• Twentytwo: Justin will save you. •

840 38 9
                                    


+ + + LILY'S P.O.V. + + + 

Meine Sicht wurde klarer. Meine schweißgetränkten Haare klebten an meiner Stirn. Und an meinem Hinterkopf. Wie aus Reflex griff meine Hand an diese Stelle. Getrocknetes und auch frisches Blut. Langsam kam meine Erinnerung zurück. Erst jetzt fing ich an meine Umgebung wahrzunehmen. Es war kalt. Und die Luftfeuchtigkeit war nur schwer zu ignorieren. Es befand sich rein gar nichts in diesem Raum. Die Wände waren kalt und grau. Keine Fenster und kein eindringendes Licht. Nicht einmal durch die Tür, die durch den schiefen Boden einen Spalt offen ließ. Wäre da nicht der zu erkennende Schimmel an den Wänden hätte ich beinahe gesagt dieses Zimmer würde steril wirken. Ich hörte leise den Regen prasseln und glaubte sogar, den Donner zu hören. Ich fühlte mich unwohl. Mein Kopf schmerzte und pochte, sodass ich glaubte, mein Hirn würde sich regelmäßig aufpumpen und wieder zusammenziehen und somit gegen meinen Schädel drücken. Es war schrecklich unangenehm. Ich vermisste Justin und fragte mich, was er wohl grade tat. Ob er schon nach mir suchte? Oder ob ihm auch etwas zugestoßen war? Ich wollte gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Demitri ihn überrascht hätte. Hätte er sich wehren können? Hätte er eine Chance gegen den vermutlichen -ach was sage ich, ich war mir sicher- Mörder gehabt?

Etwas weiter entfernt hörte ich Stimmen. Allerdings waren sie zu weit entfernt als dass ich herausfinden hätte können, was sie sagten. Plötzlich; Schritte. Und mit einem Mal flog die Tür auf und kratzte über den Boden. Nebenbei bemerkt wirklich kein Schönes Geräusch, wenn eine alte, verrostete Stahltür über einen unebenen Betonboden schleift. Und da stand er vor mir. Demitri. Die Wut stand ihm -wie damals in Paris- schon ins Gesicht geschrieben. 

"Wie ich sehe, ist das kleine Prinzesschen von ihrem hundertjährigen Schlaf erwacht." Und nun spiegelte sich die Wut nicht nur in seinem Gesicht, sondern auch in seiner Stimme, die mir eine unschöne Gänsehaut verpasste, wieder. Ich war kurz davor mich einfach auf ihn loszustürzen, doch bevor ich überhaupt den Gedanken beenden konnte, bemerkte ich die Fesseln -vermutlich unschöne Kabelbinder- an Hand- und Fußgelenken. Deshalb warf ich ihm nur einen verächtlichen Blick zu, wobei ich ihn am liebsten gar nicht angeguckt hätte. Demitri hockte sich vor mir hin und stützte sich mit seinen Ellenbogen auf seinen Knien ab. "Hat dir meine kleine Botschaft gefallen?" Ich wusste genau, dass er damit auf den Zettel anspielte, der neben meinem erschossenen Vater lag. Erneut tauchten die schrecklichen Bilder in meinem Kopf auf. Ob sie jemals verschwinden würden?

Wieder warf ich ihm einen dieser Blicke zu. Gott, am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt und ihm somit meine Verachtung gezeigt. Und genau das tat ich auch. Es war mir herzlich egal, dass seine bloße Hand anschließend in mein Gesicht schnellte. Vor Schmerz atmete ich hörbar aus, doch ich unterdrückte einen Schmerzschrei. Ich wollte ihm auf keinen Fall zeigen, wie verletzbar ich im Moment war. Eigentlich war es mir wider rum mittlerweile auch egal, was er mir antat. Selbst wenn er mich umbringen würde. Es wäre mir sogar lieber. Denn selbst wenn ich hier lebend rauskommen würde. Solange ich mit Justin zusammen war -und das würde ich sein, ich war mich sehr sicher, dass Justin mich nicht noch einmal verschwinden lassen würde- würde er uns nicht in Ruhe lassen. Bis ich tot war. Im schlimmsten Fall sogar wir beide. 

"Valentina. Mach der Göre was zu Essen." Schrie er. Mein Kopf dröhnte stärker. "Wir wollen ja nicht, dass unser Prinzesschen verhungert bevor wir sie vor Justins Augen umbringen; nicht wahr?" Und damit verschwand er. Ich war wieder allein. Ich war noch nie gerne allein. Wenn man allein war, konnte man sich so viele Gedanken machen. Und das war nicht gut. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen war -um himmels Willen ich wusste ja nicht einmal ob es Tag oder Nacht war, geschweige denn welches Datum wir schrieben- als Valentina die Tür öffnete. Sie trug ein kleines Tablett mit sich. Darauf ein Teller mit einer großen Portion Essbarem. Einer gesprungenen Tasse mit einem dampfenden Heißgetränk. Ich glaube, Valentina hatte die Gutmütigkeit im Herzen, die Demitri nicht im Geringsten besaß. 

Ich versuchte mich aufzusetzen. Es gelang mir, als Valentina mir ein wenig half. Sie stellte das Tablett einen kurzen Moment auf dem Boden ab um die Tür zu schließen. Wenigstens war ich jetzt nicht mehr allein. Jedenfalls auf unbestimmte Zeit. Valentina setzte sich zu mir und stellte das Tablett zwischen uns ab. Es war zwar ein wenig unbequem so zu sitzen, aber immer noch besser, als zusammengekauert in  der Ecke zu legen und eingeschränkt in meinen Bewegungen zu sein. 

"Ich hoffe du magst Pelmeni. Ist ein altes Familienrezept." Sagte sie vorsichtig. Ich nickte. Ich traute mich nicht, etwas zu sagen. "Ich tue dir nichts. Zugegeben, ich finde es schrecklich, was Demitri mit dir vorhat. Aber würde ich etwas dagegen sagen, oder dir gar helfen, wäre ich selbst eine tote Frau. Und ich kann meine Kinder nicht alleine lassen. Sie sind doch noch so jung." Beschämt sah sie auf den Teller mit den Teigtaschen. Irgendwo konnte ich sie verstehen. Ich würde meine Kinder auch nicht allein mit so einem Dreckskerl lassen wollen. Ob sie nur noch mit Demitri zusammen war, weil er sie dazu zwang? Sie nahm eine der Teigtaschen mit dem Löffel auf und begann mich damit zu füttern. Ich kam mir so unbeholfen vor. Noch nicht einmal alleine essen und trinken konnte ich. Zwischendurch gab sie mir einen Schluck zu trinken. Irgendwann waren Teller und Tasse leer. Ich wollte nicht, dass Valentina schon ging. Ich wollte nicht schon wieder allein sein und vor mich hin vegetieren und darauf warten und darüber grübeln, wann mein Tod eintreten würde. 

"Justin wird dich retten, Liebes. Da bin ich mir sicher. Und lass mich dir eins sagen. Ob er Demitri tötet, ist mir egal. Aber du musst stark bleiben und nicht einknicken. Nimm deinen Tod nicht einfach so hin als wäre es ein Teelöffel mehr oder weniger in deinem Kaffee. Ich werde Justin nicht aufhalten." Mit diesen Worten verließ sie den Raum. Das Geräusch der schließenden Tür verklang. Und da hörte ich meine Rettung. Ich hörte ein Auto vorfahren. 

Und dann, ganz leise als würde er direkt neben mir stehe und mir ins Ohr flüstern, vernahm ich seine Stimme, die mein Leben und gleichzeitig Demitris Tod bedeutete. Dessen war ich mir so sicher, wie noch nie in meinem ganzen Leben zuvor.

__________________________________

Oi oi oi, meine Lieben♥

Ich bin  schon ein wenig stolz auf mich, dass ich es in einem so "kurzen" Zeitabstand geschafft habe, erneut zu updaten :) 

Was meint ihr? Wird Justin es schaffen, Demitri zur Strecke zu bringen und Lily zu retten? 

Wir lesen uns dann im nächsten Kapitel und bis dahin, viel Spaß mit diesem hier! 

MUCH LOVE ~ Adriana_Lover ♥

Behind The Broken HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt