Ich bin schon ganz hibbelig. Denn heute muss sich Devon entscheiden, ob er bei mir bleiben will oder bei Lena.
Ehrlich gesagt habe ich Angst, große Angst, dass er sich nicht für mich entscheiden wird, denn ganz ehrlich? In den letzten zwei Tagen war ich eine riesen Zicke. Zugegeben nicht zu Unrecht, aber trotzdem. Was ist, wenn er sich deshalb gegen mich und für Lena entscheidet?
Andererseits, würde er das wirklich wagen? Denn wie würde er denn dastehen, wenn er gerade jemanden zur Ductrix ernannt hat und gleich wieder seine Entscheidung rückgängig machen würde? Das würde so aussehen, als hätte er keine Ahnung von dem, was er tut.
So gesehen hätte er keine andere Wahl, als mich zu nehmen.
,,Saphira?", Daniel steckt den Kopf in meine kleine Hütte ,,Devon möchte dich sehen."
,,Verstehe.", murmele ich und nicke ihm dankend zu, ehe ich mich auf den Weg zu Devon mache. Ich bin gespannt, sehr gespannt.
Als ich Devons Hütte sehe, merke ich, wie meiner Lunge das Atmen immer schwerer und schwerer wird. Doch als ich an seiner Tür ankomme, wird das Atmen plötzlich wieder einfach und leicht und ich trete ein, ohne zu Klopfen.
Überrascht sieht Devon von der Karte auf, über die er sich grade beugt, in der Hand einen Bleistift und mit der anderen stützt er sich auf den Tisch ab.
,,Saphira!", sagt er.
,,Ja?", antworte ich etwas schüchtern.
Was ist nur mit mir los? In den letzten Tagen hatte ich einen richtigen Höhenflug und nun ist alles wie vorher? Das kann doch nicht wahr sein!
Doch Devon scheint meinen Ton zu ignorieren und sieht mich nur nachdenklich an.
,,Ich habe über deine Forderungen nachgedacht und bin zu einem Entschluss gekommen. Doch erst einmal möchte ich dir erklären wieso ich die Entscheidung getroffen habe, die ich getroffen habe.
Ich war ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht von dir, als du mich vor die Wahl gestellt hast. Du weißt, diejenige, die eine Entscheidung verlangt, ist die Falsche. Aber andererseits habe ich dich betrogen, das ist mir durchaus bewusst. Dennoch, fand und finde ich deine Forderungen etwas übertrieben.
Möchtest du ernsthaft Lena dafür verbannen, weil sie sich in mich verliebt hat?"
Ohne nachzudenken, fange ich an zu reden: ,,Nein, Devon! Verstehst du es nicht oder willst du es nicht verstehen? Ich möchte sie nicht dafür verbannen, das sie in dich verliebt ist, da müsste ich ganz schön viele Leute verbannen. Ich möchte sie dafür verbannen, dass sie mit dir rumgemacht hat, obwohl sie wusste, dass ich deine Freundin bin, sogar schon etwas mehr als das! Und ich verlange auch gar nicht, dass ich sie verbanne. Du höchstpersönlich sollst sie verbannen!"
,,Wieso ich?", fragt er nun wütend.
,,Wieso? Weil sie, als auch du, eure Lektionen lernen sollt und müsst. Mehr verlange ich nicht. Ich will nur, dass ihr beide angemessen eure Lektion lernt, auch wenn es heftig ist."
,,Aber das ist viel zu heftig! Weißt du was Verbannung bedeutet? Sie kann nie mehr nach Bellum zurückkehren!", ruft Devon, während er wild mit den Händen rumfuchtelt.
,,Wäre die Lektion nicht heftig, würdet ihr daraus nicht lernen. Und ich kenne dich mittlerweile lange genug, um zu wissen, das die sanfte Weise bei dir nicht funktioniert. Du brauchst erst einen richtigen Arschtritt um zu lernen, und den gebe ich dir damit.", sage ich zähneknirschend.
,,Es sei denn, ich entscheide mich für Lena.", sagt Devon ruhig.
Plötzlich wird alles still.
,,Ja, es sei denn, du entscheidest dich für Lena.", stimme ich zu.
,,Dann würdest du gehen."
,,Dann würde ich gehen.", wiederhole ich langsam.
,,Wäre es für mich dann nicht viel einfacher, mich einfach für Lena zu entscheiden? Immerhin wird niemand verbannt."
,,Ja, es wäre einfacher. Aber du würdest sehr viel Vertrauen und Respekt verlieren, den man in dich hat. Wie würde es denn wirken, wenn du die Ductrix sofort wieder zurücksetzt, nachdem du sie erst ernannt hast?", werfe ich ein.
,,Ja, da hast du schon Recht.", stimmt Devon mir zu.
Es entfacht in mir irgendwie eine Art von Glückgefühl, Devon überlegen zu sein und Recht zu haben. Eigentlich hab ich ihn nur in eine Falle getrieben. Er hat keine andere Wahl, als sich für mich zu entscheiden.
Saphira, ich bin stolz auf dich!
,,Hab ich denn eine Wahl?", fragt Devon grimmig.
,,Man hat immer eine Wahl, aber ich glaube ein richtig oder falsch gibt es hier nicht und schon gar kein Zwischenweg.", sage ich leicht triumphierend.
Devon sieht mich mit hoch gezogener Augenbraue an, ehe er sagt: ,,Weißt du, mir hat mal jemand gesagt: Der, der dich vor die Wahl stellt, ist der Falsche. Ich glaube, ich weiß was er damit meinte."
Zugegeben, das hat schon wehgetan.
,,Nun bin ich aber kein der, sondern eine die. Versteh doch endlich Devon-" ,,Was soll ich verstehen? Das du mich vor eine Wahl stellst, die eigentlich keine Wahl mehr ist?", unterbricht er mich wütend.
,,Nein! Du hast mich verletzt! Du hast mich gedemütigt! Du hast mich betrogen, verdammt nochmal! Verstehst du das denn nicht? Natürlich verstehst du es nicht, du wurdest ja noch nie betrogen, ganz vergessen. Du bist nicht dumm Devon, das wissen wir Beide. Aber du bist auch nicht wirklich intelligent, sonst hättest du das nicht gemacht. Ich weiß, früher hat diese Masche sehr gut geklappt, aber sieh es ein. Zeiten ändern sich. Vor allem jetzt. Unser früheres Leben existiert nicht mehr, alles weg und damit musst du lernen umzugehen. Du musst erwachsen werden und lernen, wie es ist, Verantwortung zu übernehmen. Besonders, da du der Dux von Bellum bist."
,,Du findest also ich muss mit meinem Kopf handeln und nicht mit meinem Herzen?", fragt Devon ungläubig.
,,Meine Güte! Werde doch nicht plötzlich zu so einem Weichei! Wenn dein Herz dir sagt Bums die, nein die! Dann ja, du sollst nicht auf dein Herz hören. Manchmal hört man besser auf sein Herz, manchmal lieber auf seinen Verstand. Man muss halt den Grad dazwischen finden."
,,Also sollte ich in diesem Fall mit dem Verstand handeln?", fragt er nach.
,,Ja. Das wäre die beste Entscheidung."
,,Dann bleibt mir ja nichts anderes übrig, als mich für dich zu entscheiden.", sagt Devon Monoton.
Doch ich kann von seinem Gesicht ablesen, wie sauer er gerade auf mich ist und mir am liebsten den Kopf abreißen möchte.
,,Gute Entscheidung.", sage ich anerkennend.
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Regina Bellum - Schrammen der Verzweiflung
Ciencia Ficción****WATTYS 2016 WINNER**** -TEIL 2.- »Vertrauen ist keine Eigenschaft. Es ist ein Privileg. Doch schenkt man es dem Falschen, kann es sich leicht zur Katastrophe umwandeln.« Seit sechs Monaten herrschen im Land die vier Nationen; Bellum, Fortite...