Seit ich Devon verziehen habe, ist er ganz anders zu mir. Er ist wirklich sehr nett und freundlich und entschuldigt sich bei jedem kleinsten Fehler, er ist ganz anders als sonst, und irgendwie gefällt mir das.
Es ist natürlich irgendwie seltsam, aber man gewöhnt sich schnell dran. Seit ich ihm verziehen habe ist er generell netter und fröhlicher und das finde ich einfach wunderbar. Endlich, seit langer Zeit, vertrage ich mich mit ihm und ja, vielleicht empfinde ich dabei auch etwas Liebe, aber dabei möchte ich jetzt nicht zu schnell sein.
Man sieht, was letztes Mal raus gekommen ist, als wir zu schnell waren. Ich denke in der Liebe geht es nicht darum, sich zu beeilen, sondern sich Zeit zu lassen. Denn nur so weiß man, ob es der Richtige ist.
Ehrlich gesagt bin ich immer noch zwiegespalten, ob Devon wirklich der Richtige für mich ist, aber die Zeit wird es zeigen.
Jedenfalls hoffe ich, dass er der Richtige ist, ansonsten mache ich hier grade einen großen Fehler.
Aber ich sollte mich erst mal ums Wesentliche kümmern. Im Moment sitze ich vor einem Haufen Papieren und denke darüber nach, wie wir unsere Jagdpatrouillen besser einteilen können, aber dank Devon kann ich mich einfach nicht richtig konzentrieren.
Ich denke sogar darüber nach, eine Woche mal rumzuexperimentieren und jeden Tag die Patrouillen zu anderer Zeit rauszuschicken um zu testen, wann es sich zum jagen am besten eignet. Vielleicht ist das nicht einmal eine so schlechte Idee.
Höchstwahrscheinlich muss ich keine Patrouillen bei Nacht losschicken, ich weiß nämlich schon mit Sicherheit, dass es hier in der Nähe keine nachtaktiven Tiere gibt, die uns wirklich ernähren könnten. Denn von Eulen können wir uns nicht wirklich lange ernähren, nebenbei bezweifle ich, dass Eulen sich gut zur Nahrung eignen.
Also auf jedenfall tagsüber. Aber was eignet sich am besten? Morgengrauen, am hellichten Tag oder Abendgrauen? Denn dann, wenn die meisten Tiere da sind, schicken wir mehrere Patrouillen raus.
In letzter Zeit ist es leider so, dass wenige Tiere sich im Wald rumtreiben, wir mussten sogar schon weiter gehen, als wir normalerweise gehen. Wir versuchen jetzt den Grund rauszufinden und versuchen erst erstmal mit verschiedenen Zeiten.
Eigentlich bin ich mir schon fast sicher, dass es nicht an den Zeiten liegt, aber man kann es ja mal probieren. Zur Not müssen wir halt weitere Strecken laufen, um unsere Tiere zusammenzukriegen.
Ich hatte bereits die Idee, ob wir uns nicht einfach irgendwelche Tiere halten können und die dann essen. Es wäre so viel einfacher.
Jeder von uns Dux hat bereits zugestimmt und die einzelnen Gehege werden bereits gebaut, aber trotzdem könnte es noch eine Weile dauern, bis die fertig sind. Solange müssen wir uns leider mit dem weitem Laufen zufrieden geben. Immerhin muss irgendwie das Essen ins Haus kommen.
Meine Konzentration wird plötzlich durch ein Klopfen gestört.
Überrascht schaue ich auf und sehe einen Boten an der Tür.
,,Ja, herein.", sage ich einfach nur.
,,Ich habe hier einen Brief für Devon Faurelios.", bringt der Bote gleich auf den Punkt.
,,In Ordnung. Leg ihn einfach auf den Tisch, ich wird ihn ihm überreichen.", nicke ich und zeige auf die Stelle auf den Tisch, wohin er den Brief legen soll.
Ohne groß etwas zu sagen, legt er den Brief auf meine angedeutete Stelle auf dem Tisch.
,,Danke.", sage ich und deute ihm zu gehen.
Der Bote hat offenbar meine Geste verstanden und geht aus der Tür.
Ich versuche mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren, aber dieser Brief lenkt meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Was da wohl drin ist? Bestimmt wieder irgendetwas mit Forititer, oder?
Ein großer Vorteil ist, das wir keine Briefumschläge haben - da das einfach eine viel zu große Papierverschwendung wäre - und ich ihn somit einfach lesen könnte, ohne, dass Devon es mitkriegt.
Aber wäre das nicht ein Vertrauensbruch?
Ja, das wäre es.
Wir haben uns gerade erst wieder versöhnt, ich möchte das Schicksal nicht wieder herausfordern. Aber andererseits bin ich so neugierig auf diesen Brief und er wird es ja nicht mitbekommen. Immerhin muss ich ihn nur wieder zuklappen und es sehe so aus, als hätte ich ihn nie angerührt.
Ich kann zwar meine Geheimnisse gut geheim behalten, aber irgendwann würde es mir wahrscheinlich wegen einem dummen Zufall rausrutschen und dann wäre ich eh geliefert.
Ich glaube, ich werde diesen Brief nicht lesen, es würde einfach nur meine Beziehung zu ihm zerstören.
Obwohl das schon etwas zu grob gesagt ist und etwas übertrieben. Es würde nicht unbedingt meine Beziehung zerstören, vielleicht etwas anknacksen, aber nicht zerstören.
Was mach ich mir eigentlich für große Gedanken? Das ist wahrscheinlich eh nur ein Brief von Christian, der über diesen Streit reden möchte, da bringt es eh nichts, ihn jetzt zu lesen. Früher oder später werde ich eh erfahren, was da drin steht.
Aber will ich wirklich so lange warten?
Ich meine ja, es könnte etwas total Unbedeutendes sein, aber was ist, wenn es etwas Bedeutendes ist?
Es ist ja schon fast gruselig, wie sehr ich grade mit mir selbst rumdiskutiere. In dieser Zeit hätte ich den Brief schon längst lesen können, ich mache mir einfach zu viele Gedanken. Wenn ich nicht will, dass es jemand herausfindet, wird es auch niemand herausfinden.
Entschlossen greife ich zum Papier und entfalte es vorsichtig, um zu wenig Falten wie möglich darein zu machen und fange an zu lesen.
Liebster Devon,
Ich weiß, zwischen dir und mir ist es nicht grade glücklich zu Ende gegangen und das bereue ich! Es tut mir Leid, dass du von dieser Saphira quasi gezwungen wurdest, mich zu verbannen und glaube mir, ich verzeihe dir. Ich kann verstehen, dass du aus Not gehandelt hast und gar keine andere Wahl gehabt hast. Natürlich liebst du deine Nation und versuchst alles, um sie aufrecht zu erhalten, aber ich muss dir etwas ganz Wichtiges sagen!
Ich bin schwanger! Ja, Devon, ich bin schwanger von dir! Ich weiß, es ist unglaublich, aber wahr. Momentan sind wir in einer verzwickten Situation. Ich weiß, du liebst mich und ich liebe dich, aber ich kann nicht nach Bellum zurück. Es sei denn, du würdest meine Verbannung aufheben. Wir könnten zusammen unser Kind großziehen. Keine Angst, mit Saphira werden wir schon irgendwie klarkommen.
Bitte antworte mir so schnell wie möglich. Ich bin grade in Wisdom, in dem Dorf Offendio.
Liebe dich,
Lena
(Das wars mit Regina Bellum - Schrammen der Verzweiflung! Vielen Dank fürs Lesen! Es wird noch einen dritten Teil geben, doch es wird etwas dauern, bis der rauskommt. Ihr könnt mir folgen und erfahrt dann sofort, wenn der dritte Teil online geht. Hoffentlich werdet ihr ihn auch noch mitverfolgen wollen. Vielen Dank an euch alle! ♥)
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Regina Bellum - Schrammen der Verzweiflung
Science Fiction****WATTYS 2016 WINNER**** -TEIL 2.- »Vertrauen ist keine Eigenschaft. Es ist ein Privileg. Doch schenkt man es dem Falschen, kann es sich leicht zur Katastrophe umwandeln.« Seit sechs Monaten herrschen im Land die vier Nationen; Bellum, Fortite...