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,,Denkt ihr wirklich, dass es noch stürmen wird?", frage ich in die Runde.

,,Ich bezweifle es schon. Bis jetzt sieht der Himmel noch ziemlich frei aus.", erwidert Liam.

Wir haben drei Kämpfer als Begleiter. Für jeden einen Beschützer, außer für Daniel, da er sozusagen selbst ein Kämpfer ist und bis aufs Blut seinen Standpunkt verteidigt hat, keinen Extra-Begleiter zu brauchen.

Mein Beschützer  heißt Liam, Eléonores Martin und Stevens Lukas.

,,Ich zweifle nicht daran, dass es stürmen wird.",  sagt Steven schulterzuckend.

,,Woher willst du das wissen? Alles sieht doch total friedlich aus.", meine ich und drehe mich leicht zu ihm.

,,Intuition.", antwortet er wahrheitsgemäß.

,,Sind wir ernsthaft wegen Stevens Intuition so früh losgeritten?", frage ich lachend.

,,Ja.", sagt Eléonore schlicht.

,,Ihr wisst schon, dass neunzig Prozent eher dafür stehen, dass er sich irrt?", grinse ich.

,,Vielleicht. Aber zehn Prozent stehen dafür, dass er Recht hat.", grinst Daniel ebenfalls.

,,Außerdem ist meine Intuition gar nicht so schlecht.", meint Steven.

,,Mhm-Hm. Okay. Mal ernsthaft, warum denkt ihr, dass es stürmen wird?", frage ich wieder ernsthafter.

,,Haben wir doch eben gesagt.", sagt Eléonore und zieht eine Augenbraue in die Höhe.

,,Nein! Jetzt wirklich? Wir sind ernsthaft wegen Stevens Intuition, das es stürmen wird, früher losgegangen?", frage ich sichtlich überrascht.

,,Wie gesagt. Ja.", nickt Eléonore.

,,Entschuldige, aber ist das nicht etwas.. dämlich?", frage ich zögernd.

,,Wieso?", schmunzelt Eleónore.

,,Keine Ahnung. Vielleicht weil Intuition kein Fakt ist?", meine ich und hebe leicht meine Stimme.

In irgendeiner Weise regt es mich schon etwas auf, das wir wegen der Intuition von Steven früher losgegangen sind. Klar, es hätte jetzt keinen riesen Unterschied gemacht, ob wir früher oder später gegangen wären, aber es ist in meinen Augen einfach dämlich, auf die Intuition anderer Menschen zu hören.

,,Saphira, Saphira, Saphira. Eines der besten Geschenke der Natur ist das Bauchgefühl. So können Menschen Gefahrensituationen vermeiden und sich in Sicherheit wiegen.", erklärt Daniel so, als würde er es gerade einem Kleinkind erzählen.

,,Ach nee. Aber bei wichtigeren Sachen würde ich eher auf andere Dinge vertrauen, als auf das Bauchgefühl.", meine ich augenrollend.

,,Und auf was? Deine Wetter-App?", fragt Eléonore ironisch.

,,Hätten wir noch Handys, dann ja.", stimme ich lachend zu.

,,Genau. Weil dir die Info Heute wird es zu sechsundfünfzig Prozent Regnen auch richtig weitergeholfen hätte.", meint Eléonore sarkastisch.

,,Ja. Na gut. Das ist jetzt nicht gerade das beste Feature an Wetter-Apps gewesen, aber an sich war es sehr nützlich, und realistischer als unzuverlässige Intuitionen.", argumentiere ich.

Im Nachhinein finde ich mein Argument schon etwas schwach. Es hört sich sogar leicht lächerlich an. Als wäre ich ein Sklave der Technologie. Ja, Technologie ist wirklich unheimlich nützlich. Aber ich wäre niemals rein handyabhängig geworden.

,,Das war schwach und das weißt du.", erwidert Eléonore lachend.

,,Jaja.", stöhne ich genervt.

,,Aber das ist jetzt nicht der Punkt. Ich vertraue auf Stevens Intuition. Immerhin lag er schon öfters im Thema Wetter richtig.", erklärt Eléonore.

Dabei hat sie gar nicht mal so Unrecht. Steven hat im letzten Monat sein Fable für Wettervorhersagen entdeckt. Auf irgendeine komische Weise, findet er es sehr unterhaltsam, das Wetter vorherzusagen. Ich finde das ein wenig öde, aber meinetwegen. Doch sich jetzt voll und ganz auf seine Intuition zu verlassen, ist meines Erachtens ein wenig zu übertrieben.

,,Und Steven? Steht deine Vorhersage für Sturm immer noch?", lache ich.

Egal was er sagt. Einen Sturm kann ich mir nicht vorstellen. Der Himmel ist so klar, wie seit langem nicht mehr und es ist einfach so unheimlich friedlich.

,,Klar.", erwidert Steven.

,,Mal im Ernst. Was macht dich so sicher, dass es stürmen wird?", frage ich nun etwas ernster.

,,Kennst du das Sprichwort Die Ruhe vor dem Sturm? Es ist wirklich ruhig. Zu ruhig. Die Vögel zwitschern auch gar nicht, sondern sind ganz still und verstecken sich, genauso wie viele andere Tiere. Und.. naja.. Intuition.", versucht Steven mir so gut es geht zu erklären.

,,Aha.", sage ich.

,,Du findest es dämlich, oder?", lacht Daniel hinter uns.

,,Jap.", stimme ich grinsend zu.

,,Es ist auch etwas dämlich.", meint Daniel.

,,Ist es nicht! Bis jetzt lag er zu siebzig Prozent immer richtig, also steht die Chance hoch, dass es diesmal auch wahr ist.", verteidigt Eléonore ihren Standpunkt.

,,Und die anderen dreißig Prozent sprechen dagegen. Hätte ich entschieden, hätte ich Nein gesagt.", grinst Daniel schief.

,,Du sagst immer Nein.", faucht Eléonore gereizt.

,,Nicht das schon wieder.", stöhne ich genervt.

,,Entschuldigung, aber der werte Herr regt sich über meine Entscheidungen auf, aber leistet selber einen Scheiß. 'Tschuldige, aber ist so.", knurrt Eléonore ironisch.

,,Du willst ja alles alleine machen.", erwidert Daniel ruhig.

Zu ruhig, und das ist ein großer Fehler. Jeder Mann, der sich halbwegs mit Frauen auskennt weiß, dass Frauen es überhaupt nicht mögen, wenn man gelassen auf ihre Gereiztheit reagiert. Das bringt eine Frau nur noch mehr zur Weißglut.

,,Wie war das?", ruft Eléonore wütend.

Wie gesagt..

,,Du bist kein Teamplayer.", sagt Daniel langsam.

,,Willst du mich eigentlich verarschen?"

,,Nein. Ich sage bloß die Wahrheit.", erwidert Daniel leicht verwirrt.

,,Weißt du was? Fahr zur Hölle!", brüllt sie und bringt ihr Pferd zum Traben.

Mit ihrem Pferd trabt sie erst einmal ungefähr fünfzehn Meter vor uns, ihr Beschützer hinterher. Ihr Beschützer tut mir gerade richtig Leid. Man merkt richtig, das Eléonore gerade keine Lust auf irgendwen hat, aber es ist die Aufgabe des Beschützers immer an ihrer Seite zu sein, um sie im Notfall zu verteidigen.

,,Die hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank.", Daniel schüttelt verständnislos seinen Kopf.

,,Es ist aber auch etwas nachvollziehbar.", verteidige ich Eléonore.

Auch wenn Eléonore etwas zu gereizt reagiert hat, war das einfach nur das ganze Zeug, das sich über lange Zeit angestaut hat.

,,Für mich nicht.", verneint Daniel.

,,Versuch sie doch zu verstehen.", gebe ich zu bedenken.

,,Ich versuch es ja, aber sie will nicht.", verteidigt Daniel sich.

,,Steven?", erwartungsvoll gucke ich zu Steven.

,,Ja?"

,,Könntest du mal bitte mit Daniel ein ausführliches Gespräch über das Thema Frauenlogik führen? Ich weiß, du bist auch ein Mann, aber vielleicht kannst du Daniel etwas besser verstehen als ich. Denn ich brauche jetzt meine Ruhe."

,,Klar.", lacht er.

Nickend trabe ich auch etwas an, ehe ich zwischen Steven, Daniel und Eléonore reite.


Regina Bellum - Schrammen der VerzweiflungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt