Am nächsten Tag ging ich vormittags spazieren. Ich setzte mich auf die Bank, auf der ich meinen ersten Kuss bekommen hatte. Ich genoss die Sonne, die sich ausnahmweise einmal zeigte. Da war es mir in Deutschland lieber. Da konnte man auch in Freibäder schwimmen gehen; nicht nur in Hallenbäder, wie ich hier vermutete.
Nach einer Weile machte ich die Augen auf und bestellte mir ein Taxi zum Krankenhaus. Dort angekommen besuchte ich Orion.
"Ich hoffe, dass ich bald raus kann. Ich fühle mich zumindest schon wieder gesund", meinte mein Freund und grinste mich an. Ich schmunzelte. "Ja, das wäre toll." Plötzlich musste ich an das nächste Wochenende denken. Das war mein Letztes hier in London. Nächste Woche würde ich zwar noch den Freitag Nachmittag und den Samstag haben, aber ich würde bestimmt die ganze Zeit an zu Hause denken müssen. Ich wollte hier nicht weg. Saskia und Alexa vermisste ich natürlich, aber igendwie würde ich auch Alice, Jack, Angelina, Elliot und am meisten Orion vermissen.
"Wieso zeigen deine Mundwinkel so nach unten?", riss mich mein Freund auf einmal aus meinen Gedanken. "Äh ... Keine Ahnung. Sorry. Es ist ... alles gut." Wahrscheinlich, weil die vier Wochen bald vorbei waren.
Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es sechs Uhr Abends. Ich hatte Hunger und freute mich schon auf das Essen von Angelina. Das würde ich auch vermissen, wenn ich wieder in Deutschland wohnen würde.
Ich drückte Orion noch einen Kuss auf die Lippen, dann machte ich mich auf den Weg nach Hause. Daheim angekommen vernahm ich einen leckeren Duft aus der Küche.
Es gab Fish and Chips - mein Lieblingsessen seit ich in London war. Um acht Uhr schob ich eine DVD in den Rekorder und guckte sechsundachzig Minuten lang einen englischen Film. Ich hatte alles verstanden. Das freute mich irgendwie. Heute ging ich bald schlafen. Vorher schickte ich Saskia und Alex noch eine Sms:
Mir geht es gut. Dir hoffentlich auch! Vermisse dich, bb! Gute Nacht.
Saskia schrieb zurück:
Ja, mir gehts gut. Alex übernachtet bei mir. Wir lachen die ganze Zeit, aber mit dir ist es lustiger. Bis in einer Woche! :*
Danach legte ich mich ins Bett und dachte über viele Sachen nach, an die ich eigentlich nicht denken sollte.
Nach dem Wochenende bekamen wir in der Schule die Ankündigung, am Donnerstag einen Test zu haben. Die Ergebnisse würden wir am Freitag erfahren. Das hatte mir noch gefehlt! Ich seufzte und versenkte den Zettel mit dem Teststoff in meiner Tasche. Nachher besuchte ich wieder einmal meinen Freund. Ihm ging es inzwischen schon sehr gut. Er hatte wirklich Glück gehabt.
"Hi, Elena. Wie geht's?", begrüßte mich Orion und setzte sich auf. Das war das erste Mal.
"Hey, du musst ja gar nicht mehr liegen! Das ist ja toll!", bemerkte ich und grinste. "Mir geht es gut, bis auf das, dass wir in vier Tagen einen Test haben."
"Ach, das schaffst du schon. Ich kann mir dir lernen. Ich hab Zeit."
"Das ist nett, danke. Wollen wir gleich anfangen?", fragte ich und packte meine Bücher aus. Plötzlich schlug Orion seine Decke zurück und schwang seine Beine über die Bettkante. "Da du gestern ja nicht hier warst um mir Gesellschaft zu leisten, habe ich mich selbst beschäftigt", sagte mein Freund und stand nun auf seinen Füßen. "Oh mein Gott! Hast du einen Gips bekommen, mit dem man etwa gehen kann?! Wann kannst du raus?"
Orion lächelte glücklich. "Wahrscheinlich in zwei Tagen, vielleicht auch schon morgen Abend." Ich freute mich. Dann konnte ich ja noch ein paar Tage mit Orion verbringen.
Nach zwei Stunden lernen rauchte mir der Kopf. Ich fuhr mir einem Taxi nach Hause und aß mit der Familie zusammen. Dieses Mal sogar vor dem Fernseher! Irgendwann - keiner schaute auf die Uhr - klingelte das Telefon. Von Angelina erfuhr ich, dass Mama am Nachmittag angerufen hatte. Deswegen hob ich gleich ab und erzählte meiner Mutter von dem Test, und dass ich mit dem Sohn meiner Gasteltern lernen wollte. Sie wusste nicht, dass ich einen Freund hatte. Ich verschwieg es auch dieses Mal wieder. Um halb zehn ging ich ins Bett und hoffte, dass Orion morgen entlassen werden würde.
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Two hearts, one love
RomanceIst eine Zwei in der Schule wirklich so schlecht? Elena macht den üblichen Teenagerstress mit ihren Eltern durch und muss für vier Wochen nach London zu einer Gastfamilie ziehen, um ihre Noten zu verbessern. Das Mädchen kommt zu einer chaotischen, a...