Schwarze Audis und küssende Lippen

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Milo
Die nächsten Tage waren ruhig, November und ich malten zusammen, kauften ein und kochten, ansonsten gingen wir getrennte Wege.

Sie schien mich auf Distanz zu halten und so viel Zeit wir auch zusammen verbrachten, sie blieb ein großes Fragezeichen, mal suchte sie meine Nähe, mal schubste sie mich weg.
Dazu kam, dass sie immer öfter ausging, natürlich ging es mich nichts an, doch ein ungutes Gefühl beschlich mich immer, wenn sie das Haus verließ. Ich machte mir Sorgen, aber wer würde sich nicht um dieses wunderschöne Mädchen sorgen, dass so zerbrechlich wie Glas, doch wirbelnd und wankelmütig wie der Wind war?

Es war ein kühler Morgen, doch die Sonne erhob sich voller Kraft und Zuversicht über die Häuser.
Ich saß auf der Fensterbank und blicke nach draußen, ein Buch in meinen Händen.
Doch die Buchstaben verschwammen und ich verlor den Faden der Geschichte, zu sehr beschäftigte mich mich meine eigene.
Grade als ich mich vom Fenster lösen wollte, fiel mein Blick noch einmal auf die Straße.
Da war sie.
Sie stieg aus einem schwarzen, fetten Audi, der so gar nicht in diese Gegend passte.
Langsam ging sie auf die Tür zu und der Wagen preschte davon.
Ich durchquerte mit wenigen Schritten den Raum, riss die Wohnungstür auf und zog November in die Wohnung.
"Wo warst du?"
Genervt sah sie mich an, "weg."
"Das ist mir auch klar."
"Warum fragst du dann?"
Der Blick in ihren Augen war undefinierbar, sie wirkten kalt und leer, ihr Atem roch stark nach Alkohol.
"Ich habe mir sorgen gemacht?"
Es klang unsicherer als ich es beabsichtigt hatte.
"Mir geht es gut."
Ich kniff die Augen zusammen und ließ sie los.
"Wenn du das sagst."
Eine Pause entstand.
"Milo, vielleicht solltest du woandershin gehen."

Mein Blut gefror mir in den Adern.
"Warum?"
Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, "warum, November?"
"Weil...weil", Tränen stiegen ihr in die Augen, "weil ich wieder falle und nicht weiß, wie tief."
"Was meinst du damit?"
"Das was ich gesagt habe, Milo."
Entschlossen wandte sie sich ab, "ich stürze ab. Ich dachte ich hätte es geschafft, alles sah gut aus, aber ich falle wieder und diesmal werde ich aufschlagen."

Vor meinem inneren Auge zogen die Bilder der letzten Wochen vorbei, alles war doch okay gewesen?
Doch während diese Frage sich in mir festbiss, tauchten Bilder vor meinem inneren Auge auf, wie das eine Mal zusammen gebrochen war, wie sie manchmal abwesend an die Wand gestarrt hatte, ihre Narben.
Nein, nichts war okay.
Gar nichts.
Aber ich würde sie nicht alleine lassen.
"Weißt du noch, du hast mich davon abgehalten, mich von der Mauer fallen zu lassen."
Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht.
"Ja. Aber eigentlich war ich mir sicher, dass du nicht springst."
"Du hast mich vor dem Fallen geschützt, und vor dem Aufprall."
Ich streckte ihr meine Hand in, "lass mich dich auffangen. Ich weiß, ich bin nur der komische Kerl von der Couch in deinem Wohnzimmer, aber für irgendwas muss unsere gemeinsame Zeit doch gut gewesen sein, ich gebe das nicht einfach auf."
Langsam drehte sie sich zu mir, während ihre Augen eben noch kalt waren, wirkten sie jetzt wie ein Meer voller Gefühle und Emotionen, als würden die Wellen sie überrollen.
"Oh, Milo, du bist mehr. Du bedeutest mir so viel mehr."
Sie nahm meine Hand und verschrecke ihre Finger mit meinen.
Meine andere Hand strich über ihre Wange, "oh, November."
Ich nahm all meinen Mut zusammen und legte meine Lippen auf ihre.

Das Leben ist ein Rollercoster, aber mit ihr wurde es zu einer Horrorfahrt, doch das wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Und ich würde alles noch einem tun.
Sie war der Fehler und die Liebe meines Lebens.

Nicht wundern, das ist nur ein Zwischenkapitel, ich hab das nächste Kapitel geteilt, weil es so lang war.
Kann ich etwas tun, um die Story besser zu machen?
Es ist meine erste wirkliche Geschichte und ich würde mich über Feedback sehr freuen.

NovemberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt