"Hello, my darling!", zwitscherte meine Mutter am anderen Ende der Leitung. Es war Sonntagabend und wir hatten gerade gegessen. Mein Bauch fühlte sich schön voll an. "Hello, mum."
"How are you today?"
"I'm happy."
"That's good ... Sorry ..." Sie sprach nicht weiter. Ich verstand und sagte ihr, dass es egal war. Ich beendete das Gespräch nach gefühlten Stunden und kehrte in die Küche zurück. "Ah, Elena. Are you bored?", wollte Angelina wissen. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "No way! I'm happy!" Sie lachte und räumte Teller in den Schrank neben dem Esstisch. "I'm so proud of you, Elena. You're studying English every day! I'm glad about this", versicherte sie mir. Ich war geschmeichelt. "Thank's."
Danach machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. An diesem Abend war ich so erschöpft, dass ich in wenigen Augenblicken einschlief und von Orion und seiner Familie träumte.
Am nächsten Tag, dem Montag, würde ich wieder einmal von Claudia ausgequetscht. Es ging natürlich um Orion. "How often do you kiss him? Do you love him? Is Orion friendly?" Nur unsinnige Fragen. Es war doch klar, dass ich Orion liebte! Jeden Tag holte mich mein Freund ab, danach machte ich meine Hausaufgaben. Der Nachmittag war frei und - meistens zumindest - entspannend. Heute war Freitag. Orion hatte mich eingeladen, mit ihm ins Kino zu gehen. Wir schauten uns 'Titanic' an. Ich heulte, als Leonardo DiCaprio im eiskalten Meer versank. Die ganzen drei Stunden hielt Orion meine Hand. Der Film war eine tragische Liebesgeschichte. Das Problem war, dass er auf Englisch war. Alles konnte ich nicht verstehen, aber den Großteil schon. Ich befand mich zwar erst zwei Wochen in London, aber ich kam langsam ins Englische rein.
Nachher hatten wir Hunger. Wir gingen zu McDonald's. Ich wählte einen Cheeseburger; Orion das Gleiche. Am Abend kamen wir heim. Die Familie hatte ohne uns gegessen, was auch ausgemacht gewesen war. "How was the movie? Was it sad?", fragte Angelina. "Yes!", stimmte ich ihr zu und verzog mein Gesicht. "I don't want to watch it again." Alle lachten - ich auch.
In dieser Nacht wachte ich ein paar Mal auf um aufs Klo zu gehen und zu würgen. Irgendetwas war in dem Cheeseburger gewesen, das ich nicht vertragen hatte. Ich kotzte mir die Seele aus dem Leib.
Beim Frühstück aß ich nicht viel; nur ein paar Bissen Brot. Angelina machte sich Sorgen um mich. Ich erklärte ihr, dass es von dem Essen gestern bei McDonald's war. Doch das beruhigte sie nicht im Geringsten. Sie befahl mir, mich hinzulegen. Nach zehn Minuten brachte sie mir einen Tee und eine Schüssel voll Hühnersuppe. Meine Gastmutter ging wieder. Ich nahm den Löffel in die Hand und kostete die heiße Brühe. Sie schmeckte natürlich super, mein Appetit war jedoch so klein wie ein graues Mäuschen.
"Hi." Ich hatte Orion nicht bemerkt. "Wie geht's dir?"
"Mh ... Ich weiß nicht. Besser, würde ich sagen."
Mein Freund setzte sich zu mir auf die Bettkante. "Ich hoffe, du bist am Sonntag nicht mehr krank", murmelte er.
Ich war verwirrt. Was war übermorgen? Hatte ich etwas verpasst? Überhört?
"Was ist an diesem Tag?"
"Der Geburtstag von ... Kim." Seine Stimme brach. Plötzlich sah er unglaublich traurig aus und er musste sich das Weinen verkneifen. Ich nahm ihn in die Arme.
"Wer ist Kim?"
"Meine ... Schwester. Die vor einem Jahr gestorben ist. Sie hatte einen Herzfehler und ... starb ein paar Stunden nach der Geburt." Jetzt weinte mein Freund leise. "Oh, das wusste ich nicht."
"Woher denn auch?", sagte er und schniefte. "Meine Eltern sind darüber noch immer nicht hinweggekommen. Mum weint glaube ich, jeden Tag, wenn wir Kinder nicht in der Nähe sind. Dad tröstet sie dann. Bei meinem Vater bin ich mir nicht so sicher, aber Mum weint auf jeden Fall. Man kann sie hören, wenn man vor ihrer Zimmertür steht und genau lauscht."
Ich streichelte Orions Rücken.
"Das tut mir leid."
Orion seufzte und schloss seine braunen Augen. Ich wusste nicht, was ich für ich machen konnte, außer ihn im Arm zu halten. Ich hoffte, es genügte.
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Two hearts, one love
RomanceIst eine Zwei in der Schule wirklich so schlecht? Elena macht den üblichen Teenagerstress mit ihren Eltern durch und muss für vier Wochen nach London zu einer Gastfamilie ziehen, um ihre Noten zu verbessern. Das Mädchen kommt zu einer chaotischen, a...