Am Sonntag herrschte Trauerstimmung im Haus meiner Gastfamilie. Orion kam in mein Zimmer und brachte mir eine Tasse mit dampfendem Kirschtee. "Danke", flüsterte ich und lächelte.
"Bitteschön, Schatz." Mein Freund schmunzelte kurz. Ich fühlte mich schon viel besser. Ich war schon wieder fast gesund. "Seit wann bin ich dein Schatz?", fragte ich überrascht.
"Mh, ich finde es süß, wenn ich dich so nenne."
"Und ich finde deinen Akzent zum Anbeißen!", erwiderte ich und grinste.Nach einigen Sekunden nimmt Orion wieder das Wort in die Hand. "Wie geht's dir?", fragte Orion, nachdem er sich auf die Bettkante gesetzt hatte.
"Schon viel besser. Ich fühle mich beinahe wie neugeboren", sagte ich fröhlich, doch dann fiel mir Kim wieder ein.
"Ja, das ist gut ...", murmelte Orion und betrachtete meine Haare.
"Wie lange hast du dich schon nicht mehr gekämmt?"
Ich kicherte. "Seit Freitag?"
Mein Freund drückte mir einen Kuss auf die Stirn, dann sagte er, er müsse noch etwas erledigen. Ich blieb allein zurück.
Nach ungefähr zwei Stunden schlafen war ich so ausgeschlafen, dass ich kein Auge mehr zubekam. Zu Mittag holte mich Orion zum Essen. Angelina hatte nicht viel gekocht, und es schmeckte ein wenig geschmacklos.
Als wir alle bei Tisch saßen, fühlte ich mich ziemlich unwohl in meiner Haut. Ich gehörte hier irgendwie nicht hin. Das Gefühl überkam mich noch stärker. Ich wünschte, Kim wäre hier und die Familie könnte glücklich sein. Aber so war es mir schon immer gegangen. Wenn andere Menschen traurig waren, hatte ich das Gefühl, dass ich alles falsch machte.
"Elena? Are you finish?" Die ganze Familie guckte mich an. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass ich nichts mehr aß.
"No, sorry." Schon wieder hatte ich etwas falsch gemacht. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Nach dem Essen half ich Angelina beim Abwaschen. Ich musste mich jetzt einfach mal nützlich machen. Außerdem konnte ich eh nicht mehr liegen. Mein ganzer Körper schmerzte schon.
"Oh, Elena. You are sick! Lay down in your bed and sleep for a while. That's better for you, I promise."
"Thank's, but I'm feeling great", winkte ich ab.
Angelina schaute mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
"Okay, not great, but good", verbesserte ich mich.
Sie seufzte.
"I want to do something, because my body hurts. Do you understand?", wollte ich ihr erklären.
"Yes", bestätigte sie mir. Ich trocknete weiter ab. Als das letzte Geschirr trocken war, verließ ich die Küche und machte mich auf den Weg zu Orion.
"Orion?" Ich klopfte leise an die Tür. Sie wurde aufgemacht. Mein Freund saß bei seinem Laptop und chattete mit ... Alison!? Ich kam näher.
"Sie schreibt das erste mal seit Wochen mit mir!" Orion war erfreut darüber, das sah man ihm deutlich an.
Ich las, was sie bis jetzt geschrieben hatten.
Alison: Hi
Orion: Hi! Endlich meldest du dich wieder!
Alison: Ja ... Wie geht's?
Orion: Nicht schlecht. Natürlich zu beachten, dass du mir gefehlt hast.
Alison: Oh, es tut mir so leid. Ich habe mich einfach schrecklich benommen.
Orion: Ich verzeihe dir :)
Alison: Danke :D
Das Mädchen schien echt nett zu sein. Plötzlich spürte ich ein seltsames Gefühl in meiner Brust. War ich etwa eifersüchtig? Ich versuchte so gut wie möglich, meine Gefühle hinunter zu schlucken, doch das Gefühl blieb. Ich las weiter.
Orion: Was machst du gerade?
Alison: Nichts ... Hast du Lust mich zu sehen?
Orion: Okay, meinst du das ernst?
Alison: Was denkst du denn! Sonst würde ich schließlich nicht asken.
Bis dorthin hatten sie geschrieben. Orion war gerade dabei, ihr zurückzuschreiben. Er schickte die E-Mail ab.
Orion: Gut, ich komm zu dir, denn du weißt ja ... was heute ist.
Dann sprang Orion auf und umarmte mich. "Freust du dich für mich?", fragte er und schaute mir kurz in die Augen.
Ich nickte nur. Ich wollte nicht so unglücklich aussehen, aber irgendwie wusste ich nicht recht, wie ich das alles finden sollte.
Der Laptop piepte. Alison hatte zurückgeschrieben.
"Ja, ich weiß. Das tut mir alles so leid ...
Mein Freund nahm meine Hand und ging hinaus in die Eingangshalle. Während er sich seine schwarze Jacke und die Turnschuhe überstreifte, fragte er: "Wir treffen uns am Ende der Straße, kommst du mit?"
Ich hatte keine Lust, den beiden zuzuhören und vielleicht auch noch vollkommen eifersüchtig zu werden.
"Nein, lieber nicht. Danke. Ich leg mich noch einmal hin. Ich bin müde."
Ich gähnte, damit meine Lüge glaubhafter wurde.
"Okay, schade. Schlaf gut!" Er drückte kurz seine Lippen auf meine, worauf ich wieder dieses Prickeln verspürte, dann machte er die Tür auf und schloss sie wieder.
Ich blieb noch weitere Minuten so stehen. Mir war das ganz und gar nicht recht, dass sich diese Alison wieder gemeldet hatte. Obwohl es Orion glücklich machte ... Diese blöde Eifersucht! Ich hasste sie!
Ich drehte mich abrupt um und verschwand in meinem Zimmer. Langsam ließ ich mich auf mein Bett sinken und schloss die Augen. Im Sitzen konnte ich sowieso nicht einschlafen. Doch schließlich wurde mir so langweilig, und es kamen so viele grausame Gedanken, dass ich beschloss, Englisch zu lernen.
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Two hearts, one love
RomanceIst eine Zwei in der Schule wirklich so schlecht? Elena macht den üblichen Teenagerstress mit ihren Eltern durch und muss für vier Wochen nach London zu einer Gastfamilie ziehen, um ihre Noten zu verbessern. Das Mädchen kommt zu einer chaotischen, a...