Weiter Geht's

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Michi landet mit dem Hubschrauber am Heliport. Er steigt aus und läuft in die Garage, wo Rudi schon auf ihn wartet. „Ist das ein Sauwetter!", rief er und rubbelte sich durch seine Haare. „Da bist du ja endlich! Bist du eigentlich komplett übergesschnappt, sei solch einem Wetter zu fliegen?", fragte ihn Rudi und tippte sich auf die Stirn. Michi lies sich auf einen Stuhl fallen und seufzte: „Was soll ich denn machen, wenn drei verrückte meine Hilfe brauchen?" Er startete den Computer und schaute sich die Wetterprognose an. „Scheiße, das schaut gar nicht gut aus", sagte er. Rudi nickte: „Sag ich doch. Bis morgen früh wird es noch so bleiben. Du kannst heute nicht mehr fliegen." „Wann ich fliege und wann nicht, bestimme immer noch ich!", rief Michi angespannt. Er war müde und wollte ins Bett. Bei solch einem Wetter zu fliegen, war kein Kinderspiel für ihn. Vor allem weil seine besten Freunde am Berg waren und wenn sie nicht bald was finden, werden sie die Nacht dort verbringen müssen.

Christina spazierte wie verrückt hin und her. Ben saß nervös am Schreibtisch und wartete auf Neuigkeiten von Markus, Katharina oder Tobias. „Das gibt's doch nicht. Wieso melden die sich denn nicht?", fragte Christina nervös. „Das braucht Zeit. Das ist ein riesen Suchgebiet", versuchte Ben sie zu beruhigen. „Wir haben aber keine Zeit. Schaud dir doch was Wetter an. Es stürmt und schneit und das wird heute noch die ganze Nacht so gehen. Alexandra erfriert!", rief sie verzweifelt. „Hör mal, ich weiß ja, dass du dir Sorgen machst ,aber du darfst jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Du kennst doch Markus. Er wird alles dafür tun, dass er deine Schwester heil zurückbringt." Christina seufzte und setzte sich.

Tobias und Jan suchten die rechte Seite des Wanderpfades ab und riefen immer wieder Alexandras Namen. „Das gibt's doch nicht! Wie weit kann sie in vier Stunden schon gekommen sein?", fragte sich Tobias. Jan zuckte mit den Schultern: „Sie geht oft wandern und sie kommt sehr oft hierher. Ihr Vater ist hier vor acht Jahren verunglückt." „Weißt du auch wo?", fragte Tobias neugierig. Jan schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe keine Ahnung. Er wurde nie gefunden. Warum?" „Vielleicht ist sie hierher gekommen um ihren Vater zu suchen. Das wäre doch möglich." „Ja, aber warum gerade heute? Im Sommer hätte sie doch mehr Glück, oder etwa nicht?", fragte Jan. Tobias nickte: „Ja, da hast du auch wieder recht. Komm lass uns weiter gehen. Wir sind bald da!"

„Katharina! Jetzt warte doch mal!", rief Markus. Katharina schaltete ihre Ohren auf Durchzug und ignorierte Markus einfach. Sie konnte es noch immer nicht glauben, was er zu ihr gesagt hat. Katharina war schon ein ganzes Stück weiter als Markus. Der Pfad war an dieser Stelle sehr eng und rechts von den beiden, war ein steiler Abhang. Katharina bewegte sich gerade auf sehr dünnem Eis. Sie machte einen Schritt zu weit nach rechts und rutschte weg. „Aaah!", rief sie aus voller Kraft und rauschte ein Stück den Abhang hinunter, bis sie mit ihrem Körper gegen einen Baum knallte. „Scheiße! Katharina!", rief Markus und lief zu der Stelle, wo Katharina abgestürzt war. Er wagte einen Blick nach unten und sah Katharina leblos am Boden liegen. „Katharina? Bist du okay?", fragte Markus besorgt. Als er von ihr nichts hörte, sagte er voller Elan: „Warte! Ich komm zu dir!" Er befestigte sein Seil an einem Baumstamm und machte sich bereit abzusteigen. Er handelte sich Schritt für Schritt den steilen Abhang hinunter. Seinen Blick hatte er nur auf Katharina gerichtet. Sie bewegte sich noch immer nicht. „Oh scheiße!", sagte er immer wieder vor sich hin. Es waren nur noch ein paar Meter. Plötzlich bewegte sich Katharina wieder. Sie griff mit ihrer Hand auf ihre Schläfe. Blut lief ihr die Wange herunter. „Scheiße!", rief sie völlig verärgert. „Beweg dich nicht! Ich bin gleich da!", hörte sie Markus von weiter oben rufen. Sie schaute den Hang hinauf und nur wenige Meter über ihr hing Markus. Sie legte ihren Kopf in den Schnee. Die Schläfe pochte wie verrückt. Sie hatte Kopfschmerzen und wollte nicht mehr aufstehen. Endlich war Markus bei ihr angekommen. Er kniete sich hin und tippte ihr auf die Schulter. „Katharina, bist du okay?", fragte er nochmal. Katharina hatte ihre Augen geschlossen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und nickte. Sie öffnete die Augen und richtete sich auf. „Alles okay, ich hab nur ein bisschen was am Kopf abbekommen." Markus nahm ihren Kopf und drehte ihn, bis er die Wunde gut sehen konnte. „Das sieht aber gar nicht gut aus. Du solltest dich verarzten lassen." Katharina schüttelte den Kopf: „Nein, das geht schon. Ist nur ein Kratzer. Ich kleb mir ein Pflaster drauf und dann passt das schon." „Bist du dir wirklich sicher?", fragte Markus besorgt. Katharina lächelte und sagte: „Denkst du wirklich ich lass mir das entgehen, dir auf die Nerven zu gehen." Markus schaute sie keptisch an: „Mann ich meins ernst." „Ich schaff das schon, glaub mir." Markus lachte: „Tja, du hast ja auch einen ziemlichen Dickschädel!" Katharina boxte ihm in die Seite und sagte: „Sehr viel größer wie deiner kann er wohl nicht sein." Markus wurde wieder ernst und sagte: „Es tut mir Leid, was ich vorhin zu dir gesagt habe. Ich war einfach so wütend auf mich." Katharina nickte: „Schon okay. Mir tut's auch leid. Das mit dem Arschloch war nicht so gemeint." Markus holte ein Taschentuch aus seiner Jackentasche und tupfte damit das Blut, was von Katharinas Schläfe über ihre Wange lief, weg. „Autsch!", sagte Katharina leise. Markus schaute sie entschuldigend an: „Tut mir Leid, aber das muss jetzt sein." Markus kam Katharina immer näher und näher. Schon fast verdächtig nahe. Plötzlich krachte es im Funkgerät und Tobias meldete sich. „Markus für Tobias." Markus seufzte. „Ja, was gibt's?" „Wo seit ihr denn? Wir warten schon auf euch." „Wir hatten einen kleinen Zwischenfall. Katharina ist gestürzt!", sagte er. „Was?! Ist was passiert?", fragte Tobias. „Nein, wir kommen gleich." Markus steckte das Funkgerät wieder ein, stand auf und hielt Katharina die Hand hin. „Wenn ich bitten darf." Katharina lachte: „Mit dem größten Vergnügen." Sie nahm seine Hand. Und stand auf. „Tut dir irgendwas weh? Glaubst du du schaffst den Aufstieg?", fragte Markus skeptisch. „Klar!" Die beiden kämpften sich wieder Schritt für Schritt den Abhang hinauf. Katharina rutschte einige Male weg, doch Markus hielt sie immer fest. Oben angekommen, brauchte die beiden einmal eine Verschnaufpause. „Alles klar? Kann's weiter gehen?", fragte Markus. Katharina seufzte und ging hinter Markus her.

„Wo bleiben die denn?", fragte Jan ungeduldig. „Katharina ist gestürzt, aber es ist alles in Ordnung." Denkst du sie haben sie gefunden?", fragte Jan unsicher. Tobias zuckte mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Ich glaube aber eher nicht. Sie hätten uns bestimmt bescheid gesagt." Da kamen Katharina und Markus auch schon den Pfad entlang gelaufen. „Katharina wie schaust denn du aus?", rief Tobias schon von weitem. „Ach, das ist nichts. Mir geht's gut", sagte Katharina und winkte ab. „Du musst ins Krankenhaus. Das gehört behandelt", sagte Tobias. „Ach Quatsch. Das ist ein kleiner Kratzer und mehr nicht. Ich kann hier nicht weg. Ich habt sonst keine Sanitäterin", sagte Katharina. „Habt ihr was gefunden?", fragte Markus in die Runde. Tobias und Jan schüttelten den Kopf. „Und ihr?", fragte Tobias. „Nein", sagte Markus. „Uns läuft die Zeit davon", sagte Markus nervös. Tobias trat einen Schritt nach vor und legte seine Hand auf Markus Schulter. „Markus, das Wetter wird immer schlechter und m Dunkeln können wir nicht viel ausrichten. Was hälst du davon, wenn wir morgen weiter suchen", sagte Tobias. Markus schüttelte den Kopf: „Nein! Das geht nicht! Wir müssen sie finden! Wir müssen! Ihr könnt ja gehen, aber ich bleib hier." Katharina wurde einfach nicht schlau aus Markus. Warum will er unbedingt dieses Mädchen finden, um jeden Preis. „Markus, was ist los mit dir?", fragte Katharina besorgt. „Ihr versteht das nicht und ich kann es euch auch nicht sagen!", rief Markus. Er hatte schon fast Tränen in den Augen. „Komm schon, Kumpel. Du kannst es uns sagen. Du kennst uns", sagte Tobias und versuchte ihn aufzubauen. „Okay...", sagte Markus und drehte sich zu den anderen um. „Der Höhenpfad...", murmelte plötzlich Jan. „Was?", fragte Tobias und beugte sich weiter zu Jan. „Na klar! Der Höhenpfad!", rief Jan. „Was meinst du damit?", sagte Markus voller Hoffnung. „Was, wenn Alex wirklich diesen Pfad gegangen ist und gefunden hat wonach sie gesucht hat. Dann wollte sie doch bestimmt zu mir auf die Hütte. Der einzige Verbinungsweg vom Hochkogl zum Dachstein ist der Höhenpfad. Da haben wir noch nicht gesucht!", rief Jan. „Du hast recht!", sagte Katharina. „Los Leute!", rief Tobias. Markus schaute ihn überrascht an: „Du bist dabei?" Tobias lächelte: „Na klar, wir lassen niemanden zurück." „Auf geht's. Pack mas!", rief Markus fröhlich.

Die Bergretter - AbgestürztWo Geschichten leben. Entdecke jetzt