Zwei Wochen später
Ich war nervös. Mein Flugzeug ging in fünfunddreißig Minuten. Meine Mutter, mein Vater und meine zwei Freundinnen waren mitgekommen, um sich von mir zu verabschieden. Zuerst umarmte mich mein Vater Lukas. "Viel Spaß dort. Und halt die Ohren steif!", sagte Dad. Dafür erntete er einen warnenden Blick von Mama. Papa hasste Englisch, genau so wie ich. Ich hasste es nicht so wirklich, aber ich konnte es nicht ausstehen, dass meine Mutter immer irgendwelche Ideen ausbrütete.Danach drückte mich Mom. "I wish you an interesting time, my dear. I'll miss you!", sagte sie unter Tränen. Dann kuschelten sich Alex und Saskia an mich.
"Komm ja nicht als Jungfrau zurück!", witzelte Alexa leise und wurde dafür mit einem Rammen meines Ellbogens in ihre Seite von mir bestraft. Saskia war etwas einfühlsamer und ruhiger. "Bitte komm gesund und glücklich wieder zurück. Und ich vermisse dich jetzt schon!" Ihr traten Tränen in die Augen. Ich drückte sie noch einmal, dann musste ich aber gehen. Zwanzig Minuten noch ... Mein Bauch meldete sich. Ich zitterte am ganzen Körper vor Angst. Ich war noch nie alleine in ein anderes Land geflogen. Was würde geschehen, wenn mein Reisepass nicht gültig wäre? Oder wenn das Flugzeug abstürzte?! Noch fünfzehn Minuten. Ich ging durch den Sicherheitsschranken. Und ... ich hatte keine Pistole oder sonst was mit. Gut so.Wenig später ging ich den langen Gang entlang zum Flugzeugeingang. Ich hörte lautes Dröhnen und Brummen. Ich war neugierig und furchtbar aufgeregt. Wie würde die Familie sein? Hoffentlich nicht zu streng. Ich wollte wenigstens ein bisschen Freizeit haben. Jetzt, wo endlich Sommerferien waren.
Nach weiteren zehn Minuten wurde eine Ansage gehalten, dass wir uns anschnallen sollten, weil wir in ein paar Minuten losflogen. Mir rann der Schweiß an der Stirn herunter.
Ich saß neben einer alten Frau, die auch auf dem Weg nach London war. Ich schätzte sie auf ungefähr fünfundsiebzig Jahre. Und das stellte sich dann auch als richtig heraus. Wow, war ich gut im Schätzen!
Das Flugzeug startete. Ich wurde nach hinten in den Sitz gedrückt. Mein Magen fühlte sich so seltsam an. Als würde jemand meine Innereien umdrehen und damit Tennis spielen. Dann waren wir endlich in der Luft. Eine Stewardess ging mit einem Speise - und Getränkewagen durch. Ich kaufte mir eine Cola und einen Schokoriegel. Die Frau neben mir - sie hieß Sybille - bestellte das Gleiche. "Und wieso fliegen Sie nach London?", fragte sie nach einer Weile.
"Wegen meinen Englischnoten. Meine Mutter wollte, dass ich mich verbessere, obwohl ich eine Zwei habe! Ich werde für vier Wochen bei einer Gastfamlie wohnen", erklärte ich.
"Bist du etwa Elena Cover? Obwohl nein, das wäre ein sehr großer Zufall."
"Ja, das stimmt!" In meinem Kopf begann es zu rattern. Hatte ich etwas verpasst? Kannte ich diese Dame? War sie vielleicht sogar eine Nachbarin?
"Das Mädchen, das zur Familie Whitehouse kommt?" Ich nickte. "Das ist toll. Diese Familie wirst du lieben! Sie sind zwar etwas chaotisch, aber lieb", versicherte mir Sibyille. "Als ich in deinem Alter war, flog ich ebenfalls nach London. Ich war genauso aufgeregt wie du gerade, aber im Endeffekt war es dann der schönste Urlaub in meinem ganzen Leben", erzählte sie mir begeistert. Wir redeten noch über dies und das (ich erfuhr, dass sie meine Gastfamilie kannte), bis wir die Nachricht hörten, dass wir uns wieder anschnallen mussten, denn wir würden in wenigen Minuten landen."So. Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe. Ich hoffe wir sehen uns wieder! Bis bald!", rief Sibylle noch, dann verschwand sie in der Menge der Menschen. Im Gebäude drinnen bahnte ich mir einen Weg durch das Gedränge zum Laufband, wo die Koffer und die anderen Sachen zun Abholen waren. Viele Taschen, Rucksäcke und Koffer fuhren vorbei, bis endlich mein Blauer mit den gelben Emojis zum Vorschein kam. Ich packte ihn und stellte ihn auf den Boden. Etwas abseits setzte ich mich darauf und hoffte, dass sich die Familie beeilen würde. Ich hatte Angst, dass sie mich womöglich vergessen hatten. Ich wartete und wartete und es kam keiner. Langsam wurde ich unruhig. Fünfzehn Minuten saß ich jetzt schon hier. Immer wieder kamen neue Flugzeuge, andere flogen wieder ab. Rund um mich wuselten die Menschen umher. Gesprächsfetzen drangen an meine Ohren. "Haley, oh my god, I missed you sooo much!"
"I"m very hungry. Let's go home."
Auf diese Ablenkung konzentriert tippte mir plötzlich jemand auf die Schulter.
"Are you Elena Cover?", fragte eine helle Stimme. Ich drehte mich um und musterte das Mädchen vor mir. Sie hatte ein fröhliches Gesicht und war sehr kindlich angezogen, wobei ich mir sicher war, dass sie älter als zehn war. "Hello. I'm Alice and I'm twelve years old. I'm the youngest, and sweetest child of your guest parents! Come with me!" Ich stand auf und zog mein Gepäck hinter mir her. Ich wurde mit lächelnden, aber erschöpften Gesichtern empfangen. "Welcome in London and in our family, Elena. I'm Elliot. Sorry. We are too late. Again ... ", entschuldigte sich ein Mann mit einem Dreitagesbart. Sein Akzent gefiel mir. Mein Name klang auf Englisch sehr lustig. Zwar nicht viel anders, aber trotzdem unterschiedlich."Oh, Elena! It's such a great thing, that you finally arrived. Sorry for our delay." Angelina, die Gastmutter war eine kleine, eher mollige Frau, die aber einen sehr liebenswerten Eindruck machte. Danach gab mir Jack die Hand. Er hatte irgendwie ein freches Grinsen im Gesicht. Und dann kam dieser Orion ... Wow! Ähm ich meinte natürlich, dass er ganz okay aussah. Braune Haare, braune Augen. "Hi ", sagte er. Ich lächelte ihm zu. Wir fuhren in einem großen Auto richtung Norden.
"How was the flight, Elena? I hope it wasn't too exhausting", vergewisserte sich Angelina und betrachtete mich durch den Rückspiegel. Ich fand es interessant, dass die Familie extra mit zwei Autos gefahren war.
Ich verneinte und setzte immer mein freundlichstes Lächeln auf. In diesem Moment kam mir Sybille in den Sinn. "Oh, I met a woman called Sybille. Do you know her?"
Ich erfuhr, dass sie in einem Haus in der Nähe wohnte und sie eine gute Freundin von Angelina war.
Nach zwanzig Minuten Fahrzeit bogen wir in eine Seitenstraße ein und blieben in einer Einfahrt stehen. Das Haus war weiß und sehr schön dekoriert mit vielen Blumen. Als ich in der Einganshalle stand, nahm ich den Geruch von Veilchen wahr. "Do you want to take a shower?", fragte meine Gastmutter. Ich nickte. Sie überreichte mir ein großes, weißes Handtuch. Damit ging ich in das ebenfalls große, fremde Badezimmer. Ich schaute mich um. Weiße Fliesen, weißer Boden ... Alles weiß. Sogar die Shampooflaschen waren weiß. Ich zog mich langsam aus und stellte mich unter das kalte Wasser. Es munterte mich auf. Dadurch war ich nicht mehr ganz so müde. Ich war gespannt, was mich noch alles erwarten würde ...
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Two hearts, one love
Storie d'amoreIst eine Zwei in der Schule wirklich so schlecht? Elena macht den üblichen Teenagerstress mit ihren Eltern durch und muss für vier Wochen nach London zu einer Gastfamilie ziehen, um ihre Noten zu verbessern. Das Mädchen kommt zu einer chaotischen, a...