5th Letter

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Lieber Niall,

die Kopfschmerzen sind nicht verschwunden. Weshalb ich auch nicht in der Schule bin, sondern daheim herumsitze und dir diesen Brief schreibe. Gestern hatte ich ein Abschlussgespräch mit meiner Therapeutin. Es ist wirklich gut gelaufen...Nein, eigentlich nicht. Dir muss ich ja nichts vorlügen, denn du wirst diese Briefe niemals in deine Hände bekommen. Weißt du, was daran so verrückt ist? Insgeheim würde ich mir wünschen, dass du all das hier lesen könntest. Oder irgendjemand. Egal wer. Hauptsache jemand, der mich versteht. Jemand, der weiß, was in mir vor sich geht. Von meiner Familie werde ich immer angeschrien, wenn ich einfach mal etwas nachdenklicher bin und mich nicht dafür rechtfertigen will oder kann. Ich meine, kennen die das nicht? Kennen die nicht dieses Gefühl, wenn man einfach nichts reden, nichts fühlen, nichts tun will? Einfach nur sein? Nun ja, ich kenne es. Und es wird jeden Tag stärker. Es fühlt sich so an, als würde mir die Luft zum Atmen fehlen. Und keiner bemerkt es, Niall. Kein einziger. Ich will nicht mehr, Niall. So oft habe ich mich wieder hochgekämpft. Doch irgendwann hat man keine Lust und keine Kraft mehr dazu.

Was mir am meisten Angst macht? Die Gleichgültigkeit, die ich verspüre. Es wäre mir sowas von egal, wenn mich ein Auto überfahren würde oder ich irgendwie umkäme. Auf der anderen Seite bin ich viel zu feige, mir etwas anzutun. Ich hasse es! Wieso bin ich ein verdammter, wandelnder Widerspruch? Wieso kann mir nicht einfach jemand die Entscheidungen abnehmen?

Es belastet mich, Niall. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Last noch tragen kann. Denn irgendwann wird mir alles zu viel werden. Ich hoffe nur, es kommt jemand, der mich noch irgendwie auffangen oder aufhalten kann. Ich hoffe es wirklich, Niall. Denn eigentlich will ich gar nicht gehen. Eigentlich.

In Liebe
Amber

10th March 2016

Sheets Of Paper [Niall Horan]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt