Keine Spur

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Katharian schnappte sich ihren orangefarbenen Rucksack und schmiss ihn in den Helikopter. Tobias und Markus packten noch Seile, passende Schuhe und Helme mit ein. Als letztes warf Markus noch ein paar Zelte hinein und warf noch einige Flaschen Wasser in seinen Rucksack. Katharina schaute ihn skeptisch an und deutete auf die Zelte. „Wozu brauchen wir die denn?", fragte sie. Markus zuckte mit den Schulter: „Ich will nur auf Nummer sicher gehen. Falls wir dort oben übernachten müssen, was ich nicht hoffe, brauchen wir ein Dach über den Kopf." Katharina schluckte. Sie mochte ja campen, aber das war ihr dann doch etwas zu viel. Markus lachte: „Keine Sorge, wir werden schon nicht in Zelten schlafen müssen. Dafür sorge ich." Katharina nickte etwas erleichtert und stieg nach Tobias in den Helikopter. Es war jetzt schon fast 23 Uhr und das Schneetreiben wurde noch immer nicht weniger. Alexandra war schon seit fast 4 Stunden verschwunden. Als die vier Bergretter im Helikopter saßen, stupste Tobias seine Halbschwester an und sagte: „Was meinst du, wie lange man bei so einem Wetter überlebt?" Katharina zuckte mit den Schutern: „Es ist eisig draußen. Es kommt aber auch immer darauf an, wie der Körper in Form ist und was man an hat. Ich hoffe für das Mädchen, dass sie sich warm angezogen hat." Markus saß neben Katharina und wurde ganz still. Er saß nur da und starrte in die Luft. Katharina bemerkte das und sagte: „Wir werden das Mädchen schon finden. Mach dir keine Sorgen." „Ich hoffe es. Das würde mir Christina nie verzeihen", murmelte Markus. Katharina wollte schon etwas sagen, da sagte Michi: „Katharina, hast du eigentlich genügend Mulbinden dabei?" Katharina wunderte sich über seine Frage. „Ja natürlich. Wieso fragst du?" „Verena hat neulich erzählt, dass du Mulbinden bei ihr bestellt hast und sie noch nicht abgeholt hast." Katharina musste erst mal nachdenken. Tobias begann zu lachen: „Mensch Michi, du triffst Verena und das einzige über was ihr redet ist Mulbinden." Michi zuckte mit den Schultern und sagte: „Was soll ich denn machen? Wir wussten beide nicht, was wir sagen sollen." Katharina lachte auch. Plötzlich ruckelte der Helikopter heftig und Katharina klammerte sich automatisch an Markus' Jackenärmel. Markus schaute sie an lächelte. Eine komische Stimmung war zwischen den beiden. Katharina räusperte sich und sagte: „Tut mir Leid." „Kein Problem", sagte Markus lächelnd. „Keine Sorge Leute, das war nur ein kleiner Windstoß. Wir sind gleich da!", rief Michi.

Ben ging gemeinsam mit Christina Aumayr durch die kalte Nacht. Sie schwiegen sich an. Ben räusperte sich und sagte: „Erzählen Sie doch mal. Was machen Sie beruflich so?" „Ich studiere noch. Ich hab für längere Zeit mein Studium unterbrochen, da es einen Sterbefall in der Familie gab." „Oh, das tut mir sehr Leid. Was studieren Sie denn?", fragte Ben neugierig. „Ernährungswissenschaften an der Uni in Graz", sagte sie. „Hört sich interessant an. Woher kennen Sie Markus eigentlich?" „Er ist ein alter Bekannter", murmelte sie. Ben merkte, dass sie nicht wirklich reden wollte und in großer Sorge war. „Dort vorne müsste es sein!", sagte Christina und wurde schneller. In einer kleinen Nebenstraße stand ein Haus, dass schon mit Weihnachtsbeleuchtung dekoriert war. Ben ging zu Haustüre und drückte seinen Finger auf die Klingel. „Die werden jetzt womöglich nicht sehr begeistert sein, aber was soll's!", sagte er. Eine Frau im Bademantel machte verschlafen die Tür auf und sagte etwas verärgert: „Wissen Sie eigentlich wie spät es ist?" Ben nickte: „Ja, wissen wir. Es tut uns wirklich sehr Leid Sie stören zu müssen, aber es ist wichtig. Bergrettung Ramsau, ist Ihr Sohn zu Hause?" Die Frau nickte: „Ja er ist in seinem Zimmer. Hat er etwas angestellt?" Ben schüttelte den Kopf: „Nein, wir bräuchten nur ganz dringend seine Hilfe." Die Frau legte ihre Stirn in Falten und sagte zu Christina: „Ist etwas mit Alexandra?" Christina nickte und bevor die Frau fragen konnte, was passiert ist, fiel ihr Ben ins Wort: „Könnten Sie jetzt bitte Ihren Sohn herholen?" „Ja, selbstverständlich. Kommen Sie rein." Christina trat als erste in die gute Stube und Ben schloss die Tür hinter sich. Die Mutter des Jugendlichen stapfte die Treppe hinauf und rief nach ihrem Sohn. Er kam die Treppe herunter und musterte die beiden skeptisch. „Hallo Sebastian. Ich bin von der Bergrettung Ramsau und Christina kennt du bestimmt." Sebastian nickte und fragte: „Ist etwas passiert?" Ben nickte: „Ja, deine beste Freundin Alexandra ist verschwunden." Sebastian setzte sich an den Küchentisch und sagte: „Scheiße! Ich hab ihr doch gesagt, sie soll da nicht hochgehen." Christina schluckte: „Wusstest du etwa, dass Sie alleine zur Schölleralm ging?" Sebastian nickte: „Ja, sie hat mich angerufen und gefragt ob sie sich meine Schneeschuhe ausleihen kann. Ich hab sie gefragt, was sie jetzt da oben will, aber sie sagte mir nur, dass sie zu Jan möchte. Mich hat es nur gewundert, dass Jan sie nicht abgeholt hat." „Alexandra hat darauf bestanden, dass sie alleine hochgeht", sagte Christina. „Das ist echt merkwürdig. Normalerweise geht sie nie alleine auf den Berg", sagte Sebastian. Ben schaltete sich dazwischen: „Hat sie sonst noch etwas gesagt, oder hat sie sich irgendwie komisch verhalten?" Sebastian schüttelte den Kopf: „Nein, sie war eigentlich so wie immer. Sucht denn schon jemand nach ihr?" Ben nickte: „Ja, wir haben schon einen Suchtrupp losgeschickt und hoffen, dass sie sich nicht verletzt hat." Sebastian nickte. „Okay, vielen Dank für deine Hilfe", sagte Ben. „Klar, kein Problem. Haltet mich auf dem Laufenden", sagte Sebastian und verabschiedete sich von Christina und Ben.

„So, wir sind da!", sagte Michi und landete auf dem Parkplatz, der nicht weit weg von der Schölleralm war. Katharina, Markus und Tobias hüpften aus dem Heli und schnappten sich ihre Rucksäcke. „Michi, kannst du nochmal hinunterfliegen und den Weg von oben beobachten, soweit du eben rauf kommst?", fragte Tobias. Michi reckte seinen Daumen nach oben und sagte: „Alles klar. Mach ich." Er stieg wieder in den Heli und flog davon. „Also, ich schlage vor, dass ich den Weg von hier auf die Hütte absuche und ihr beide geht nach unten ins Tal", sagte Markus. Katharina und Tobias nickten und machten sich auf den Weg. Markus hatte nicht sehr weit zur Hütte und war deshalb schnell dort. Es gab trotzdem viel Pulverschnee und die drei kamen nur langsam vorran. „Alexandra!", rief Markus immer wieder. Sein Echo hörte man noch Kilometerweit. Es meldete sich niemand. Der halbe Weg war schon geschafft. Markus wurde langsam müde und musste eine Pause machen. „Verdammt noch mal! Alexandra! Wo bist du?" ,rief er in die kalte Nacht. Keine Antwort. Wütend stampfte er mit dem Fuß auf. Er holte eine Thermoskanne mit warmen Tee aus seiner Tasche und trank einen Schluck. Er musste das Mädchen finden. Koste es, was es wolle. Er konnte das Christina nicht antun. Nachdem sie ihre Mutter und ihren Vater verloren hat und jetzt auch vielleicht auch noch ihre kleine Schwester. Und das alles seinetwegen.

Die Bergretter - AbgestürztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt