. Wieso weißt du darüber bescheid?", fragte Michi. „Ich hab da meine Quelle", sagte Markus und zwinkerte Michi zu. „Wer ist es?", fragte dieser neugierig. Markus schüttelte den Kopf: „Das sag ich dir bestimmt nicht. Weil wenn du das weißt, dann weiß das ganz Österreich." Michi schaute ihn empört an. „Komm schon. Ich sag's auch niemanden." Markus schüttelte lachend den Kopf: „Nein, ganz bestimmt nicht." „Mich würde das aber auch interessieren", sagte Katharina und zwinkerte ihm zu. Markus zuckte mit den Schultern und sagte: „Tut mir Leid, aber ich hab versprochen mit niemanden darüber zu reden. Komm Michi, ich zahl dir einen Tee." „Ich find das echt blöd, auf der Weihnachtsfeier Bereitschaft zu haben!", rief Mich. Markus und Michi standen auf um an die Bar zu gehen. „Weißt du woher er das weiß?", fragte Katharina Tobias. Tobias schüttelte den Kopf. „Vielleicht hat er es nur irgendwo aufgeschnappt und will uns jetzt damit auf die Folter spannen. Lass dich nicht ärgern", sagte er. Katharina nickte, hatte aber trotzdem ein komisches Gefühl.

[style][style]Im Hause [/style][style]Aumayr[/style][/style]

„Christina?", rief das junge Mädchen und rannte die Treppe hinunter. Sie sprang von der vorletzten Stufe auf den Boden. „Christina!", rief sie lauter. „Was ist denn?", fragte eine junge Frau und steckten den Kopf aus der Küche. Sie hatte schwarzes langes Haar und war ein bisschen kleiner. „Ich geh jetzt!", sagte das Mädchen. Sie zog sich gerade ihre Winterjacke an, setzte sich eine Mütze auf und schlüpfte in ihre Fäustlinge. „Wohin?", fragte Christina. „Na, zu Jan. Das hab ich dir doch erzählt." „Ja, aber doch nicht so spät. Es ist schon dunkel draußen." „Ach komm schon. Ich kenne mich doch aus. Ich bin hier aufgewachsen." „Ich weiß. Holt er dich wenigstens ab?", fragte Christina besorgt. „Äh, ja natürlich", log das Mädchen. Christina schaute ihre kleine Schwester prüfend an. „Wir treffen uns bei der Kirche. Mach dir nicht zu viele Sorgen. Wir kennen uns beide in den Bergen aus. Außerdem ist es nicht so weit zur Hütte seines Großvaters. Wir passen auch auf." „Also gut. Aber ruf an, wenn ihr dort seid!", rief Christina. „Ja mach ich. Tschüss!", rief das Mädchen und zog die Tür hinter sich zu. Sie stapfte durch den Schnee und zog sich bei jedem Schritt den Schal weiter ins Gesicht. Das Schneetreiben wurde immer stärker und glich beinahe einem Schneesturm. Trotz der Minusgrade stapfte das Mädchen an der Kirche vorbei und steuerte auf den Dachstein zu.

„Sieht ganz danach aus, als könntest du morgen Früh Schneeschaufeln", sagte Tobias zu Ben und klopfte ihm auf die Schulter. „Na toll!", rief Ben. Katharina lachte: „Du schaffst das schon, mein großer." Tobias schaute immer noch verstohlen aus dem Fenster. „Was ist denn? Siehst du was?", fragte Katharina und starrte auch hinaus. Tobias schüttelte den Kopf: „Nein, ich hoffe nur, dass heute keiner so blöd ist um auf den Berg zu gehen. Das könnte echt tödlich sein." „Wieso sollte denn heute jemand rauf gehen?", fragte Katharina. „Heute ist Vollmond", antwortete Michi, der mit einem Tee in der Hand sich an den Tisch setzt. „Ja und?", sagte Katharina. „Wenn Vollmond ist, ist es am schönsten auf den Berg zu gehen. Viele Wanderer machen das", antwortete Michi. „Wir mussten schon oft irgendwelche Vollidioten vom Dachstein runter holen, weil sie dachten, sie können den Mond berühren", sagte Tobias. „Was? Das ist doch Schwachsinn", rief Katharina. „Ja, das denke ich mir auch. Aber es gibt eben solche lebensmüden Menschen, die bei Vollmond auf den Dachstein gehen", antwortete Michi. „Aber doch nicht bei diesem Wetter. Und wieso gerade bei Vollmond?", fragte Katharina und schaute zwischen Tobias und Michi hin und her. „Es gibt eine Legend, die besagt, wenn man bei Vollmond um Mitternacht am Dachstein ist, dann kann man den Mond berühren." „Schwachsinn!", sagte Katharina und lachte. „Ja, meine Worte. Aber viele Menschen glauben daran. Frag mich nicht wieso", antwortet Michi. „Genau wie der alte Wieser!", rief Tobias. „Was der auch?", fragte Katharina. Tobias nickte: „Ja, der ist auch in einer Vollmondnacht auf den Dachstein gegangen." „Menschen gibt's", sagte Ben und schüttelte den Kopf. Markus stand nur still daneben und hörte zu.

Das Schneetreiben wurde von Minute zu Minute schlimmer. Das Mädchen stapfte mit den Schneeschuhen durch den Tiefschnee. Sie spazierte schon eine ganze Weile durch den hohen Schnee und war für die Wetterverhältnisse schon ziemlich weit. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Schwester drauf kam, dass sie sich nicht mit Jan im Dorf getroffen hatte, sondern er auf der Hütte auf sie wartete. Sie hoffte, dass sie rechtzeitig ankommt um das Schlimmste zu verhindern.

Die Bergretter - AbgestürztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt